Die Kölner Gestapo war als zentrale Einrichtung des lokalen NS-Machtapparates bereits Thema verschiedener Untersuchungen und Ausstellungsprojekte des NS-DOK, das in der ehemaligen Gestapo-Zentrale seinen Sitz hat. Eine integrale Gesamtdarstellung steht jedoch noch aus.
Dies liegt nicht zuletzt an der lückenhaften und zersplitterten Quellenüberlieferung, welche die Forschungsarbeit so aufwändig macht: Auf der einen Seite sind nahezu alle Unterlagen der Kölner Staatspolizei kurz vor Kriegsende vernichtet worden. Auf der anderen Seite gibt es eine umfangreiche Ersatzüberlieferung in den Beständen der NS-Justiz, der inneren Verwaltung, der Finanzämter oder anderer Polizeidienststellen. Kurzum: Hier liegen zahlreiche Unterlagen aus der Nachkriegszeit, die rückblickend Aufschluss über die Kölner Gestapoherrschaft geben.
Ziel des Projekts ist es, die vorliegenden Informationen zusammenzuführen und mit Hilfe bisher nicht genutzter oder zugänglicher Quellen zu ergänzen. Dieses Material wird im Kontext der Ergebnisse und Perspektiven der neueren Täterforschung sowie der Fragestellungen zur Geschichte der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ analysiert. Hier geht es auch darum, nach dem Ausmaß und den Formen von Unterstützung der Gestapo durch Teile der Stadtbevölkerung zu fragen. Dazu wird unter anderem das Phänomen der Denunziation in den Blick genommen.
Das Projekt liefert zugleich Grundlagen für verschiedene Arbeiten des NS-DOK: Viele Anfragen an das Haus betreffen die Tätigkeit der Gestapo und deren Gefangene. Im Falle von Stolpersteinverlegungen, die meist an Opfer politischer und rassistischer Ausgrenzung erinnern, steuern die Recherchen wichtige Informationen zur Verfolgungsgeschichte bei. Ein besonders enger Zusammenhang besteht zum Projekt „Widerstand und Verweigerung in Köln 1933-1945“.
Eine ausführlichere Darstellung der bisherigen Forschungsergebnisse finden Sie in unseren Jahresberichten.