Bild der 37. Woche - 8. bis 15. September 1997
Kostbarer Stoff, Spitzen, Perlen, Rose - dies waren im Jahre 1639, als ein Kölner Maler dieses Porträt schuf, Attribute des Außergewöhnlichen, des Reichtums, des "Adels". Wie man anhand des Wappens in der linken oberen Ecke des Gemäldes (Wallraf-Richartz-Museum, WRM 2252) erkennen kann, handelt es sich bei der schönen, jungen Frau um Maria Jabach (1615 - 1642), Tochter des Kölner Ratsherren und Amtmannes Everhard Jabach III. Ihr Bruder war der bedeutende Kunstsammler und Bankier Everhard Jabach IV. Der Jahresangabe auf dem Bild ist zu entnehmen, daß Maria 24 Jahre alt war und kurz vor ihrer Hochzeit mit dem Kölner Ratsherren Dr. Eitel Friedrich Wintzler stand. Leicht und zart hält Maria die Rose in der Hand, den Stil nach innen, die Blüte nach unten. Es geht ihr - bzw. dem Maler - nicht darum, die Rose dem Betrachter zu präsentieren. Es soll nicht gezeigt werden, daß die angehende Ehefrau eine Rose z. B. von ihrem Bräutigam erhalten hat. Die Blume wird eher zurückhaltend, nebensächlich gehalten. Und dennoch ist das Gemälde stärker von dem Thema der Rose geprägt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Vor dem dunklen Kleid leuchtet die Rose unübersehbar und zugleich nehmen die Falten des Vorhanges im Hintergrund in ihrer starken Farbigkeit Form und Farbe der Rose auf. Die Stoffbahnen sind so gelegt, daß der Eindruck einer im Ausschnitt gezeigten riesigen Rose entsteht. Zwei Indizien lassen es als relativ sicher erscheinen, daß hier das Thema der Rose unter der Überschrift ‘Symbol der Liebe’ vorgetragen wird: das Bild entstand kurz vor der Hochzeit Marias 1640 und die Form der Darstellung (Hinwendung des Körpers nach links, kompositorischer Bildschwerpunkt rechts) läßt ein Gegenstück, ein weiteres vermutlich nicht mehr existierendes Gemälde erwarten, welches den zukünftigen Ehemann in entgegengesetzter Haltung, nach rechts gewendet, gezeigt haben wird.
T. Nagel