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Neugestaltung des Wallraf

Bild der 01. Woche - 4. Januar bis 10. Januar 2016

Andreas Blühm, aufgenommen bei der Eröffnung der Ausstellung „1912 - Mission Moderne“ (Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 3.0 / via Wikimedia Commons

In dieser kleinen Serie soll ein Blick auf die Direktoren des Wallraf geworfen werden. Sie leiteten das Museum in den verschiedenen Epochen, mehrfach zur Zeit der Suche nach einer neuen Heimat, in den Wirren des Krieges und zur Zeit, als ein wichtiger Bestandteil der Sammlung an das neu gegründetet Museum Ludwig abgegeben werden musste. in diesem Bild der Woche machen wir einen Sprung zum 12. Direktor ...

Dr. Andreas Blühm leitete das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud von 2005 bis 2012. Unter seiner Leitung wurde versucht, das Museum stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Dazu wurden Galerie und Foyer umgestaltet und der Markenname „Wallraf das Museum“ eingeführt. Blühm, 1959 in Berlin geboren, studierte Kunstgeschichte und gelangte über Stationen in Lübeck, Regensburg und das Van Gogh Museum in Amsterdam nach Köln.

Die Präsentation der Museumsbestände im Wallraf reichte seit seiner Gründung von der „Petersburger Hängung“ der ersten Jahre bis zum „White Cube“ im Schwarz-Bernhard-Bau, also von dichtgedrängten, mehrreihig bis unter die Decke aufgehängten Bildern (bei oft schlechter Beleuchtung) bis hin zur Präsentation in sterilen weißen Räumen, bei der die gleißende Helligkeit die Bilder überstrahlt.

Mit dem von Oswald Ungers gestalteten Neubau am Rathaus war die Farbe wieder an die Wände zurückgekehrt. Die drei Ebenen im 2001 eröffneten Gebäude waren farblich gegliedert: Siennarot, Minzgrün und Mattweiß für die drei wesentlichen Epochen: Mittelalter, Barock und das 19. Jahrhundert. Dieser Ansatz wurde unter der Leitung von Andreas Blühm erweitert, indem die vorher gleichförmige Abfolge der Räume in den einzelnen Etagen nun den Exponaten entsprechend durch die farbige Wandgestaltung rhythmisiert wurde. Die Räume erhielten unterschiedliche Farben und historisch passende Ornamente. Die Beschriftung der einzelnen Objekte und der Säle wurden erneuert und erhielten zudem jeweils eine zur Lektüre anregende Schlagzeile.

Die mit dem Neubau eingeführte Beleuchtung der Kunstwerke durch Leuchtstoffröhren in den Glasdecken, die Tages- Oberlicht simulieren sollte, hatte im Rückblick nur einen Teileerfolg, denn die Spektralverteilung des Röhrenlichts traf das Tageslicht nicht vollständig. Mit Erfahrungen aus der Leuchtmittel-Entwicklung in den USA ließ Andreas Blühm nun das Orientierungslicht dämpfen und die einzelnen Bilder durch Halogenstrahler beleuchten, die neue Leuchtmittel erhielten und so ein kontinuierliches Spektrum erzeugten. Durch diese neue Beleuchtung zeigten viele Bilder erstmals die volle Leuchtkraft ihrer Farben.

Zusätzlich wurde das Foyer offener und besucherfreundlicher gestaltet. Die Benutzerführung wurde optimiert, der Museumsshop erhielt einen neuen Ort im Museum und ein neues Konzept, ebenso das Museumscafé. Zuletzt wurde ein Raum bereitgestellt, in dem das Projekt "Wallraf der Museumsbus", das Andreas Blüm aus den Niederlanden "mitgebracht" hatte, durchgeführt wurde und aufblühen konnte.
Unter Andreas Blühm gewann das Wallraf eine neue Präsenz in den Medien und erreichte einen Höhepunkt der Besucherzahlen.

In die Amtszeit von Blühm fielen wichtige Sonderausstellungen. In der Ausstellung von 2008 „Impressionismus - Wie das Licht auf die Leinwand kam“ wurde die Arbeit der Abteilung für Kunsttechnologie und Restaurierung in den Mittelpunkt gestellt.
Die Ausstellung „Der Mond“ verknüpfte künstlerische mit naturwissenschaftlichen und historischen Aspekten. Im Jahr 2011 feierte das Wallraf das Jubiläum zum 150. Jahrestag der Eröffnung des ersten Museumsgebäudes im Jahr 1861 mit zwei großen Sonderausstellungen. „Tatort Museum“, in der alle Tätigkeitsbereiche des Museums von Ausstellen über Restaurieren bis Verwalten dargestellt wurden und „Panoptikum. Die geheimen Schätze des Wallraf“, in der viele Bilder, die normalerweise aus den verschiedensten Gründen im Depot schlummern, ausgestellt wurden. Das Jubiläum war zudem Anlass für die Stadt Köln und die Förderer des Museums, wichtige neue Werke zur Verfügung zu stellen:
Johann Hulsman, Die Hochzeit von Kana
Jean-Honoré Fragonard und Maguerite Gérard, Die Angorakatze
Friedrich Nerly, Die Grotte des Posillipo
Claude Monet, Frühlingsstimmung bei Vétheuil, 1880

Die von Barbara Schaefer angeregte und kuratierte Ausstellung „1912 – Mission Moderne. Die Jahrhundertschau des Sonderbundes“ nahm die wegweisende Ausstellung des Sonderbundes von 1912 wieder auf und war die letzte unter der Leitung von Blühm geplante und eröffnete Ausstellung im Wallraf.

2012 verließ Blühm zum Bedauern vieler Köln (unter anderem aus familiären Gründen) trotz des noch bis 2015 laufenden Vertrages, um die Leitung des Groninger Museums zu übernehmen.

H. Bachem