In Köln-Müngersdorf befand sich von 1942 bis 1945 ein Haft- und Deportationslager. Von hier aus wurden Tausende Menschen vorwiegend jüdischer Herkunft in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Hier finden Sie Hintergrundinformationen, die Sie auch vor Ort über einen QR-Code abrufen können.
Ungefähr dort, wo heute ein Tor zur Kleingartenanlage „Waldfrieden“ in Müngersdorf führt, befanden sich früher die Pforten zur Endstation auf dem Weg in die Hölle. In der Zeit von 1941 bis 1945 stand dort eine Barackenanlage. Mit dem wenige hundert Meter entfernten Fort V, einer ehemaligen preußischen Befestigungsanlage, diente sie den Nazis als Deportationslager. Von hier aus wurden Tausende Menschen vorwiegend jüdischer Herkunft in die Vernichtungslager verschleppt.
Durch glückliche Umstände wurde der Bürgerverein auf den Architekten und Künstler Simon Ungers aufmerksam, dessen Nachlass Sophia Ungers, Direktorin des Ungers Archiv für Architekturwissenschaft, verwaltet. Darin fand sich der Entwurf für eine große Skulptur, die in ihrer Symbolik und ihrer künstlerischen Entstehungsgeschichte genau zu diesem Vorhaben passte.
Die Kleingartenanlage befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Barackenlagers, das von 1942 bis 1945 als Haft- und Deportationslager vom NS-Regime betrieben wurde. Anhand der Wegeführung sind die Struktur und die Ausdehnung dieses Lagers auch heute noch zu erkennen.
Von den ursprünglich 36 geplanten Holzbaracken wurden zunächst lediglich 12 in Einfachbauweise und ohne Heizung fertiggestellt. Seit Anfang 1942 mussten Hunderte jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Köln und der Region in dem halbfertig gebauten Lager ohne befestigte Wege, Kanalisation, fließendes Wasser und ausreichend sanitären Anlagen leben. Bis Ende 1943 wurden sie alle in Ghettos und Vernichtungslager deportiert. Nur wenige überlebten.
Das Barackenlager diente 1943/44 der Firma Eichhorn Bauunternehmung als „Gemeinschaftslager“ zur Unterbringung von Arbeits- und Zwangsarbeitskräften verschiedener Nationalität. Ab September 1944 internierte die Kölner Gestapo hier jüdische Männer und Frauen, die in „Mischehen“ lebten, sowie Männer, Frauen und Kinder, die als „Halbjuden“ galten. Viele von ihnen wurden von hier aus deportiert.
Nachdem im Oktober 1944 das Haftlager der Gestapo in der Kölner Messe bei einem Bombenangriff zerstört worden war, überführte die Gestapo die Gefangenen, darunter „Halbjuden“, ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie andere in Haft genommene Personen in den Lagerkomplex des Forts. Nach und nach wurden die Gefangenen angesichts des Vormarschs der Alliierten im Westen in Justizgefängnisse und Zuchthäuser überstellt. Der letzte Evakuierungsmarsch verließ am 1. März 1945 Müngersdorf in Richtung eines Gestapolagers in Hunswinkel im Sauerland. Fünf Tage später erreichten US-amerikanische Truppen Köln.
Sie befinden sich hier auf dem Terrain des 1874 errichteten Fort V, das 1918 aufgelassen wurde. Ursprünglich gehörten zu ihm weitläufige Gebäude aus Ziegelstein mit Kellerräumen sowie eine Anzahl von Holzbaracken. Im Herbst 1941 entschieden die NS-Behörden, die stark verfallenen Bauten der Kehlkaserne (das ist der rückwärtige Teil der Festungsanlage) zur Internierung der jüdischen Bevölkerung Kölns und der Region zu nutzen. Kurz darauf mussten zunächst jüdische Männer in das Fort einziehen, um weitere Lagerbaracken zu errichten.
