Jugendgottesdienst im Altenberger Dom. Im Mittelpunkt der Aufnahme die »Altenberger Madonna«, undatiert © Jugendhaus Düsseldorf, AJHD 3-1-008-09-004
Die Konfession zählte neben sozialer und regionaler Herkunft, Beruf, Bildung und Geschlecht zwischen 1918 und 1933 zu den Faktoren, die das politische Verhalten wesentlich mitprägten. Zwar verstärkten Industrialisierung und Urbanisierung die Tendenz zur Entkirchlichung, doch beeinflusste die Kirchenbindung mit ihren religiösen Vorgaben weiterhin das Alltagsleben.
Das galt ganz besonders für den aufkeimenden »Jugendkatholizismus« mit seinen zahlreichen neuen Gruppierungen und Verbänden. Viele von ihnen übernahmen Ideen der Jugendbewegung in den kirchlichen Raum. Andere wiederum verstanden sich als betont katholische Gegengründungen zu nicht-konfessionellen Bünden.
Die Dachorganisation der katholischen Jugendverbände war der bereits 1896 ins Leben gerufene »Katholische Jungmännerverband« (KJMV). Im Laufe der Weimarer Republik wurde der KJMV für die meisten der katholisch organisierten Jugendlichen zur zentralen Anlaufstelle und Orientierungshilfe.
Neuen Schwung erhielt der Verband, als Ludwig Wolker 1926 das Amt des Generalpräses übernahm. Der charismatische »General« forcierte die Übernahme eines »jugendbewegten« Stils in der organisierten katholischen Jugend. Dieses Vorhaben erreichte Ende der 1920er-Jahre mit der Gründung der »Sturmscharen« und der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) einen Höhepunkt.
Die unter der Leitung eines Geistlichen stehende Pfarrjugend wurde nun immer mehr von einer Jugendarbeit abgelöst, die durch die Jugendlichen selbst gestaltet wurde.
»Führerschulung« mit Pater Kremer im Jugendheim der Salesianer, 1932 © Archiv der Salesianer Essen
Die Großstädte stellten die Jugendarbeit vor besondere Herausforderungen. Im industriell geprägten Norden von Essen gründeten Salesianer 1921 in Essen-Borbeck das Jugendheim »Don Bosco-Zirkel«. »Zwischen den Schloten« wollten sie sich laut einer Werbebroschüre für die »gefährdete männliche Jugend aus den unteren Volksschichten« einsetzen.
Ob Sportveranstaltungen, Spielnachmittage oder Wanderfahrten, das »Knabenheim« übte auf die Jugendlichen in Borbeck eine hohe Anziehungskraft aus. Zur prägenden Gestalt wurde dabei Pater Heinrich Kremer, der das Haus von 1926 bis 1937 leitete. Kremer wollte im Rahmen einer katholischen Erziehung »sittlichen« Gefahren entgegenarbeiten. Dabei sah er vor allem in den beengten Wohnverhältnissen und der Straße als »Spielplatz« die drängendsten Probleme der Zeit.
Pfarrer Wilhelm Busch leitete seit 1929 in Essen das Weigle-Haus, eine zentrale, überaus beliebte evangelische Jugendeinrichtung. Dabei verfolgte er das Ziel, »Jugend zu Jesus zu führen«.
Die Jugendarbeit des Hauses war zweiteilig aufgebaut. Es gab die Aktivitäten in den Abteilungen der einzelnen Stadtteile und die stadtteilübergreifende Arbeit im gut ausgestatteten Jugendhaus selbst. Hier trafen sich jeden Sonntagnachmittag mehrere Hundert Jugendliche und verbrachten ihre Freizeit miteinander. Es wurde Tischtennis und Theater gespielt, gesungen und musiziert. Besonders beliebt waren Gelände- und Speerspiele. Daneben wurden über die gesamte Woche mit großem Ernst Bibelstudien betrieben.
Im 19. Jahrhundert entstanden erste evangelische Jünglingsvereine. Nach 1918 erlangten der Christliche Verein junger Männer (CVJM), die Bibelkreise (BK) und die Christlichen Pfadfinder (CP) die größte Bedeutung in der evangelischen Jugendarbeit. Sie alle versuchten, Jugendlichen in krisengeschüttelten Zeiten Halt und Lebensmut zu geben.
Ende der 1920er-Jahre wendeten sich die evangelischen Jugendverbände einem bündisch gestalteten Gruppenleben zu. Außerdem wurden – ähnlich der »Deutschen Jugendkraft« (DJK) im katholischen Bereich – mit den »Eichenlaub«-Gruppen eigene Sportvereine gegründet.
Die Mädchen blieben vom »jugendbewegten« Leben weitgehend ausgeschlossen. Das »Jungmädchenwerk« blieb stark in der Gemeindearbeit eingebunden.
