23. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016
Fast zehn Jahre saß Erich Sander – ältester Sohn des berühmten Kölner Fotografen August Sander – als Häftling in der Strafanstalt in Siegburg ein. 1935 war er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Erich Sander starb am 23. März 1944 aufgrund von fehlerhafter ärztlicher Behandlung in der Haft, ein halbes Jahr vor seiner voraussichtlichen Entlassung.
Erich Sander, geboren 1903, wurde bereits in jungem Alter durch seine Lehrer mit den Ideen der Freidenker-Bewegung bekanntgemacht. Auch das weltoffene Elternhaus, in dem Persönlichkeiten des öffentlichen Kunst- und Kulturlebens ein- und ausgingen, trug zu seiner Politisierung bei. Nach vorheriger Mitgliedschaft in der kommunistischen Jugend trat er 1924 der KPD bei, aus der er nach seiner Kritik an der Parteilinie im Januar 1929 ausgeschlossen wurde. 1931 trat Erich Sander der Kölner Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands bei und stieg schnell zu einer Führungsperson auf. Den politischen Kampf gegen den Nationalsozialismus setzte er auch nach dem Verbot der Partei im Untergrund fort. Seiner Verhaftung folgte 1935 ein Prozess in Hamm, der mit dem Urteil zu einer zehnjährigen Zuchthausstrafe abschloss.
In der Haft setzte Erich Sander seinen Widerstand fort. Mit einer Kamera dokumentierte er heimlich den Haftalltag. Diese Fotos sowie Briefe schmuggelte er über Jahre aus der Strafanstalt.
Diese umfassende Ausstellung, die neben Werken von Erich Sander auch viele Fotografien seines Vaters August zeigt, untersucht das politische Leben Erich Sanders und seinen aktiven Widerstand gegen das NS-Regime, gibt aber auch einen Einblicke in den Alltag der Familie Sander.
Eine Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln in Zusammenarbeit mit Dr. Ulrich Eumann und Gerd Sander.
Abb. © Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn 2015 / Gunter Ruckes