Hunderte jüdischer Frauen, Männer und Kinder wurden im Laufe der folgenden Monate in den modrigen Gebäuden und Kasematten interniert. Insgesamt mussten schätzungsweise um 3.500 Personen das Fort und das Barackenlager vor ihrer Deportation erleiden. Das Lagergelände durfte nur mit Genehmigung verlassen werden. Viele der Inhaftierten hatten Zwangsarbeit in Kölner Betrieben zu leisten.
In den Räumen des Forts herrschte eine bedrückende Enge, die hygienischen und sanitären Verhältnisse waren völlig unzureichend. In dieser für sie ausweglosen Lage versuchten die Inhaftierten, sich gegenseitig religiöse, psychische und medizinische Unterstützung zu geben. Von Juni 1942 bis Spätsommer 1943 wurden die meisten der hier inhaftiert gewesenen Männer, Frauen und Kinder in das Ghetto Theresienstadt und von dort in die NS-Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka deportiert. Nur wenige überlebten. Andere Inhaftierte wurden im Juli 1942 in die Vernichtungsstätte Trostenez bei Minsk sowie im Januar 1943, über Berlin, in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet.
Das an dieser Erinnerungsstätte errichtete Ensemble wird geprägt von einem Kunstwerk, das nach einem Entwurf des Kölner Architekten und Künstlers Simon Ungers (1957–2006) angefertigt wurde.
Von 1941 bis 1945 befand sich im Bereich des heutigen Walter-Binder-Weges das „Sammellager Müngersdorf“. Es wurde auf Veranlassung der Geheimen Staatspolizei in Zusammenarbeit mit städtischen Behörden seit Herbst 1941 errichtet und von der Kölner Gestapo betrieben. Das Lager bestand aus den Räumlichkeiten des ehemaligen preußischen Fort V, von dem nur noch Fundamentreste erhalten sind, sowie einem Barackenlager, auf dessen Gelände sich heute eine Kleingartenanlage befindet.
Das „Deportationslager“ markierte den Endpunkt der innerstädtischen Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung. Sein Zweck war die Internierung der jüdischen Bevölkerung aus Köln und der Region, um sie von hier aus in Ghettos und Todeslager im deutsch besetzten Osteuropa zu deportieren. Das Barackenlager diente seit 1943 der Unterbringung von ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, 1944/45 nutzte die Gestapo es erneut als Haftstätte, diesmal für verschiedene jüdische und nichtjüdische Personengruppen.
Auf Beschluss des Rates der Stadt Köln erinnerte seit 1981 am Wegesrand ein Findling mit einer darauf angebrachten Tafel an das Deportationslager. Auf Initiative des Bürgervereins Köln-Müngersdorf erfolgte eine grundsätzliche Neugestaltung der historischen Stätte. Die ehemaligen Lagerbereiche sind nun nachvollziehbar, über die Bedeutung des Lagers wird informiert und ein nach einem Entwurf von Simon Ungers gestaltetes Kunstwerk dient als Ort des Gedenkens. Das Material des Weges greift die aus Backsteinen errichteten Gebäude des früheren Forts auf.
Zwischen 1941 und 1945 waren rund 3.500 als jüdisch verfolgte Personen aus Köln und den umliegenden Gemeinden im Deportationslager Müngersdorf interniert. Es spielte damit eine zentrale Rolle im Verfolgungs- und Vernichtungsapparat des NS-Regimes und war Ausgangspunkt der Shoah in Köln.
