Erster Kunsthistoriker auf dem Posten des Museumsdirektors - Carl Aldenhoven

Bild der 02. Woche - 11. Januar bis 17. Januar 2016

Carl Aldenhoven, um 1900 (Foto: RBA)

Johann Baptist Schreiner, Porträtbüste Carl Aldenhoven, 1908/1921, Bronze 52 x 56 x 30 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Inv.-Nr. WRM Sk 0022

In dieser kleinen Serie soll ein Blick auf die Direktoren des Wallraf geworfen werden. Sie leiteten das Museum in den verschiedenen Epochen, mehrfach zur Zeit der Suche nach einer neuen Heimat, in den Wirren des Krieges und zur Zeit, als ein wichtiger Bestandteil der Sammlung an das neu gegründetet Museum Ludwig abgegeben werden musste. in diesem Bild der Woche wenden wir uns dem vierten Direktor zu ...

Bei der Berufung von Carl Aldenhoven wurde zum ersten Mal als Qualifikation eine wissenschaftliche Ausbildung gefordert, während die vorhergehenden Direktoren Maler waren und in der praktischen, handwerklichen Betreuung der Sammlung ihren Schwerpunkt hatten.

1842 in Rendsburg geboren, studierte Aldenhoven Altphilologie und Kunstgeschichte. Nach dem Studium erhielt er ein Stipendium für eine Reise nach Rom. Auf eine kurze Tätigkeit als Gymnasiallehrer folgte die Berufung an Bibliothek und Museum in Gotha, Schwerpunkt der Tätigkeit war die Neuordnung und Katalogisierung der Bestände. Auf Grund der erfolgreichen Tätigkeit in Gotha wurde er 1890 zum Direktor des Wallraf gewählt.

Die wichtigste und umfangreichste Aufgabe in Köln war dann auch die Neuordnung und Neugestaltung der Galerie nach den neuesten wissenschaftlichen Ansprüchen. Der Ostflügel wurde für die Gemälde der Kölner Malerschule mit neuen Bodenbelägen, Wandverkleidungen und Oberlichtern hergerichtet. Dazu und zu den nachfolgenden Arbeiten in den übrigen Räumen bedurfte es immer wieder langwieriger Verhandlungen mit der Stadtverwaltung und Stiftern.

Seinem besonderen Interesse folgend, erweiterte Aldenhovens die Sammlung der Gipsgüsse nach griechischen und römischen Antiken. Den Forschungsergebnissen des 19. Jahrhunderts entsprechend, ließ er sie zum Teil neu kolorieren.

Zwischenbemerkung: Zur Zeit Aldenhovens, Ende des 19. Jahrhunderts, stand für künstliche Beleuchtung im Wesentlichen Gas zur Verfügung, elektrisches Glühlampenlicht war erst in den Anfängen. Im Museumsgebäude gab es keinen Gasanschluss, daher waren die Ausstellungsräume unbeleuchtet und erhielten nur Tageslicht durch Fenster oder Oberlichter. Lediglich in das Arbeitszimmer des Direktors und die Pack- und Heizungsräume wurde bei der Umgestaltung elektrisches Licht verlegt.

Der zweite Schwerpunkt der Arbeit von Aldenhoven war die wissenschaftlicher Forschung und Erfassung der Werke. Mit der „Geschichte der Kölner Malerschule“, legte Aldenhoven die Ergebnisse seiner Arbeit über die Erforschung der Altkölner Malerei vor, ein Werk, das in seinen wesentlichen Teilen, insbesondere zu Stephan Lochner, über Jahrzehnte das Standardwerk blieb. Außerdem veröffentlichte er 1902 mit seinen Mitarbeitern einen mehrbändigen wissenschaftlich fundierten Gesamtkatalog der Bestände.

In die Zeit Aldenhovens fallen viele Neuerwerbungen neuer und alter Kunst. Hervorzuheben sind:

1890 Begas „Die Familie Begas“
1892 Lorrain „Landschaft mit Psyche“
1894 Rubens „Juno und Argus“
1902 Uhde „Das Familienkonzert“
1904 Böcklin „Die Burg am Meer“ (Überfall von Seeräubern).

1907 verstarb Aldenhoven in Köln.

H. Bachem