Pablo Lerma befragt als Künstler und Theoretiker das Archiv des NSDokumentationszentrums – mit fotografischen Beständen aus der Zeit des Nationalsozialismus – nach Aspekten von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Repräsentation und Trauma, und (unter)sucht die historischen und gegenwärtigen Machtstrukturen, die darin festgelegt sind. Durch ein Reenactment werden die Bestände der NS-Gedenkstätte aktiviert, Gegenstand seiner Befragung sind dabei insbesondere die Logiken des Öffnens, Sichtens und Verwahrens von Archivalien.

Das Reenactment wurde als Performance auf Video aufgezeichnet und fand zwischen dem 27. und 28. April 2023 im Gewölbe des NS-Dokumentationszentrums statt. Die Performance hatte eine Dauer von 14 Stunden, 15 Minuten und 59 Sekunden. Während der Performance öffneten Mitarbeiter*innen des NS-DOK und Freiwillige gemeinsam mit dem Künstler 1504 Kisten.

Das Depot der NS-Dokumentationszentrums enthält mehr als 1504 Kisten. Die Kisten, die während der Performance geöffnet wurden, wurden zuvor von den Archivar*innen der Einrichtung ausgewählt. Dem Künstler war es nicht möglich, die gesamte Anzahl der Kisten im NS-DOK-Depot aufgrund ihres Inhalts, gesetzlicher Beschränkungen und anderer Einschränkungen zu öffnen. Eine unbekannte Anzahl von Kisten blieb ungeöffnet.

Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln widmet sich dem Gedenken an die Opfer des NS-Regimes sowie dem Erforschen und Vermitteln der Geschichte Kölns im Nationalsozialismus. Es hat seinen Sitz im EL-DE-Haus, wo sich von Dezember 1935 bis März 1945 die Zentrale der Kölner Gestapo befand. Das Gestapogefängnis mit rund 1.800 Wandinschriften von Häftlingen aus den Jahren 1943 bis 1945 ist erhalten geblieben, seit 1981 ist es als Gedenkstätte zugänglich. Seit 1997 informiert die Dauerausstellung „Köln im Nationalsozialismus" über das politische, gesellschaftliche und soziale Leben in der NS-Zeit. Das Bildarchiv umfasst derzeit etwa 125.000 Objekte von den 1870er Jahren bis in die Gegenwart: Vor allem Fotografien und Fotoalben, außerdem gedruckte Bildmedien wie Plakate, Postkarten, Zigarettensammelbilder und Reklamemarken sowie Grafik und Malerei mit Arbeiten von György Békeffi, Grigory Berstein, H. W. Brockmann, Philibert Charrin, Ingeborg Drews, Heinrich Feulner, Rolf Maria Koller, Yury Kharchenko, Heinz Kroh, Peter Joseph Paffenholz, Otto Schloss und Ber Warzager. Digitalisate von Fotoalben und bebilderten Tage- und Fahrtenbüchern aus der Sammlung Jugend 1918-1945 sind über die Webseite Editionen zur Zeitgeschichte zugänglich.

Abb. © Silviu Guiman / Internationale Photoszene Köln