Im Sommer 1941 begann die Gestapo in Köln in enger Zusammenarbeit mit städtischen Behörden die Errichtung eines Sammellagers für die noch in Köln und umliegenden Gemeinden lebenden jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu planen. Nur wenige Monate zuvor hatte die räumliche Segregation der jüdischen Bevölkerung im Mai 1941 mit der Einrichtung von Sperrbezirken und der Einweisung der verbliebenen jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner in etwa 270 zu Ghettohäusern deklarierten Gebäude in den Stadtteilen Altstadt, Neustadt, Ehrenfeld und Nippes ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Als möglicher Ort geriet schnell das ehemalige preußische Fort V im Äußeren Grüngürtel unweit der Aachener Straße in Müngersdorf in den Blick. Dieses war 1874 als Teil des äußeren Festungsrings errichtet und zwischen 1879 und 1918 vom preußischen Militär als Festungsgefängnis genutzt worden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs standen die Gebäude des Forts für mehrere Jahre leer, ehe die Anlage Mitte der 1920er Jahre im Rahmen von Umgestaltungsplänen des ehemaligen Befestigungsrings zu einem Wald- und Erholungsgebiet zu einem großen Teil geschleift wurde. Erhalten blieb lediglich das im Fachterminus als Kehlkaserne bezeichnete zweiflügelige Gebäude im rückwärtigen Teil des Forts. Dieses sollte nun nach Plänen der Gestapo im Sommer 1941 für die Unterbringung der jüdischen Bevölkerung aus Köln und den umliegenden Gemeinden genutzt werden.
Die Wahl des Ortes am äußersten Stadtrand zeigt deutlich, dass die noch in Köln und Umgebung lebenden jüdischen Bürgerinnen und Bürger hierdurch noch weiter aus der Stadtgesellschaft verdrängt und räumlich konzentriert werden sollten.
Da die Kapazitäten der Kehlkaserne jedoch niemals für die zu diesem Zeitpunkt noch etwa 5.500 jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner Kölns sowie mehrere hundert Personen, die aus den umliegenden Gemeinden im Deportationslager interniert werden sollten, ausgereicht hätten, sollte das Areal um ein neu zu errichtendes Barackenlager nördlich des alten Forts erweitert werden.
Aufgrund des mehr als 20-jährigen Leerstands befand sich das ehemalige Kasernengebäude in einem erbärmlichen Zustand. Dass weder das stark verfallene ehemalige Fort noch das provisorisch neu erbaute Barackenlager für die Unterbringung von Menschen geeignet waren, vermittelt ein eindrückliches Sachverständigengutachten, welches im Herbst von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland / Bezirksstelle Rheinland (im Folgenden RVJ) als offizieller Vertreter der jüdischen Gemeinde in Auftrag gegeben wurde. Hierin wurden als Mängel in den Räumlichkeiten des ehemaligen Forts unter anderem die sehr feuchten, zugigen Räume genannt, in denen der Putz von den Wänden blätterte und sich ein dementsprechend großflächiger Schimmelbefall ausgebreitet hatte. Auch war die Infrastruktur des alten Militärgebäudes für die vorgesehene Anzahl an Internierten nicht ausreichend. Laut der Beschreibung des Gutachters bestand der linke Flügel der zweiflügeligen Kehlkaserne aus insgesamt 16 Räumen mit einer durchschnittlichen Größe von 35 qm. Alle Räume waren entlang eines 110 Meter langen Ganges angereiht und verfügten lediglich über ein kleines Fenster von etwa 1 x 1,80 Meter, welches entsprechend der vorherigen Nutzung als Militärgefängnis vergittert war. Die Kellergewölbe darunter waren völlig fensterlos.
Als sanitäre Anlagen befanden sich am Ende des Ganges vier Räume mit jeweils acht Sitzen für Männer und Frauen. Wasch-, Bade- und Duschgelegenheiten mussten ebenfalls am Ende des Ganges nachträglich eingebaut werden. In einem der 16 Räume sollte zudem eine Gemeinschaftsküche eingerichtet werden. Eine Stromversorgung war zwar vorhanden, das Gelände war jedoch nicht an die städtische Kanalisation angeschlossen, so dass das Abwasser in Sammel- und Sickergruben aufgefangen werden musste. Die Wege auf dem gesamten Gelände waren unbefestigt.
Ähnlich unzulänglich gestalteten sich auch die Pläne für das neu zu errichtende Barackenlager im Nordwesten des Forts. Hier sollten auf einem Wiesengelände 36 weitere Wohnbaracken sowie eine Waschbaracke und zwei Latrinen in Einfachstbauweise errichtet werden. Diese Baracken unterschiedlicher Größe wurden aus Holztafeln auf einem Betonfundament gebaut, wobei Fußböden und Dach aus einfachen Brettern bestanden, während die Wände aus zwei Brettertafeln mit einer dünnen Pappisolierung errichtet wurden.
