Bild der 36. Woche - 1. bis 8. September 1997
Der Gedanke an Darstellungen von Blumen in der Malerei läßt fast unweigerlich das Bild der Sonnenblumen van Goghs vor Augen treten. Müßte das bekannteste Blumenbild der Welt nicht die Rose zum Gegenstand haben, die Königin der Blumen? Keine andere Blume hinterläßt vergleichbare Spuren im Leben des Menschen. Ihre Form, ihre Farbe und ihr Duft haben sich in der Kunst durch Wort und Bild verewigt. Ihre Schönheit inspirierte die Baumeister zu den Rosettenfenstern der Gotik. Die mit der Rose verbundene Symbolik umfaßt die größten Gefühle des Menschen, von der höchsten Liebe bis zum größten Leid. Im Gegensatz zu vielen anderen Blumenarten benötigt die Rose keine große Zahl ihresgleichen, um zu ihrer Wirkung zu gelangen. Eine einzelne Rose allein genügt. Selbst dann, wenn ihr eine untergeordnete Rolle zugedacht ist, entfaltet die Rose eine Wirkung, die über das alltägliche hinausgeht. Am linken Rand eines Tier- und Früchtestillebens von Franz Snyders (Wallraf-Richartz-Museum, WRM 1350, um 1630/40) steht am Rande einer Gruppe erlegter Tiere ein Rosenstrauß in einer Vase, ohne Überschneidungen, freistehend, vor dunklem Hintergrund. Welche Bedeutung mag der Maler den Rosen hier gegeben haben? Der Rosenstrauß steht nicht im Mittelpunkt des Gemäldes. Der Blick des Betrachters wird zunächst auf die farbenprächtigen Tiere und Früchte gelenkt. Vielleicht sind die Rosen ‘Tischdekoration’ in einer Zusammenstellung erlesener und prächtig anzusehender Speisen (vor der Zubereitung). Vielleicht verbirgt sich hinter dem Strauß eine Anspielung, welche wir heute nicht mehr verstehen. Auffallend ist, daß diese Rosen - sieht man einmal von den lebenden Tieren im Bilde ab - die einzigen nicht eßbaren Früchte der Natur auf diesem Bilde sind. Oder scheint dies uns heute nur so: ROSENBOWLE für 6 - 8 Personen Blütenblätter von 5 Centifolien, 2 Eßlöffel Zucker, 3 Liter Rhein- oder Moselwein, 1 Liter Sekt. Diese Bowle hat ein besonders starkes Aroma. Rosenblätter und Zucker mit einem Liter des Weines ansetzen. Zugedeckt für eine Stunde in den Kühlschrank stellen. Ansatz in ein Bowlengefäß seihen. Den restlichen Wein zugießen. Vor dem Servieren mit Sekt auffüllen. Mit einer schwimmenden Rose servieren. (aus: Getränke der Welt, Lingen Verlag, Köln 1986)
T. Nagel