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Bild der 52. Woche - 26. Dezember bis 1. Januar 2023
Alljährlich am 25. Tag des Monats Kislew beginnt das jüdische Chanukka-Fest. Es ist eines der fröhlichen Feste des jüdischen Jahreszyklus und gedenkt der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahre 3597 (164 v. Chr.).
Gefeiert wird an den acht Tagen der Festlichkeiten ein Wunder: Nach dem erfolgreichen Makkabäer-Aufstand konnte die Herrschaft der Seleukiden im Heiligen Land beendet und der entweihte, jüdische Tempel zurückerobert werden. Dort war das ewige Licht jedoch erloschen und man hatte nur noch Öl für einen Tag übrig, die Herstellung von geweihtem Öl dauerte aber acht Tage. Wie durch ein Wunder brannte das Licht acht Tage bis zur Fertigstellung von neuem Öl.
In Gedenken an die Wiedereinweihung zündet man an dem acht- bzw. neunarmigen Leuchter – genannt Chanukkia – jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit eine weitere Kerze an, bis am letzten Abend alle Kerzen erleuchtet sind. Mindestens eine halbe Stunde soll das Licht brennen und währenddessen jede Arbeit ruhen. Statt gearbeitet wird gemeinsam gesungen, gebetet und gespielt. Die Kinder bekommen Süßigkeiten geschenkt und gegessen werden vor allem in Öl gebackene Speisen. Das Chanukka-Wunder soll die ganze Welt erleuchten und Hoffnung für Gegenwart und Zukunft spenden. Daher sind die Leuchten in der Regel prominent am Fenster platziert, sodass auch Vorbeikommende das Licht sehen können. Während Chanukka früher vor allem ein häusliches Fest war bei dem Freunde und Familien zusammen feiern, wird heutzutage auch in Synagogen und auf öffentlichen Plätzen das Lichterfest begangen.
Erinnerungen für eine gemeinsame Identität
Fokus von Chanukka ist das Zusammenkommen, das gemeinsame Feiern und das Gedenken an einen zentralen Moment der eigenen Geschichte. Im jüdischen Selbstverständnis spielt dieses Erinnern eine wichtige Rolle. Nur durch gemeinsame Erinnerung war es der jüdischen Kultur in der Diaspora möglich Traditionen, Gebote und Pflichten weiterzugeben. Gedenken ist daher auch heute noch ein bedeutendes Motiv im gelebten Glauben. Sowohl in den eigenen vier Wänden als auch im Haus der Versammlung – der Synagoge – wird die Erinnerung an das Chanukka-Wunder wachgehalten.
Ein solches Haus der Versammlung zeigt auch Jakob Steinhardts Kreide-Zeichnung »Bethaus« aus dem Jahre 1915. Steinhardt gilt als einer der wichtigsten deutsch-jüdischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Während des 1. Weltkriegs lernte er als junger Soldat in Litauen die Lebenswelt von ostjüdischen Gemeinden kennen. Diese Erfahrung prägte nicht nur sein Leben, sondern auch seine Kunst. Die Darstellung von jüdischem Leben wurde zu einem zentralen Motiv seines Oeuvres und wird als eine der überzeugendsten Abbildung des orthodoxen Judentums in östlichen Landgebieten gehandelt. Steinhardt, der 1933 mit seiner Familie aus Berlin nach Palästina floh und 1966 zu einem Ehrenbürger Israels ernannt wurde, hinterließ ein vielseitiges Werk. Inzwischen beherbergt das Jüdische Museum Berlin die weltweit größte Sammlung seiner Bilder.
E. Butt