Wie das Gutachten belegt, waren die Vertreter der jüdischen Gemeinde in Köln von Beginn an zwangsweise in die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen involviert. So mussten sie zum einen organisatorische Aufgaben beim Bau übernehmen, indem sie sich etwa um die Beschaffung essentieller Einrichtungsgegenstände kümmerten. Aus Ermangelung anderer Möglichkeiten, ergingen hierfür wiederholt Aufrufe an die Gemeindemitglieder, man möge nicht mehr benötigte Öfen, Rohre und Herde spenden. Zum anderen musste die RVJ den Bau des Lagers auch finanziell unterstützen. Obwohl die Baukosten offiziell vom Deutschen Reich getragen wurden, zahlte die RVJ in mehreren Raten insgesamt 800.000 Reichsmark an die Stadt Köln, wovon ihr nur etwa die Hälfte wieder zurückerstattet wurde.
Ein Großteil der Korrespondenz, die die Vertreter der Bezirksstelle Rheinland in Köln mit der Zentrale der RVJ in Berlin aber auch mit städtischen Behörden und der Gestapo führten, ist erhalten und liegt heute im Bestand des Bundesarchivs Berlin. Hierin wird erkennbar, in welchem Umfang neben der Gestapo und der Gauleitung als treibende Kräfte auch städtische Ämter wie das Bauamt und die Stadtkasse an der Planung und Durchführung des Lagerbaus beteiligt waren und damit eine wichtige Funktion bei diesem letzten Schritt der Ausgrenzung und Verfolgung vor der Deportation der jüdischen Bürgerinnen und Bürger einnahmen.
Deutlich wird in den Quellen außerdem, dass die Verantwortlichen der RVJ stets versuchten, durch ihre erzwungene Mitarbeit im Rahmen der eingeschränkten Möglichkeiten Erleichterungen für die Internierten zu bewirken. So wurden in dem Gutachten wie auch in anderen Schriftstücken wiederholt umfangreiche Ausbesserungsmaßnahmen gefordert, wie auch eine geringere Belegungszahl des Lagers, da bei einer geplanten Belegung mit mehreren Tausend Personen dem Einzelnen sonst kaum Platz für ein Bett und einen Schrank bliebe. Zumindest ein Teil dieser Forderungen wurde tatsächlich umgesetzt, bevor Ende des Jahres 1941 die ersten Einwohnerinnen und Einwohner in das Lager umziehen mussten.
Nachdem im Herbst 1941 zunächst jüdische Männer nach Müngersdorf kamen, um hier Sanierungsarbeiten im ehemaligen Fort V durchzuführen und das Barackenlager aufzubauen, erhielten Ende Dezember 1941 die ersten Ehepaare, Familien und Alleinstehende die Aufforderung, in das Lager zu ziehen. In der Regel blieben ihnen nur einige Tage, um die wenigen Habseligkeiten, die sie mitnehmen durften, zu packen und ihre Wohnungen in der Stadt für immer zu verlassen. Dennoch kam die Aufforderung für die meisten nicht völlig unerwartet, da spätestens seit der Rede des Gauleiters Joseph Grohé in den Kölner Messehallen im September 1941 Gerüchte um die bevorstehende Errichtung des Lagers kursiert waren.
Seit Oktober 1941 waren etwa 3.000 Menschen mit den ersten drei großen Transporten aus Köln in die Ghettos Riga und Litzmannstadt deportiert worden. Die verbliebenen 2.500 jüdischen Bürgerinnen und Bürger wurden ab Ende 1941 bis Sommer 1942 zum größten Teil in das Deportationslager in Müngersdorf eingewiesen. Hinzu kamen etwa 300 weitere Einwohnerinnen und Einwohner aus umliegenden Gemeinden wie beispielsweise Bonn. Nur einige Hundert verblieben in den wenigen noch bestehenden Ghettohäusern in der Kölner Innenstadt.