Kundgebung anlässlich des Bundesfests des CVJM-Westbundes am »Deutsches Eck« in Koblenz, 25. Juni 1932 © CVJM-Westbund e.V.
Der 1896 gegründete Katholische Jungmännerverband (KJMV) verfolgte neben der Jugendpfl ege auch seelsorgerische Auf gaben. Seine gesamte Arbeit richtete sich darauf, junge Männer religiös und moralisch zu festigen und eine auf christlichen Grundsätzen basierende Jugendbewegung zu schaffen. Hierzu benötigte er einen spirituellen Mittelpunkt, der zugleich auch Wanderheim und Ferienstätte sein sollte.
1921 wurde ein ehemaliges Kloster neben dem Altenberger Dom im Bergischen Land erworben, aufwändig renoviert und ausgebaut. »Haus Altenberg« diente der organisierten katholischen Jugend als geistlich-geistige Mitte. Es wurde zur »religiösen Heimat« der jugendlichen Aufbruchsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg.
KJMV-Generalpräses Ludwig Wolker beschloss, »Haus Altenberg« zur zentralen Führerschule des Verbandes auszubauen. Es wurde zum Mittelpunkt einer weitwirkenden Bildungsarbeit.
Das von ihm angestrebte christliche »Jugendreich« war in Wolkers Augen nur zu realisieren, wenn die Jungen nicht von oben geführt wurden, sondern engagiert mitführten und Mitverantwortung trugen. Er öffnete den Verband für Ideen und Formen der Jugendbewegung.
Nachdem im Haus Altenberg im Oktober 1928 die erste große Tagung stattgefunden hatte, gab es Anfang der 1930er-Jahre kaum KJMV-Führer, die noch nicht an einer Schulung dort teilgenommen hatten. Allein 1931 besuchten 2.630 von ihnen eine der meist einwöchigen Schulungen. »Hier ist die Kraftzentrale für alle Führer unseres Verbandes«, hieß es im Mai 1932 im Verbandsorgan »Die Wacht«.
»Das Herz des Verbandes schlägt im Altenberger Dom«, betonte der KJMV. Als Sinnbild hierfür galt die Anordnung, dass vor der Altenberger Madonna stets Kerzen brennen mussten. Dies mündete in der Tradition, dass sich in jeder Silvesternacht Präfekten und Jungführer im Dom zum Gebet versammelten, um das »Licht des neuen Jahres« zu entzünden.
Dieser Brauch wurde nach 1933 mit großer Inbrunst fortgesetzt. Ohnehin wurde Altenberg nun zum zentralen Symbol katholisch-jugendbewegter Selbstbeharrung. Als nach einem Umbau am 1. Mai 1933 – dem vom NS-Regime eingeführten »Tag der nationalen Arbeit« – die Führerschule neu eingeweiht wurde, interpretierte der KJMV dieses zeitliche Zusammentreffen als »besondere Verpfl ichtung zur Aufbauarbeit an unserem Volk«. Selbstbewusst fügte er hinzu: »Wir wissen, dass Deutschland ohne die katholischen Kräfte nicht leben kann.«
Diese beiden Fotos sind Teil einer zur Jahreswende 1937/38 entstandenen Bilderserie. Sie wurde damals von einem teilnehmenden DPSG-Mitglied so kommentiert: »Unser Dom Altenberg. Hier bei der Muttergottes von Altenberg suchen und finden wir Trost und die Kraft zum Durchhalten in einer uns feindlichen Welt. Jedes Mal, wenn das neue Jahr beginnt, gehören der Dom und das Haus uns St. Georgspfadfindern. Das ist der Höhepunkt eines Neujahrskurses in Altenberg: St. Georgspfadfinder aus allen deutschen Landen ziehen zur nächtlichen Stunde, brennende Kerzen in den Händen, durch den Dom.« © Bistumsarchiv Essen, Nachlass Klawunn
Der Hitlerjugend war Altenberg stets ein Dorn im Auge. Hier war vieles von dem vorhanden, was dort noch fehlte – insbesondere eine qualifizierte Führerschulung und ein symbolträchtiger zentraler Ort.
Mit der Ernennung Baldur von Schirachs zum Jugendführer des Deutschen Reiches am 17. Juni 1933 änderte sich der Alltag in Haus Altenberg daher erheblich. Es folgten gesetz- und rechtlose Maßnahmen des NS-Regimes. So wurde bereits am 1. Juli 1933 sämtliches Eigentum des KJMV kurzzeitig beschlagnahmt.
Auch wenn der Schulungsbetrieb 1934 weitergeführt werden konnte und Wallfahrten mit bis zu 15.000 Teilnehmern Altenberg zum Ziel hatten, verschärfte sich der Druck doch erheblich. Nachdem es am 13. März 1934 in Altenberg zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen katholischen Pfadfindern und HJ gekommen war, wurde den Pfadfindern umgehend jedes öffentliche Auftreten im Regierungsbezirk verboten.
