Mit der Wanderausstellung »geraubte Kinder« wird an ein bisher weitgehend unbekanntes Kriegsverbrechen erinnert: Die Nationalsozialisten raubten während des Zweiten Weltkriegs Kinder in den besetzten Gebieten: in Polen und auch in anderen okkupierten Ländern – insgesamt zwischen 50.000 und 200.000 blonde und blauäugige Kinder. Sie pferchten sie in Züge und deportierten sie ins »Deutsche Reich«. Diese Kinder galten als »gewünschter Bevölkerungszuwachs«. Über die SS-Organisation »Lebensborn e.V.« wurden die Kinder »eingedeutscht« und ihrer Identität beraubt. Sie wurden in Pflegefamilien, Heimen oder in Lagern zwangsgermanisiert.

Die Ausstellung dokumentiert die Biografien und Schicksale von Menschen, die als Kinder aus Polen, Russland, Slowenien, Tschechoslowakei und Norwegen wegen ihres vermeintlich »arischen« Aussehens nach Deutschland verschleppt worden sind. Viele der geraubten Kinder konnten nach dem Krieg nicht in ihre Heimat zurückgebracht werden, weil die deutschen Jugendämter oft bei der Verschleierung des Menschenraubs mitwirkten und die geraubten Kinder mit einer fremden Identität »einbürgerten«. So haben die meisten dieser Kinder nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Eltern nicht wiedergesehen. Kinder, die in die ehemalige Heimat zurückkehrten, erlebten erneut einen Schock: Einige waren nicht mehr in der Lage, sich in ihrer Muttersprache zu verständigen. Andere schafften es nicht, die in den langen Jahren der Trennung entstandene emotionale Kluft zwischen sich und den Eltern zu überwinden. Wiederum andere wurden als »Feindeskind« stigmatisiert.

Viele, die in ihrer Kindheit verschleppt und gewaltsam »eingedeutscht« wurden, leiden noch heute unter psychischen Folgen. Das Leid der heute erwachsenen Menschen wurde nie als Verbrechen anerkannt. Bis heute warten sie auf eine Entschädigung.

Eine Ausstellung des Vereins »geraubte Kinder – vergessene Opfer e.V.«.

Abb. © NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln / Privatbesitz