Trotz der zuvor ausgeführten Renovierungsarbeiten kamen sie in ein halbfertiges Lager bzw. ein stark verfallenes Festungsgebäude, in dem es nach wie vor weder Kanalisation noch fließendes Wasser oder ausreichende Toiletten gab. Auch die Wege waren weiterhin unbefestigt und von den 36 geplanten Baracken zu diesem Zeitpunkt lediglich 12 fertiggestellt.
Der sehr harte Winter 1941/42 verschlimmerte die Situation in den teilweise unbeheizten, schlecht isolierten und feuchten Räumen zusätzlich. Sowohl auf dem Gelände des ehemaligen Fort V als auch in den Baracken herrschte eine drangvolle Enge. In den 35 qm großen Räumen der alten Kehlkaserne lebten durchschnittlich etwa 15 Personen. In den Baracken teilten sich bis zu acht Personen einen circa 6 x 6 m großen Wohnbereich. Dies konnten entweder eine oder zwei Familien oder mehrere willkürlich zusammengestellte Ehepaare und Einzelpersonen sein. In der Regel bestanden die Baracken aus vier solcher Räume, so dass dort zusammen um die 30 Personen untergebracht waren. Mehr Platz als für ein Bett und einige wenige persönliche Habseligkeiten blieben den Internierten unter diesen Umständen meist nicht. Die Privatsphäre ließ sich so kaum aufrecht erhalten, selbst vormals private und persönliche Tätigkeiten wie Körperhygiene, Kochen und Essen mussten in Gemeinschaftsräumen verrichtet werden.
Auch wenn die meisten es durch die fortschreitenden Einschränkungen und Ausgrenzungserfahrungen in den vorherigen Jahren bereits gewohnt waren, sich kleiner zu setzen, stellte die Situation im Lager für sie eine völlig neue Dimension der Entrechtung und Entmenschlichung dar.
Die Lebensbedingungen im Lager verschlechterten sich Anfang Juni 1942 noch einmal massiv, als in Folge des „1.000-Bomber-Angriffs“ am 31. Mai 1942 das „Israelitische Asyl für Kranke und Altersschwache“ in Köln-Ehrenfeld zwangsweise nach Müngersdorf verlegt wurde. Obwohl die Gebäude des Jüdischen Krankenhauses und Altersheims den Angriff unbeschadet überstanden hatten, wurde das Gelände am nächsten Tag von den Behörden beschlagnahmt, um dort fortan das Ehrenfelder Bürgerhospital unterzubringen, dessen Gebäude während des Angriffs zerstört worden waren.
Mehr als 400 Bewohnerinnen und Bewohner des Altersheimes sowie eine unbekannte Anzahl an Patienten und Belegschaft des Krankenhauses wurden am 1. Juni 1942 nach Müngersdorf verbracht. Damit waren die Kapazitäten des ohnehin schon überbelegten Lagers vollends überstiegen. Die Patienten wurden zum Teil in den unterirdischen, feuchten Katakomben des Forts untergebracht oder schliefen im Freien. Aus Platzmangel teilten sich mitunter Pfleger und Patienten ein Bett, in anderen Fällen wurden Alte und Kranke bei Familienangehörigen einquartiert, die bereits im Lager lebten. Die hygienischen Zustände zusammen mit der nun sehr großen Zahl von kranken und körperlich geschwächten Personen führten in den folgenden Wochen zu einem signifikanten Anstieg der Todesfälle. Auch Suizide sind belegt.
Schilderungen der Lebenssituation im Lager in überlieferten Briefen, die Internierte an Freunde und Angehörige schrieben, sowie Beschreibungen der Zustände in Zeitzeugeninterviews vermitteln uns heute einen Eindruck von den menschenunwürdigen Verhältnissen.
Trotz der unerträglichen Bedingungen versuchten die Internierten zumindest rudimentäre Formen des Soziallebens aufrecht zu erhalten. So berichteten Überlebende, dass der ebenfalls im Lager internierte Gemeinderabbiner Isidor Caro Gottesdienste abhielt und Religionsstunden für Kinder anbot. Auch Singstunden mit hebräischen Liedern fanden wiederholt statt.
