22. April bis 21. August 2016
Fritz Bauer hat als hessischer Generalstaatsanwalt, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess auf den Weg brachte, bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Fritz Bauer wollte nicht nur einzelne Straftäter vor Gericht stellen, sondern den NS-Unrechtsstaat in den Mittelpunkt des Verfahrens stellen. In den deutschen Medien wurde über jeden der 183 Prozesstage (Dezember 1963 bis August 1965) berichtet. Wer sich nicht bewusst dem Thema verschloss, der erhielt umfangreiche Kenntnisse über den Holocaust und die Gräueltaten im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Fritz Bauer selbst wurde im NS-Staat als Sozialdemokrat und Jude ausgegrenzt und verfolgt. Er rettete sich in die Emigration, zunächst nach Dänemark, dann nach Schweden. Auch im Exil setzt er sein politisches Engagement fort. Fritz Bauer kehrte nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland zurück und wurde zu einem der bedeutendsten und juristisch einflussreichsten jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Die Ausstellung dokumentiert sein Leben und Wirken im Spiegel der Geschichte.
Als Staatsanwalt revolutionierte er das überkommene Bild dieses Amtes. Für ihn waren Schutz und Würde des Einzelnen, insbesondere vor staatlicher Gewalt, wichtiger als eine Staatsräson um jeden Preis. Er konfrontierte die bundesrepublikanische Gesellschaft schonungslos mit ihrer eigenen jüngsten Vergangenheit – gegen alle politischen Widerstände, gegen alle Anfeindungen, denen er sich auch persönlich ausgesetzt sah. Als Generalsstaatsanwalt überwand er bewusst Tabus. So kämpfte Fritz Bauer für die Rehabilitation der Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 (stellvertretend für den Widerstand gegen das NS-Regime) und formulierte eindrücklich: „Ein Unrechtsstaat wie das Dritte Reich ist überhaupt nicht hochverratsfähig.“
Eine Ausstellung des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt.
Abb. © Privatarchiv Carl Bringer / © Fotografie Stefan Moses, München.