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Bild der 24. Woche - 12. Juni bis 18. Juni 2023
Um 984 schenkte Kaiserin Theophanu der Kirche St. Pantaleon die Gebeine des hl. Albinus. 200 Jahre später wurde für dieses kaiserliche Reliquiengeschenk eine neue kostbare Hülle im Stile der Zeit angefertigt. Goldene Reliefs, farbige Emails, funkelnde Bergkristalle und ein reicher Besatz mit Filigran und bunten Schmucksteinen zieren den Schrein und machen ihn zu einem herausragenden Goldschmiedewerk des Mittelalters.
Der Albinussschrein gehört zu den großen romanischen Reliquienschreinen, die ab dem späten 12. Jahrhundert im Rheinland entstanden. Von diesen Reliquiaren mit ihrer typischen hausähnlichen Form existieren nur noch wenige. Während der Säkularisation gingen auch am Albinusschrein große Teile des Schmucks verloren, darunter die in die Bögen eingestellten plastischen Figuren. Viele kleinere Beschläge blieben dagegen erhalten. Besonders die Zierelemente aus farbigem Email bestimmen das heutige Erscheinungsbild des Schreins. Sie geben einen Eindruck von der vielfältigen Grubenschmelzproduktion, die im 12. Jahrhundert in Köln einen Höhepunkt erlebte. Die neuartige Verwendung von Kupfer als Trägerstoff erlaubte, Schmuckplatten in großer Zahl zu produzieren.
In das Kupfer wurden dabei Gruben ausgehoben und mit farbiger Glaspaste gefüllt. Unter Verwendung gleicher Farben und Muster entstand so eine Vielzahl ähnlicher Zierplatten, die an verschiedenen Goldschmiedearbeiten wiederzufinden sind. Im Zuge der Restaurierung durch Carl Kesseler ab 1949 wurden Fehlstellen am Schrein durch Neuanfertigungen ergänzt. Diese Emails geben teilweise die Zerstörung Kölns im Krieg wieder, rezipieren dabei das mittelalterliche Formen- und Farbenrepertoire aber so geschickt, dass der Gesamteindruck nicht gestört wird (s. Foto).
Das Gesamtkonzept der Gestaltung ist auf den Heiligen ausgerichtet, dessen Gebeine 1186 in den Schrein gelegt wurden. Der Legende zufolge, die auch auf einer der Dachflächen des Schreins abgebildet ist, war der hl. Albinus ein römischer Soldat, der einem Priester Unterschlupf gewährte und von diesem schließlich zum Christentum bekehrt und getauft wurde. Nachdem er sich vor einem Richter zu seinem Glauben bekannt hatte, wurde Albinus im 4. Jahrhundert hingerichtet und gilt als erster christlicher Märtyrer Britanniens (s. Foto).
Sein Körper wurde dann, laut der Inschrift am Schrein, von England nach Rom und von Rom nach Köln gebracht – wo der Name Albanus aus Rücksicht auf den gleichnamigen Heiligen in Mainz in Albinus abgeändert wurde. Germanus und Theophanu, die mit der Translation der Gebeine verbunden werden, waren ursprünglich zu beiden Seiten von Albinus an der Stirnseite des Schreins dargestellt. In den Arkaden der Langseiten standen dagegen Figuren der Kölner Kirchenpatrone, in deren Reihe Albinus so visuell erhoben wird.
Lange bevor der Schrein angefertigt wurde, übergab die aus Byzanz stammende Kaiserin Theophanu, Witwe von Otto II., die Reliquien als kostbares Geschenk an die Kirche St. Pantaleon, wo sie 991 ihrem Wunsch entsprechend beigesetzt wurde – in unmittelbarer Nähe zum Albinusaltar. In Zusammenhang mit ihrer Kaisergrablege wurde um 1000 ein neues Westwerk errichtet, dessen Fassade mit monumentalen Skulpturen versehen wurde. Fragmente dieser Steinfiguren werden noch bis 2024 gemeinsam mit dem Albinusschrein und weiteren Exponaten innerhalb der Sonderpräsentation Schreine und Steine aus St. Pantaleon im Museum Schnütgen zu sehen sein.
Jule Wölk