Sulpiz Boisserée und die Domvollendung
Der Kaufmannssohn Sulpiz Boisserée war wie seine Freunde Ferdinand Franz Wallraf und Friedrich Schlegel begeistert vom Mittelalter. Gemeinsam mit seinem Bruder Melchior sammelte er seit 1804 in Köln „altdeutsche“ Gemälde. Boisserées Herz schlug für den Dom. Bereits 1808 begann Boisserée, den Dom zu vermessen, zu zeichnen und ihn in seiner damaligen Gestalt, aber auch in der einst geplanten und nun erträumten Vollendung abzubilden. Doch wie sollte der fertige Dom aussehen?
Den großen mittelalterlichen Fassadenplan des Doms hatten die Franzosen abtransportiert. 1814 und 1816 entdeckten Boisserée und der Architekt Georg Moller in Darmstadt und Paris die beiden Teile dieses verloren geglaubten gotischen Plans. Zusammen mit weiteren mittelalterlichen Zeichnungen schien ein Ausbau des Doms „nach ursprünglichem Plane“ nun möglich. Boisserée gewann auch Goethe, den preußischen Kronprinzen und den Architekten Karl Friedrich Schinkel für die Idee der Domvollendung.
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Dafür konnte er vor allem mit seinem ‚Domwerk’ werben. Diese monumentale Sammlung von Kupferstichen auf Basis der mittelalterlichen Pläne und seiner eigenen Aufzeichnungen erschien zwischen 1821 und 1831 in vier Lieferungen beim Stuttgarter Verleger Johann Friedrich Cotta. Vor allem die Tafeln, die den Dom in Gesamtansichten zeigten, dienten bald als Vorlage für zahlreiche Domansichten.
Antizipierte Innenansicht des vollendeten Langhauses nach Westen, Kupferstich von Auguste Leisnier nach Georg Moller, 1811–1813, aus dem ‚Domwerk’ von Sulpiz Boisserée, 3. Lieferung, Stuttgart 1828.
© Kölnisches Stadtmuseum – Rheinisches Bildarchiv