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Vor 25 Jahren – Tod von Theo Burauen

Bild der 43. Woche - 22. bis 28. Oktober 2012

Anton Räderscheidt, Oberbürgermeister Theo Burauen, 1961, Öl auf Leinwand, 116 x 89 cm, Kölnisches Stadtmuseum – als Dauerleihgabe im Historischen Rathaus de Stadt Köln

Am 28. Oktober 1987, also vor 25 Jahren, starb Theo Burauen, Altoberbürgermeister und Ehrenbürger seiner Vaterstadt Köln im Klinikum Merheim, nur fünf Wochen nach dem Tod seiner Ehefrau Berta. Die Grabstätte liegt auf dem Melaten-Friedhof. Der älteste Sohn des gleichnamigen Schriftsetzers bei der „Rheinischen Zeitung“ wurde am 19. Oktober 1906 im „Vringsveedel“ geboren und wuchs am Perlengraben auf. Nach dem Besuch der Volksschule machte er ab 1921 eine kaufmännische Lehre bei der Firma Bex, der Kölner Niederlassung der Trumpf-Schokoladenfabrik. Durch die Inflationszeit arbeitslos geworden, arbeitete er anschließend bei einer Großbuchhandlung und Zeitschriftenvertriebsstelle sowie der Konsumgenossenschaft „Hoffnung“, bevor er die Leitung der Lohnbuchhaltung im Verlag der „Rheinischen Zeitung“ übernahm. Zwischenzeitlich war er 1925 dem soeben gegründeten, demokratisch orientierten „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ beigetreten und 1926 Mitglied der SPD geworden. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verlor er seine erst 1932 angetretene Stelle als Vertriebsleiter der nun verbotenen „Rheinischen Zeitung“ und musste sich jahrelang mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen bevor er zunächst als Buchhalter im Verlag Dr. Otto Schmidt und 1938 als Geschäftsführer der Firma Hans Frings tätig werden konnte. 1937 heiratete er Berta Krebs. Das Paar hatte zwei Söhne. Die Familie bezog eine Wohnung am Brüsseler Platz. Seit Juli 1940 war er Soldat, vornehmlich als Funker in Österreich und im Balkanraum. Im Juni 1945 kehrte er nach Köln zurück. Die Familie bezog notdürftig hergerichtete Räume an der Brüsseler Straße (1953 folgte eine Wohnung in der Volksgartenstraße, 1964 ein Bungalow in der Faßbenderkaul in Raderthal). Das Arbeitsamt bot ihm zwei Möglichkeiten – Kriminalpolizei oder Stadtverwaltung. Theo Burauen entschied sich für letztere und trat eine Stelle beim Ernährungsamt an. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Görlinger bot ihm bald eine Stelle als Fraktionssekretär im Stadtrat an und 1946–1948 war Burauen hauptberuflich in dieser Funktion tätig, bevor er bis 1956 Geschäftsführer der mittelrheinischen „Arbeiterwohlfahrt“ wurde. Enttäuscht von der kampflosen Preisgabe der Weimarer Republik wollte er eigentlich nichts mehr mit Politik zu tun haben. Als sich aber abzeichnete, dass in den mit dem demokratischen Wiederaufbau betrauten Ortsausschüssen die Kommunisten dominierten, ließ er sich von SPD, CDU und F.D.P. zum Vorsitzenden wählen. Er gehörte dem ersten von der britischen Besatzungsmacht berufenen Stadtrat an und wurde im Oktober 1946 bei der ersten freien Nachkriegskommunalwahl auch zum Stadtverordneten gewählt – übrigens mit den meisten Stimmen. Ab 1948 war er Vorsitzender der SPD-Fraktion, zudem Bezirksvorsitzender der „Arbeiterwohlfahrt“ und 1954–1966 Mitglied des Landtags von NRW. 1954 wurde er anstelle des verstorbenen Robert Görlingers zum Bürgermeister gewählt. Theo Burauen, den die Kölner liebevoll „Döres“ riefen, wurde am 9. November 1956 erstmals zum Oberbürgermeister der Stadt Köln gewählt; 1961, 1964 und 1969 wurde er wiedergewählt. 18 Jahre lang führte er auch den Sozialausschuss. Burauen legte großen Wert auf eine Öffnung von Rathaus und Politik für die Bürger und betrachtete das Rathaus als das freie Haus des freien Bürgers. Im August 1972 bezog er zudem als erster Oberbürgermeister die Amtsräume im wieder aufgebauten Historischen Rathaus. Dort hängt auch das hier abgebildete Gemälde von Anton Räderscheidt (Köln 1892–1970 ebd.). Dieser ältere Weggenosse, der am 11. Oktober 120 Jahre alt geworden wäre, war ein in den 1920er Jahren bekannter und erfolgreicher Maler. Nach seiner Emigration nach 1933 und der Rückkehr 1949 konnte er nicht wieder an seine alten Erfolge anknüpfen. Mäzene versuchten, ihm mit Porträtaufträgen zu helfen. So entstand 1961 auch das Porträt Burauens, das keine offizielle städtische Auftragsarbeit war. Am 17. Dezember 1973 legte Theo Burauen aus Alters- und Gesundheitsgründen Ratsmandat und damit Oberbürgermeisteramt nieder. Im folgenden Jahr verlieh ihm die Stadt die Ehrenbürgerschaft und die Universität zu Köln den Ehrendoktortitel der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Zur steten Erinnerung an Theo Burauen, den lt. dem ehemaligen Presseamtsleiter Peter Fuchs „kölschesten OB, den Köln je hatte“, wurde das Laurenzgitterplätzchen, auf den die Fenster des großen Sitzungssaales blicken, 1988 in Theo-Burauen-Platz umbenannt.

R. Wagner