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Das feurige Schwein  - oder: Schwein haben!

Bild der 7. Woche - 12. bis 18. Februar 2007

Detail
Japan, Kalenderblatt (egoyomi) zum Wildschweinjahr, datiert 1791, Holzschnitt (surimono), 13,9 cm x 10,2 cm, Museum für Ostasiatische Kunst Köln, Inv. Nr. R 71,83

In der Bildnische eines japanischen Wohnzimmers, die der Jahreszeit entsprechend dekoriert ist, hängt links eine Hängerolle. Neugierig und keck lugt das Wildschwein aus herbstlichen Grässern ins Bildzentrum. Doch die Glücksymbole der Raumdekoration deuten auf den Jahresbeginn hin. Eine junge Kiefernpflanze steht unter der Hängerolle in einem Pfanzentopf und drückt als Symbol langen Lebens die Neujahrswünsche aus. Auch die Adonis sibirica (jap. fukuju-sô) ist in Japan ein Sinnbild des langen Lebens, etwa vergleichbar mit Schneeglöckchen oder Krokussen, den Vorboten des Frühlings in unseren Breiten. Kiefer und Adonis zusammen verheißen also doppeltes Glück. Das kreisrunde „Mondfenster“ im Bild, dessen Bogen rechts angeschnitten ist, bietet mit Zierfelsen und einem blühenden Pflaumenast (Prunus) die Aussicht auf einen frühlingshaften Garten. Die Pflaumenblüten sind auch Teil des Blumen-Arrangements auf dem Tisch: mit Pfauenfeder, Farnblatt und weißer Narzisse verbinden sie sich zum Neujahrsgruß. Auf einem Buchschuber mit mehreren Bänden ist die Jahreszahl wie ein Buchtitel vermerkt: 3. Jahr der Kaiser-Ära Kansei (= 1791). Unter dem Tisch stehen die Angaben des Malers: gemalt zum glücklichen Anlaß von Rankokusai. Das heißt, dieses Kalenderblatt (egoyomi) wurde für das Neujahr 1791, zum Jahr des Schweins gedruckt. Es wurde als private Edition (surimono) unter Freunden, Geschäftspartnern, innerhalb Dichterzirkeln etc. verteilt. Noch heute kauft man sich seinen Kalender in Japan nicht selbst, sondern man erhält ihn zum Geschenk und verschenkt selbst welche. Im Jahr 1791 feierten auch die Japaner noch das traditionelle chinesische Neujahr nach dem Mondkalender. Heute wird dieses alte Fest zusätzlich zum westlichen Neujahr nur noch auf dem Land gefeiert, wo man der Natur und den alten Traditionen noch näher verbundenen ist. Der zweite Neumond nach der Wintersonnenwende (21.12.) fällt in diesem Jahr auf den 18. Februar. Damit beginnt nach dem chinesischen Mondkalender die Regentschaft des (Feuer-) Schweins. Die Chinesen lieben das Schwein. Chinesische Eltern planen die Geburt ihres Wunschkindes so ein, dass es im Jahr des Schweins zur Welt kommt. Im Jahr des Schweins Geborene sagt man Offenheit und eine positive Einstellung zu anderen Menschen nach, Loyalität gegenüber Freunden, Tüchtigkeit, Lebenslust, Zufriedenheit mit sich und der Umgebung sind weitere Tugenden der im Jahr des Schweins geborenen. Wer also in diesem Jahr Geburtstag feiert, hat echtes „Schwein“ gehabt!

B. CleverA. Schlombs