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Bild der 47. Woche - 21. bis 27. November 2005
Die Wende 1899/1900 sowie das Jahr 1901 waren für das Tafelsilber besonders fruchtbar, weil es durch Geschenke Kölner Bürger reich vermehrt wurde. Die in der letzten Folge bereits erwähnten 928 Teile an Tischgerät waren im Dezember 1899 "als Weihnachtsgabe am Schlusse des Jahrhunderts" (!) eine Stiftung der Familien Andreae, Camphausen, Guilleaume, Mallinckrodt, Michels, Neven DuMont, von Oppenheim, Pfeiffer, vom Rath, Rautenstrauch, Schnitzler und Stein. Während diese Erweiterung des Ratssilbers ausgeführt wurde, hatte die Reichsregierung für 16.000 Reichsmark beim Kölner Goldschmied Hermeling den Tafelaufsatz "Vater Rhein" als Ausweis deutscher Goldschmiedekunst für die Weltausstellung in Paris bestellt. Vermutlich auf Vermittlung Prälat Schnütgens erwarben die Kölner Familien Joest und Deichmann für weitere 45.000 Reichsmark dieses Prunkstück (unser Bild) und schenkten es der Stadt. Im Juni 1900 gab schließlich Max Guilleaume bekannt, dass er als Geschenk für die Stadt beim Goldschmied Kreiten zwei Candelaber ("Adlerleuchter", s. Bild rechts) in Auftrag gegeben habe. Er folgte damit dem Vorbild des Ehepaares Otto und Augusta Deichmann, die bereits 1898 Leuchter gestiftet hatten (s. letzte Folge des BdW). Schon im Jahr darauf, 1901, erhielt die Stadt das nächste Geschenk: Das Leuchterpaar "Bauer und Jungfrau" für 11.000 RM von Arthur Camphausen gestiftet (s. Bild rechts). Wie die nächste Folge dieser Reihe zeigen wird, waren hiermit die Stiftungen der Bürger noch nicht zu Ende. Das Programm des Tafelaufsatzes "Vater Rhein" ist stark politisch geprägt und kann durchaus auch auf Anregungen Kaiser Wilhelm II. persönlich zurückgehen. Den Fußsockel zieren Vertreter der unterschiedlichen rheinischen Berufe (Bischof, Winzer, Fischer, Maler, Gelehrter, Bauer, Sänger, Dombaumeister usw.). Darüber folgt eine Reihe von Emailmedallions mit Darstellungen rheinischer Sagen (Barbarossa, Tannhäuser, Lorelei, Lohengrin usw.). Darüber wiederum erscheinen in gotischen Arkaden die großen mittelalterlichen Kirchen entlang des Rheins (Wesel, Köln, Maria Laach, Trier usw.), darüber dann die wichtigsten Burgen und Schlösser am Rhein, dann ein Felsen aus Rauchtopas mit der Darstellung der sechs wichtigsten Nebenflüsse des Rheins. Auf diesem fast unbehandelten Stein steht "Vater Rhein" mit einem aus einem einzigen Bergkristall-Block geschnittenem Schiff (Hansekogge). Am Ruder steht der "Deutsche Michel" (s. Detail rechts), am Heck die deutsche Flagge, am Bug das Wappen der Stadt. Die Segel aus "Email à jour" (Email in einem Netz aus Silberstegen) zeigen Reichsadler und preußischen Adler sowie die Wappen der vom Rhein durchflossenen deutschen Ländern. Der Auftrag bei diesem Werk lautete, alle bekannten Goldschmiedetechniken zu verwenden.
T. Nagel