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Anno - ein ungeliebter Stadtheiliger

Bild der 37. Woche - 14. September bis 20. September 2015

P. Rutz (Stich): S. Anno II, Köln, 1650. Kupferstich , 11,5 x 6,5 cm, Inv. HM 1914/393 (Foto: RBA)

Der Kölner Erzbischof Anno erscheint auf diesem barocken Kupferstich mit drei der von ihm gestifteten bzw. erweiterten Kölner Kirchen – St. Maria ad Gradus, St. Gereon und St. Georg, allerdings nicht in den Formen des 11. Jahrhunderts, die dem Künstler wohl auch nicht bekannt waren. Anno, zu seiner Zeit einer der mächtigsten Herren des Reiches und schon bald nach seinem Tod heilig gesprochen, ist sicherlich der unbeliebteste Kölner Heilige.

Um 1010 als Sohn eines schwäbischen Geschlechts von Freien geboren, erfuhr er in Bamberg und Paderborn eine Ausbildung zum Geistlichen. 1049 holte Kaiser Heinrich III. den fähigen Kleriker an seinen Hof. Ende Februar, Anfang März 1056 - also vor knapp  960 Jahren - übertrug ihm Heinrich kurz vor seinem eigenen Tod Stab und Ring des verstorbenen Kölner Erzbischofs Hermann. Durch die Entführung des minderjährigen Heinrich IV. aus dem Zugriff seiner Mutter im Jahre 1062 wurde Anno dessen Vormund. Nach seiner Volljährigkeitserklärung 1065 drängte Heinrich wiederum Anno zugunsten dessen Rivalen Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen aus der Regierung. Unterdessen bemühte sich Anno um zusätzliche Einnahmequellen für sein Erzbistum. So ließ er Richeza, die Schwester seines Vorgängers und Königin von Polen, statt im Hauskloster der Ezzonen in Brauweiler in St. Maria ad Gradus beisetzen, wodurch er sich den umfangreichen Besitz sicherte, den Richeza ihrer Grabkirche vermacht hatte.

Anno war auch nicht untätig im Hinblick auf seine Familie - er erreichte die Erhebung seines Bruders Werner - Propst des Mariengradenstiftes - zum Erzbischof von Magdeburg, sein Neffe Burchard war Bischof von Halberstadt, sein Neffe Kuno - Dompropst zu Köln - wurde Erzbischof von Trier. Im Jahre 1074 geschah dann jenes Ereignis, das bis heute die Kölner Erinnerung an Anno prägt: Sein Münsteraner Kollege weilte über Ostern in Köln und um ihm die Rückkehr zu erleichtern, ließ Anno ein beladenes Kauffahrtsschiff beschlagnahmen. Das Verhältnis zwischen Erzbischof und den führenden Schichten der Stadt war ohnehin angespannt, so eskalierte die Situation. Die Bischöfe flohen aus der Stadt (der Anno-Tunnel in der Domtiefgarage ist noch zu sehen).

In Neuss sammelte Anno ein Heer und marschierte nach Köln. Daraufhin lieferte sich die Stadt kampflos der Gnade ihres Stadtherrn aus. Anno ließ die Aufrührer, deren er habhaft werden konnte, bestrafen, ihre Anführer wurden geblendet, ihr Vermögen eingezogen. Am 4. Dezember des folgenden Jahres starb Anno. Er wurde in seinem bevorzugten und der cluniazenischen Reform geöffneten Kloster St. Michael in Siegburg beigesetzt.


Schon wenig später wurde von Wundern an seinem Grab berichtet. Um 1105 entstanden Annolied, 1639 erstmals herausgegeben, und Vita Annonis. 1183 erfolgte dann die Heiligsprechung Annos, dessen Gebeine aus diesem Anlass in den Annoschrein umgebettet wurden.

R. Wagner