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Sterbende Amazone

Bild der 03. Woche - 18. Januar bis 24. Januar 2016

Nikolaus Friedrich, Tauzieher 1911, Stein, Köln, Rheinufer (nähe Yachthafen)

Der aktuelle Zustand der ‚Sterbenden Amazone’

Nikolaus Friedrich: Sterbende Amazone, um 1910. Marmor, H ca. 70 cm, B ca. 34 - 40 cm, T ca. 54 cm, Inv. HM 1957/57 (Foto: RBA)

Der "Tauzieher" (s. Bild rechts) ist wohl die prominenteste Skulptur des 1865 in Köln geborenen Bildhauers Nikolaus Friedrich in seiner Heimatstadt. Bereits das Modell der Statue erregte 1908 auf einer Ausstellung bei Kölner Kunstfreunden solche Begeisterung, dass sie eine Sammlung veranstalteten und schließlich den nackten Bootsmann 1911 überlebensgroß am Rheinufer in der Höhe der Drehbrücke aufstellen konnten.

Ein Porträt Friedrichs von Lovis Corinth, der wie sein Freund Mitglied der Berliner Künstlergruppe Sezession war, zeigt den Bildhauer mit kurzem Haar, Pfeife und Rollkragenpullover in seinem Atelier, möglicherweise das Modell des Tauziehers im Hintergrund, in Betrachtung einer seiner weiblichen Aktskulpturen. Von denen gibt es in Köln dieser Tage mindestens noch zwei zu sehen: in der Abteilung des 19. Jahrhunderts im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud ist die zierliche Bronzestatuette der amerikanischen Tänzerin Ruth St. Denis zu sehen, die Friedrich vielleicht anlässlich ihrer Gastspielreise in Berlin gesehen hat und auch das Kölnische Stadtmuseum besitzt eine Skulptur des Künstlers, die hier gezeigte 'Sterbende Amazone'.

Die Marmorstatue der kleinen Kriegerin (die sich weniger leid- als lustvoll dem Betrachter entgegenzuräkeln scheint) wurde 1957 vom damaligen Oberbürgermeister Theo Burauen (1906-1987) zum Ankauf vorgeschlagen, weil er glaubte, 'daß die Plastik von Köln erworben werden müsse'. Vielleicht war es die im selben Jahr in Köln stattfindende Bundesgartenschau, die ihn inspirierte, an eine Aufstellung der Statue im Rheinpark zu denken. Das geschah jedoch nicht und vorerst verschwand die Amazone nicht im Wald, sondern im damaligen Wallraf-Richartz-Museum.
"Befindet sich bei WRM (Keller WRM)", lautete ihr letzter im Inventar des Kölnischen Stadtmuseums vermerkter Standort. Weder fand sie sich dort, dem heutigen Keller des Museum für Angewandte Kunst, noch im neuen Wallraf-Richartz-Museum und auch in den Depots des Stadtmuseums war keine Spur der Amazone, noch ein Hinweis auf ihren Verbleib zu finden.

Ein Hinweis aus dem Amt des Stadtkonservators brachte die Lösung: Sie fand sich schließlich an einem unerwarteten Ort, im Botanischen Garten, zwischen Goethes Ginkgo biloba und dem Eingang zum Frauenhof-Rosengarten (s. Bild rechts). Leider haben ihr Wind und Wetter sehr zugesetzt und Moos und Algen wie weitere Verwitterungsspuren müssten beseitigt werden, damit der Erhalt der kleinen Amazone auch für folgende Generationen garantiert ist.

B. Alexander