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Wegbereiter der Moderne: Alfred Hagelstange 1908-1914

Bild der 52. Woche - 28. Dezember bis 3. Januar 2016

Wilhelm Giese: Porträt von Alfred Hagelstange, 1908. Öl auf Leinwand, 94 x 72 cm, Inv. WRM 3654 (Foto: Restaurierungsabteilung WRM & FC)

In dieser kleinen Serie soll ein Blick auf die Direktoren des Wallraf geworfen werden. Sie leiteten das Museum in den verschiedenen Epochen, mehrfach zur Zeit der Suche nach einer neuen Heimat, in den Wirren des Krieges und zur Zeit, als ein wichtiger Bestandteil der Sammlung an das neu gegründetet Museum Ludwig abgegeben werden musste. Nach Johann Anton Rambeaux wenden wir uns in diesem Bild der Woche dem 4. Direktor des Wallraf zu, ....

Alfred Hagelstange, 1874 geboren in Erfurt, studierte Kunstgeschichte und wurde mit 22 Jahren promoviert. Nach Stationen in Nürnberg, Frankfurt (Städel) und Magdeburg wurde er 1908 mit nur 34 Jahren zum Direktor des Wallraf berufen.
Ist die Neuordnung und -präsentation der Sammlungsbestände bei einem Direktorenwechsel durchaus üblich, so war das Ergebnis bei Hagelstange doch sehr einschneidend. Hatten die Bilder vorher dicht neben- und übereinander gehangen, so wurden sie jetzt einreihig auf passend farbige Wände gehängt, so dass nun jedes Bild einzeln wirken konnte.

Neben die intensive Beschäftigung mit der Kölner Malerschule trat gleichberechtigt die zeitgenössische Kunst, für die Hagelstange eine neue eigene Abteilung einrichtete. Ausgehend von der Kunst des Realismus spannte er einen Bogen vom Impressionismus über den Postimpressionismus bis zum Expressionismus. Die Auswahl ging von Anfang an über die nationalen Grenzen hinweg, was immer wieder zu Angriffen führte, insbesondere aus monarchistischen Kreisen.

Die Erwerbungen reichen von Courbets „Jagdfrühstück“ über Renoirs „Ehepar Sisley“, Liebermanns „Judengasse in Amsterdam“, van Goghs „Brücke von Arles“, Marcs „Pferd in Landschaft“, Hodlers „Italienerin“ bis zu Picassos „Familie Soler“, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Leider sind viele der Bilder 1937/38 der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer gefallen. Mit der Leibl-Sammlung von E. Seeger erwarb Hagelstange 1911 ein Ensemble realistischer deutscher Kunst, das sich deutlich vom Akademismus und der Romantik abhob.

Die Sammler- und Ankauftätigkeit Hagelstanges mündete in zwei wegweisenden Ausstellungen:
1911 „Kunst unserer Zeit in Cölner Privatbesitz“ aus Anlass des fünfzigjährigen Jubiläums des Wallraf, in der neben die Neuerwerbungen des Museums Leihgaben Kölner Sammler darunter auch Hagelstange selbst traten.
Mit der Sonderbundausstellung 1912 in der Ausstellungshalle am Aachener Tor (vgl. BdW 20/2014, 34/2012, 12/2012), die Hagelstange als Mitglied der Jury maßgeblich mitgestaltete, wurde ein umfassender Blick auf die deutsche und internationale zeitgenössische Kunst geworfen.


Hagelstange starb 1914 im Alter von nur 40 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. 

H. Bachem