6. März bis 9. August 2020
Anlässlich der 75. Wiederkehr des Kriegsendes wird das NS-DOK völlig neue Wege beschreiten. Von Anfang März bis in den Mai 2020 wird im Gewölbe des EL-DE-Hauses eine Kombination aus Licht- und Audioinstallationen, Film- und Bild-Projektionen andere Zugänge zu den Themen „NS-Zeit“, „Krieg“ und „Umgang mit der Vergangenheit“ eröffnen. Parallel dazu wird die Stadt selbst zur Ausstellungsfläche: An zwei Abenden werden an zentralen Punkten Kölns Lichtinstallationen und Film- und Bild-Projektionen gezeigt.
Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums mit Licht- und Audioinstallationen von Kane Kampmann.
Abb. © NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / National Archives and Records Administration, Washington D.C.
Der Kölner Fotograf Gregor Kaluza verabredete sich mit Ausstellungsgestalterin Kane Kampmann zu einer außergewöhnlichen Fotosession im „Gewölbe“ des EL-DE-Hauses, in dem die von ihr betreute Ausstellung gezeigt wird.
Stellt bereits die Ausstellung selbst den Versuch dar, sich dem Thema „Krieg und Kriegsende“ auf neue Art zu nähern, wird dieser Weg hier nun konsequent mit fotografischen Mitteln fortgesetzt. Nicht die Vor- und Darstellung historischer Fakten steht dabei im Vordergrund, sondern der Versuch insbesondere ein jüngeres Publikum nicht zuletzt dadurch zu erreichen, dass ihm längst vergangene Zeiten und Ereignisse ein Stück weit auch emotional zugänglich gemacht werden.
Das geschieht nicht zuletzt durch eine Personalisierung des Geschehens, indem leere Plätze „besetzt“ und sich so zu Eigen gemacht werden. Daher sitzt ein junges Mädchen in zeitgenössischem Kleid briefeschreibend in jenem Ausstellungsbereich, der der damals so wichtigen Kommunikation gewidmet ist. In gleicher Kulisse lauschen zwei Frauen in alten, abgenutzten Sesseln Auszügen aus Tagebüchern und Feldpostbriefen, was eine persönliche Identifikation erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht.
Die hier im Ausstellungskontext fotografierten Personen führen aufgrund der Inszenierung zu einem Zusammentreffen von Vergangenheit und Gegenwart, wobei sie sowohl als Zuschauerinnen als auch aktiv Handelnde in Erscheinung treten. So übernehmen sie eine Art Brückenfunktion zwischen den Bildern des Krieges und dem mit ihnen bis heute gepflegten Umgang. Das geht bis zur Auswahl der Kleidung: Mal ist die Vergangenheit durch das bewusst eingesetzte Kleid der Großmutter präsent, mal die Gegenwart durch den modernen Look der heutigen Jugend.
Insgesamt bewegen sich die auf den Fotos abgebildeten Frauen leicht, teils „geisterhaft“ durch die Ausstellungsräume im „Gewölbe“, die ihrerseits mit Erzählungen , Stimmen, Bildern, Gedanken und Symbolen aus der Endzeit des Krieges gefüllt sind. Insbesondere das junge Mädchen verkörpert dabei eine zarte Verletzlichkeit, die im deutlichen Kontrast zu der Härte der Kriegsbilder steht, die auf das weiße Kleid projiziert werden, das sie trägt.
Vollends verstörend wirkt schließlich das bewusst verzerrte Foto, auf dem sich die Frauen durch einen abstrakten „Wald der Erinnerungen“ bewegen. So versetzen sie sich und uns an einen Ort, an den wir uns eigentlich nicht erinnern möchten. Es handelt sich um die symbolische Darstellung des „Gremberger Wäldchens“, in dem im April 1945 zahlreiche Zwangsarbeiter*innen brutal ermordet wurden. Gerade hier bilden die weißgekleideten Personen in ihren leichten Kleidern und in ihrer Fragilität einen harten Kontrast zur damaligen Realität.
Zugleich soll die hier präsentierte Form der Darstellung auch daran erinnern, dass gerade persönliche Verletzlichkeit in der Zeit des Kriegsendes unter keinen Umständen gezeigt werden durfte - weder von Männern noch von den Frauen.
Abb. © Gregor Kaluza und Kane Kampmann
Die Website zur Ausstellung finden Sie hier.