Neben diesen Veranstaltungen hielten regelmäßige Besuche innerhalb der Lagergemeinschaft die familiären und freundschaftlichen Bindungen aufrecht und vermittelten ein Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts.
Die Verwaltung des Lagers oblag weitestgehend den Vertretern der RVJ, Bezirksstelle Rheinland, die dabei unter Kontrolle der Gestapo und der städtischen Behörden standen. Zu ihren Aufgaben zählten unter anderem die Benachrichtigung der Gemeindemitglieder über ihre Einweisung in das Deportationslager sowie die Organisation der Umzüge. Auch die Beschaffung von Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern lag in den Händen der RVJ. Zudem waren sie verantwortlich für die Abwicklung der Mietzahlungen, die die Internierten während ihres Aufenthalts im Lager monatlich leisten mussten.
Neben diesen organisatorischen Aufgaben ist trotz der engen Handlungsspielräume, die den Verantwortlichen unter der Aufsicht der NS-Behörden blieben, auch hier immer wieder das Bestreben erkennbar, den Betroffenen ihre Lage soweit wie möglich zu erleichtern. Neben den bereits erwähnten Gottesdiensten und Singstunden wurden zu diesem Zweck unter anderem auch nicht-religiöse Vorträge und Beratungen angeboten.
Etwa vier Fünftel der Internierten mussten Zwangsarbeit leisten. Dies waren zum Teil Handwerks- und Handarbeiten, die im Lager verrichtet wurden. Viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden jedoch auch in Fabriken in Köln und dem Umland eingesetzt. Für den Großteil von ihnen bedeutete dies täglich weite Wege zum Einsatzort, die in der Regel zu Fuß zurückgelegt werden mussten. Sondergenehmigung zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wurden nur in Ausnahmefällen erteilt.
Trotz der peripheren Lage waren die Internierten nie vollständig von der Umgebungsgesellschaft abgeschottet. So befand sich das Deportationslager in direkter Nähe zur Wohnbebauung des kleinen, zu dieser Zeit noch eigenständigen Ortes Müngersdorf (heute Köln-Müngersdorf). Der Kirchturm der Gemeindekirche ist bis heute vom Lagergelände aus gut erkennbar.
Die Verfolgung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung geschah also vor den Augen der lokalen Bevölkerung, die jedoch mit wenigen Ausnahmen wegsah. Nur vereinzelt sind Fälle bekannt, in denen Müngersdorfer Einwohner den Internierten Hilfestellungen anboten. So bescheinigte die Witwe des jüdischen Arztes Dr. Hermann Plato nach Kriegsende dem Müngersdorfer Arzt Dr. Müller, dass er während ihres Aufenthalts im Deportationslager zwischen Mai 1942 und Juni 1943 als ihrer Kenntnis nach einziger nichtjüdischer Arzt mehrfach im Lager gewesen sei und angeboten habe, bei der Beschaffung von Medikamenten behilflich zu sein.
Das Lager war umzäunt und zumindest zeitweise durch Gestapo und SS bewacht, jedoch nie hermetisch abgeriegelt. Zumindest tagsüber konnten die Internierten das Gelände mit Sondergenehmigungen verlassen, doch war ihr Radius durch das Verbot der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und Ausgangssperren für die jüdische Bevölkerung in der Regel stark begrenzt. Kontakte zur nichtjüdischen Umgebungsgesellschaft gab es für sie kaum noch und auch Besuche von jüdischen Freunden und Angehörigen, die noch in Ghettohäusern in der Kölner Innenstadt lebten, waren äußerst mühsam und beschwerlich.
Trotz der Nähe zur Gemeinde Müngersdorf empfanden die im Lager lebenden Menschen ihre Internierung daher als maximale Isolation und Ausgrenzung.
