Der historische Ort

Das NS-DOK ist im EL-DE-Haus untergebracht. Dieses Haus, benannt nach seinem Bauherrn Leopold Dahmen, war von 1935 bis 1945 Sitz der Kölner Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Das Gebäude wurde zum Inbegriff des NS-Terrors in Köln und dem Rheinland: Von hier aus organisierten Gestapo-Beamte die systematische Überwachung der Bevölkerung und verbreiteten Gewalt und Schrecken. Hier wurden die Ausgrenzung und die Deportation von Kölner Jüdinnen*Juden in die Ghettos und Vernichtungslager organisiert. Politische Gegner*innen des Regimes, ausländische Zwangsarbeiter*innen sowie Angehörige von Minderheiten und soziale Außenseiter*innen, die in der rassistischen NS-Ideologie als „minderwertig“ galten, wurden im Hausgefängnis brutal verhört und gefoltert.

Zahlreiche Inschriften und Zeichnungen der ehemaligen Gefangenen sind an den Wänden der Zellen im Keller des EL-DE-Hauses erhalten geblieben und zeugen von der Brutalität der Gestapo und den unmenschlichen Haftbedingungen. Von 1944 bis zum Einmarsch der amerikanischen Armee im März 1945 fanden auf dem Hofgelände mindestens 400 Hinrichtungen statt. 

Einzigartige Zeugnisse: Inschriften der Gefangenen

In den 1980er Jahren zählten Restaurator*innen etwa 1.800 Inschriften und Zeichnungen, die aus der Zeit von 1943 bis 1945 stammen. 1943 waren die Gefängniszellen nach einem Bombenschaden neu gestrichen worden, wodurch ältere Inschriften überdeckt wurden. Die Häftlinge schrieben mit Bleistift, Kreide- und Kohlestücken sowie Lippenstift Nachrichten an die Wände, andere haben dort mit Eisennägeln, Schrauben oder Fingernägeln ihre Gedanken eingeritzt.

Die Inschriften zeugen von Schwerpunkten der Verfolgung durch die Gestapo in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, die sich vor allem gegen die vielen ausländischen Zwangsarbeiter*innen in Köln richtete: Über ein Drittel der Inschriften ist in kyrillischer Schrift verfasst, weitere 230 sind vor allem in französischer, polnischer und niederländischer Sprache geschrieben. Den politischen Widerstand der ersten Jahre der Diktatur hatten die Nationalsozialist*innen mit brutalem Vorgehen weitgehend gebrochen. Die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung war bereits deportiert worden oder geflohen.

 „In der Zelle waren wir mal 23, 24 drin, und dann waren wir wieder mal mit sechs oder sieben drin. Das kam immer schwungweise. […] Die meisten, die rausgeholt wurden, die kamen gar nicht mehr wieder. […] Geschlafen haben wir auf dem Boden sitzend: Ich war der Zweite oder der Dritte. Und dann saß der nächste zwischen meinen Beinen und dann der nächste wieder. So saßen wir und haben auch so geschlafen. Den Kopf vorne auf die Schulter des Vordermanns. […]“

Hans Weinsheimer

„In der Zelle stand ein Eimer, in der Ecke, und dort konnte man seine Geschäfte erledigen. Den Eimer haben wir morgens und abends während des Toilettenganges geleert. […] Nata [Tulasiewicz] wurde dreimal im Tiefkeller verhört. Wenn Nata nach unten ging, dann konnten wir sie schreien hören. Sie kehrte blutend zurück.“

Stefania Balcerzak

Der lange Weg in die Öffentlichkeit

Obwohl das EL-DE-Haus in der Kölner Innenstadt liegt, hat es den Krieg fast unbeschädigt überdauert, während die meisten umliegenden Gebäude bei Bombenangriffen zerstört wurden. Nach 1945 zogen städtische Ämter in die Büroräume ein. Die Gefängniszellen im Keller wurden als Aktenlager genutzt. Nicht selten kam es vor, dass Menschen, die im EL-DE-Haus während der Zeit des Nationalsozialismus verhört und gefoltert worden waren, in der Nachkriegszeit hier heiraten oder ihren Rentenantrag einreichen mussten.

Die Geschichte des Hauses wurde bis in die 1970er Jahre ignoriert und geriet fast in Vergessenheit – bis zivilgesellschaftliche Proteste die Öffentlichkeit und die Stadt dazu drängten, sich mit dieser Vergangenheit auseinanderzusetzen. 1979 wurde auf Beschluss des Stadtrats eine Gedenkstätte eingerichtet. Aber erst 1987 kam es zur Gründung eines Dokumentationszentrums im historischen Gebäude, in den 1990er Jahren wurde die Dauerausstellung entwickelt. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Einrichtung schrittweise räumlich erweitert und personell verstärkt. Seit 2019 wird das EL-DE-Haus ausschließlich durch das NS-DOK genutzt – auch und vor allem dank des anhaltenden zivilgesellschaftlichen Engagements, das den Stein in den 1970er Jahren ins Rollen gebracht hatte.

Das NS-DOK heute

Seit Anfang der 1980er Jahre steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Heute befinden sich im EL-DE-Haus eine Gedenkstätte, die Dauerausstellung „Köln im Nationalsozialismus“ sowie eine Dokumentationsstelle und eine Bibliothek. Das NS-DOK zeigt jährlich mehrere eigene und externe Wechselausstellungen und organisiert Veranstaltungen zu historischen und politischen Themen mit dem Schwerpunkt Geschichte des Nationalsozialismus.

Das Haus widmet sich dem Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus, der Forschung und der Bildungsarbeit. Die Recherche zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung sowie anderen verfolgten Minderheiten ist eine zentrale Aufgabe der Einrichtung, woraus internationale Kontakte zu Überlebenden und Angehörigen entstanden sind. 

Neben der Auseinandersetzung mit historischen Themen beschäftigt sich ein Teil der Mitarbeiter*innen mit verschiedenen Diskriminierungsformen. Die Aufklärung und Dokumentation rechtsextremer Aktivitäten sowie Beratung und Unterstützung von Opfern antisemitischer Angriffe bilden die Arbeitsschwerpunkte der Abteilung.

Schließlich leistet das NS-DOK mit seinem 2023 um neue Lernräume erweiterten Bildungsangebot auch einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung.