Bild der 39. Woche - 22. bis 29. September 1997
In Äußerungen zu seinen Bildern macht Emil Nolde, der Maler dieser roten und gelben Rosen aus dem Jahre 1907 (Museum Ludwig, ML 76/2759), deutlich, wie die blühende Pracht der Blumen den Maler dazu bewegen kann, diese Schönheit im Bild festzuhalten: " ... Kleine, reiche, schön gepflegte Gärten und mit Buchsbaumrabatten umzogen, und immer viele Blumen .... Die Farben der Blumen zogen mich unwiderstehlich an und fast plötzlich war ich beim Malen. Es entstanden meine ersten Gartenbilder. Die blühenden Farben der Blumen und die Reinheit dieser Farben, ich liebte sie." Als Vierzigjähriger malte Nolde dieses Rosenbild. Wie man seinem Text weiter entnehmen kann, ging es ihm dabei nicht nur um die bloße Wiedergabe der Farben, er verstand die Blumen auch in einem tieferen Sinn als einem Schicksal unterworfene Lebewesen. Indem er sie malte, hielt er einen Augenblick dieses Schicksals - den Augenblick mit der größten Schönheit - im Bild fest: "Ich liebte die Blumen in ihrem Schicksal: emporsprießend, blühend, leuchtend, glühend, beglückend, sich neigend, verwelkend, verworfen in der Grube endend. Nicht immer ist ein Menschenschicksal ebenso folgerichtig und schön." Zwei Jahre nach diesem Bild hörte Nolde für längere Zeit auf, die 1906 begonnene Serie von Garten- und Blumenbilder zu malen. In seiner Malerei suchte er eine stärkere Ausdrucksmöglichkeit als es ihm das Thema der Blumen erlaubte: "Die kleinen Gartenbilder, welche mit ihrer frischen, lichten Farbigkeit die Gunst der Menschen fanden, malte ich nicht mehr. Es war dies eine Ecke, an der ich künstlerisch hätte straucheln können, wenn der kleine Erfolg mir zum großen und erfüllenden Lebensziel geworden wäre."
T. Nagel