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Bild der 04. Woche - 23. Januar bis 29. Januar 2023
Das chinesische Frühlings- und Neujahrsfest beginnt am Vorabend des neuen Mond-Jahres, dessen Beginn nach dem traditionellen Kalender auf den 22. Januar fällt. Chinesisch Neujahr wird in China und weltweit in von der chinesischen Kultur geprägten Ländern und Communities groß gefeiert.
Das Fest bildet in diesem Jahr den Auftakt zum »Jahr des Wasser-Hasen«. Der Hase ist das vierte Tier im chinesischen Tierkreis und folgt auf den Tiger (vgl. BdW KW 5/2022). Die insgesamt zwölf Tierkreiszeichen wechseln einander jährlich ab. Sie werden jeweils mit einem der fünf Wandlungsphasen Holz, Feuer, Erde, Metall oder Wasser kombiniert, sodass sich die Konstellationen aus einem der zwölf Jahrestiere und einem der fünf »Elemente« alle sechzig Jahre wiederholen.
Mit dem Hasen verbinden sich in Ostasien unterschiedliche Vorstellungen. Weit verbreitet ist zum Beispiel die Legende vom »Jadehasen«, der auf dem Mond lebt und aus bestimmten Pflanzen das begehrte »Elixier der Unsterblichkeit« in einem Mörser stampft. Der Hase symbolisiert neben der Langlebigkeit auch Fruchtbarkeit.
Im Foyer des Museums für Ostasiatische Kunst begrüßt seit 2016 eine monumentale, sogar begehbare Bronzefigur mit Hasenohren alle Besucher*innen. Es ist Usagi Kannon II und ihr Name ist Programm, handelt es sich bei der Großplastik der aus Japan stammenden Künstlerin Leiko Ikemura (*1952) nicht um eine naturgetreue Tierdarstellung, sondern um die überlebensgroße Figur eines ganz besonderen hybriden Wesens. Usagi Kannon II vereint die Vorstellung eines buddhistischen Helferwesen, eines »Bodhisattva des Mitgefühls« (j.: Kannon) mit Elementen eines Hasen (j.: usagi). Das rechte, wachsam aufgestellte und das linke abgeknickte Ohr sowie die auf die Herzregion verweisenden Pfoten gehören zu letzterem. Die dem Helferwesen Kannon zugeschriebenen Eigenschaften, unendliches Mitgefühl mit dem Leiden aller Wesen und Beistand in Notlagen, finden in dem asiatisch anmutenden, milde lächelnden und meditativen Gesicht ihren Ausdruck. Das weit geöffnete und von einem unregelmäßigen Lochmuster durchbrochene Gewand, unter dem sich kleine Besucher*innen tatsächlich verstecken können, verstärkt die von der Künstlerin intendierte Idee der Schutzgewährung. Hasendarstellungen ziehen sich durch Ikemuras Werk. Die hybride Hasenfigur der Usagi Kannon hat die Künstlerin als künstlerische Antwort auf das Tōhoku-Erdbeben und die daraus folgende Reaktor-Katastrophe von Fukushima, entwickelt. Diese ereignete sich übrigens 2011. Vor fast genau zwölf Jahren: im Jahr des »Metall-Hasen«.
Wir hoffen, dass in diesem Jahr die positiven Hasen-Aspekte: Langlebigkeit, diplomatisches Geschick, Freundlichkeit, Fürsorge und Mitgefühl vorherrschen.
C. Stegmann-Rennert