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Bild der 33. Woche - 17. bis 23. August 2009
Ein Aufklärer par excellence war der englische Maler Joseph Wright of Derby. Seine Stellung ist singulär und in Deutschland höchstens mit derjenigen Caspar David Friedrichs zu vergleichen. Allerdings stammt Wright aus einer älteren Generation. Er repräsentiert das frühe Industriezeitalter in England und verkörpert in Leben und Werk die enorme Neugierde seiner Generation auf alle Phänomene der Natur. Wright verkehrte in den Kreisen der englischen Gesellschaft, die als Lunar Society (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Lunar_Society) bekannt wurden. Bisher befand sich erst ein Gemälde Wrights in einem deutschen Museum, in der Gemäldegalerie in Berlin. Seit 2008 besitzt nun auch das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud diese Nachtansicht von Dovedale. Das Bild lohnt die nähere Betrachtung, denn auf den ersten Blick gibt die mondbeschienene Landschaft ihre Geheimnisse nicht preis. Natürlich wollte Wright effektvoll malen, aber er beläßt der Nacht die Dunkelheit. Nach einer Weile werden stets mehr Details sichtbar, so die getupften Lichtpunkte - ein Stilmittel des Engländers, das mehr ist als eine optische Spielerei, sondern ein Experiment mit der Wahrnehmung, das auf die Impressionisten voraus weist. Wright läßt den Mond gar nicht selbst erscheinen, sondern verbirgt ihn hinter dem Geäst. Es ist seine Wirkung, die ihn interessiert, ganz undramatisch und gleichwohl faszinierend. Das Prinzip der "Candlelight Pictures" mit verdeckten Lichtquellen wird hier auf eine Landschaft übertragen. Felsen und Bäume werden zu Bildpersonal. So simuliert das Gemälde auf bezwingende Weise eine für das Halbdunkel typische optische Erfahrung. Erst allmählich gewöhnt sich sozusagen das Auge an die Dunkelheit und beginnt in den dunklen Partien des Bildes die Details zu entdecken. (Die dunklen Partie sind viel differenzierter, als es die digitale Reproduktion hier erahnen läßt.) Bei der dargestellten Landschaft handelt es sich um das Tal des Dove in Derbyshire (White Peak). Heute gehört dieser 3 Meilen lange Abschnitt von Kalkfelsen zum Peak-District-Nationalpark. Die vom Fluss bizarr geformten ehemaligen Korallenformationen sind teilweise von Moos und Flechten bewachsen. Derbyshire galt seinerzeit als ein geologisches Musterbuch der Natur und war - wie heute noch - Anziehungspunkt des frühen Tourismus. Die Datierung des Bildes ist nicht ganz sicher. Man nimmt an, dass das Gemälde stilistisch nach Wrights Italienaufenthalt 1773-75 anzusetzen ist. In seinem Rechnungsbuch ist unter den Gemälden aus der Mitte der 1780er Jahre ein "Small Moon light without y.e Moon appearing" verzeichnet, welches für 26 Pfund an Sir Brooke Boothby verkauft wurde. Im Jahre 1786 malte Wright eine Ansicht des Dovetals bei Tageslicht mit einer italienischen Flusslandschaft als Gegenstück, beide mit ähnlichen Maßen wie bei unserem Bild. Ebenfalls 1786 werden eine etwas größere Tages- und eine Mondansicht von Dovedales datiert. Eine Entstehung unseres Gemäldes Mitte der 80er Jahre scheint also ganz plausibel. Der Rahmen ist original bzw. stammt zumindest aus der Epoche des Gemäldes.
A. BlühmR. Krischel