Obwohl Besuche im Lager vor allem für nichtjüdische Personen formal verboten waren, sind einzelne Fälle bekannt, in denen Internierte Besuch von Freunden, Bekannten oder Verwandten aus Köln und anderen Städten erhielten. So berichtet das Ehepaar Schönenberg in Briefen an Verwandte wiederholt über Besuche von Familienangehörigen aus anderen Städten, die zum Teil mehrere Tage bei ihnen verbrachten. Auch die ehemalige nichtjüdische Haushälterin besuchte das Ehepaar mehrmals und ist damit eines der wenigen Beispiele für Hilfeleistungen aus der Mehrheitsgesellschaft.
Die Aufenthaltsdauer im Deportationslager war unterschiedlich und reichte von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten. Für die meisten war es der letzte Aufenthaltsort in Köln, bevor sie von hier aus in die Ghettos und Vernichtungslager im von Deutschland besetzten Osteuropa deportiert wurden. (Das Lager war dementsprechend eine direkte Vorbereitungsmaßnahme der Deportationen der jüdischen Bevölkerung aus Köln und der Umgebung.)
Unter den 2.000 Menschen, die im Sommer 1942 in zwei Transporten von Köln aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden, waren jeweils mehrere Hundert aus dem Lager in Müngersdorf. Weitere hunderte Personen aus dem Lager wurden am 20. Juli 1942 von Köln aus nach Minsk deportiert. Bei Ankunft des Transports wurden die Deportierten an der nahe gelegenen Vernichtungsstätte Trostenez ermordet. Niemand der 1.000 Personen überlebte.
Die im Lager Verbliebenen wurden bis Herbst 1943 ebenfalls in mehreren kleineren Transporten deportiert.
Nachdem die letzten jüdischen Internierten aus dem Lager deportiert worden waren, wurde das Gelände ab Herbst 1943 unter anderem vorübergehend von der Firma Eichhorn Bauunternehmungen zur Unterbringung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern genutzt, bevor es ab 1944 erneut zur Internierung jüdischer Häftlinge diente.
Im September 1944 erhielten alle in jüdisch-nichtjüdischen Ehen lebenden Personen sowie als so genannte „Mischlinge“ verfolgte Personen aus dem Regierungsbezirk Köln die Aufforderung, sich binnen weniger Stunden bis Tage im Müngersdorfer Lager einzufinden. Die genaue Zahl der nun hier Internierten ist nicht bekannt. Da jedoch allein aus Köln rund 600 jüdische Personen mit ihren Ehepartnern und ggf. Kindern von der Aufforderung betroffen waren, müssen sich zwischenzeitlich mehr als 1.000 Personen im Lager befunden haben. Die nichtjüdischen Ehepartner wurden gezwungen, den Regierungsbezirk Köln innerhalb von zwei Tagen zu verlassen, die als „jüdisch“ und als „Mischlinge“ verfolgten Personen verblieben im Lager. Ein Teil von ihnen wurde in den folgenden Wochen und Monaten in eines der Arbeitslager der „Organisation Todt“ in Thüringen und Hessen oder in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der andere Teil blieb bis Anfang März 1945 im Barackenlager. Vor allem während der ersten Tage nach dem Einweisungsbefehl gelang in der unübersichtlichen Situation des völlig überfüllten Lagers vereinzelten Personen die Flucht.
Ab dem 14. Oktober 1944 wurden parallel im Bereich des ehemaligen Fort V Häftlinge des Arbeitserziehungslagers der Gestapo interniert, die aus den zerstörten Messehallen evakuiert worden waren. Unter ihnen waren als „Halbjuden“ verfolgte Personen, ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und politisch Verfolgte.
Am 1. März 1945 wurde das Lager angesichts des Vormarschs der Alliierten aufgelöst. Die verbliebenen Häftlinge verließen Müngersdorf auf einem Evakuierungsmarsch in Richtung eines Gestapolagers in Hunswinkel im Sauerland. Dutzende starben noch auf dem Weg an Krankheiten und Entkräftung. Fünf Tage später erreichten US-amerikanische Truppen Köln.
Rede des Gauleiters Josef Grohé am 28. September 1941 auf einer Großkundgebung in der Kölner Messe
Adolf Hitler hat gesagt und zwar in einer Rede vor diesem Krieg: „Wenn es dem Judentum wiederum gelingen sollte, die Völker in einen Krieg zu stürzen, dann wird das Ende dieses Krieges sein die völlige Austreibung der Juden aus Europa.“
Beifall
Und inzwischen ist ihnen die Entfesselung dieses neuen Krieges gelungen. Noch laufen sie frei herum, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Beifall
In Köln allein sind ja rund 6000 Juden, die uns die Lebensmittel weg essen, die größtenteils nichts tun, sondern die Leute belästigen.
Die haben ja jetzt den Judenstern. Sie haben ja jetzt den Judenstern gesehen und viele kommen nun entsetzt und sagen: „Um Gottes Willen, so viele Juden habe ich ja noch nie in Köln gesehen, wie jetzt auf einmal.“ Nun ja, das ist zu erklären.
Erstens einmal guckt man ja nicht immer den Juden ins Gesicht, denn es gibt ja ein Wort, das sagt, der Herrgott hätte die Juden gekennzeichnet durch ihre Nase schon, schon äußerlich, das sei die Uniform der Juden, die der Herrgott ihnen mitgegeben hätte. Ja, man guckt nicht immer ins Gesicht und es gibt auch Juden mit Stupsnasen, gibt’s auch.
Unter den Ostgaliziern ist die Nase meistens anders wie sonst und dann außerdem spricht man sonst noch vom Geruch, nun, wenn man durch die Straßen der Stadt geht, man geht ja nicht immer gegen den Wind.
Gelächter
Also der Judenstern war schon höchst angebracht und jetzt sehen wir, wie massenhaft sie noch herumlaufen.
Und die Entfernung aus den festen Häusern, die wir in Köln durchführen, hat den Grund darin, dass wir unsere deutschen Volksgenossen, deren Wohnungen durch Fliegerbomben zerstört wurden, zunächst einmal feste Wohnungen geben wollen.
Beifall
Es geht also hier um die Frage: „Wer hat den Vorzug?“ Unsere deutschen Volksgenossen, denen die Engländer durch den vom Juden angezettelten Krieg die Wohnung kaputtgeworfen haben oder unser Feind im Land, der Jude?
Es ist ja eigentlich gar keine Frage.Wir könnten die Juden einfach aus den Häusern heraussetzen und könnten sie ihrem Schicksal überlassen. Sagen: „Macht, dass ihr uns aus dem Weg kommt!“ Überlegt, was geschieht: Sie kommen draußen zum Teil in eins der alten Kölner Forts und für den Rest werden Baracken errichtet, vollkommen neu erstellt, Baracken, so wie sie auch für unsere Wehrmacht erstellt werden, für unseren Arbeitsdienst erstellt werden, wie wir sie für die ausländischen Arbeiter ja brauchen, wie wir sie ja brauchen für Kriegsgefangenenlager und dergleichen mehr.
Also wir gehen so großzügig den Juden gegenüber wieder vor, dass man wirklich staunen muss über die eigene deutsche Gutmütigkeit, die wir selbst hiermit betätigen.
Das kann eben nur der gutmütige Deutsche.
Ah, ich glaube, der Jude hat nun lange genug gelacht, das Lachen wird ihm alsbald vergehen, wir werden ihn alsbald los sein und eher fühlen wir uns nicht sauber hier!
Wenn ich vom Juden spreche, habe ich das Gefühl, ich müsste mir die Hände waschen.
Es ist tatsächlich so, es gibt nichts Verwerflicheres und Erbärmlicheres in der Welt wie dieses Judenvolk und es gibt nichts Gutmütigeres als den Deutschen, der auch da wieder frägt, ja, kann man das nicht etwas milder machen.
Wir gehen mit dem Ungeziefer ja auch nicht so um und nichts anderes als Ungeziefer ist der Jude.
Ungeziefer im deutschen Volk und Ungeziefer in den anderen Völkern. Aber dieser Krieg, der den Sieg Deutschlands bringt, bringt den Sieg des Hakenkreuzes über Europa und damit den Untergang des Judentums.