Um »Haus Altenberg« vor dem Zugriff des NS-Regimes zu schützen, wurde es im August 1935 an das Erzbistum Köln übergeben und zum »Exerzitienhaus« umfunktioniert. Damit durften hier künftig nur noch rein kirchlichreligiöse Veranstaltungen stattfi nden. Im Januar 1938 wurde die Einrichtung seitens der Gestapo geschlossen.
Der ebenfalls auf dem Gelände gelegene Priorshof mit seiner Jugendherberge hingegen, der bereits seit Dezember 1933 zunehmend unter HJ-Einfl uss geraten war, wurde im Januar 1939 vom Rheinischen Jugendherbergswerk übernommen. Er wurde zum »Jugendhof der Hitlerjugend « und sollte als »Stützpunkt nationalsozialistischer Erziehungsarbeit« dienen.
Nach dem »1.000-Bomber-Angriff« auf Köln wurden im Juni 1942 alle in Altenberg verfügbaren Räumlichkeiten für Evakuierungen genutzt.
Nach der NS-Machtübernahme passten sich die Spitzenverbände der evangelischen und katholischen Jugend wie auch die Amtskirchen zunächst schnell und problemlos den neuen Verhältnissen an.
Die CVJM-Führung bekannte sich am 25. März 1933 eindeutig zum Nationalsozialismus. Sie sah eine »neue Stunde deutscher Geschichte« geschlagen, in der auch die Führerschaft der evangelischen Jugend ihr »freudiges Ja zum Aufbruch der deutschen Nation« zum Ausdruck brachte.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte ebenfalls im März die Katholiken zur »Treue gegenüber der rechtmäßigen Obrigkeit« ermahnt und vor »rechtswidrigem oder umstürzlerischem Verhalten« gewarnt. Am 4. April erklärte dann der KJMV die Bereitschaft, »an den großen Zielen eines großen einigen Deutschland in sozialer Wohlfahrt und christlicher Kultur« mitzuarbeiten.
Große Teile der evangelischen Jugendbewegung waren bereits vor 1933 nationalistisch eingestellt und reagierten daher zunächst positiv auf die NS-Machtübernahme. Die wenigen kritischen Stimmen richteten sich zumeist nicht gegen die NS-Ideologie, sondern gegen den Totalitätsanspruch des neuen Regimes.
Es folgte nicht nur eine ideologische, sondern auch eine äußerliche Annäherung an das NS-Regime. Bei ihrer Reichstagung traten Pfi ngsten 1933 rund 5.000 Bibelkreismitglieder ebenso zackig wie selbstbewusst auf und waren äußerlich von der Hitlerjugend kaum zu unterscheiden.
Wie selbstverständlich prägten Hitlergruß und Hakenkreuz diese und viele andere Veranstaltungen der evangelischen Jugendverbände.
»Auflösungfeier« des Stammes Wülfrath der »Christlichen Pfadfinder«, Ende Dezember 1933 © VCP-Archiv
Die Aufl ösung der evangelischen Jugendverbände erfolgte schrittweise. Mitte Juli 1933 verlor das »Jugendwerk« seine Selbstständigkeit. Seit Herbst 1933 betrieb dann Reichsbischof Müller gegen den Willen der Jugendvertreter dessen vollständige Eingliederung in die Hitlerjugend. Am 19. Dezember 1933 wurde der Vertrag unterzeichnet.
Ablehnung und Empörung der Jugendverbände fielen einhellig aus. Ein aktiver Widerstand gegen den Alleingang Müllers formierte sich jedoch nicht. Im Februar und März
1934 wurde die Eingliederung vollzogen. Die meisten Gruppen lösten sich demonstrativ auf. Eine Pfl icht, in die Hitlerjugend einzutreten, bestand für den Einzelnen nicht.
Der CVJM blieb zwar bestehen, doch mussten alle Mitglieder im »HJ-Alter« unter 18 Jahren ausscheiden. Die Arbeit der Bibelkreise durfte künftig nur noch um religiöse Themen kreisen.
Die Stolberger Sturmschar mit Hakenkreuzfahne an der Spitze, 1933 © Jugendhaus Düsseldorf, AJHD 01-010-A 3000-02-01
Viele Verantwortliche im KJMV entdeckten nach dem 30. Januar 1933 Parallelen zu eigenen Idealen. Sie beharrten jedoch auf der Eigenständigkeit katholischer Jugendarbeit. »Für Christi Reich im neuen Deutschland!« wurde zur Leitlinie. »Wir sind junge Deutsche und glühen für unser Volk und Vaterland.«
Viele Gruppen passten sich an und führten nun Hakenkreuzfahnen mit, um ihren Willen zur »Zusammenarbeit in Recht und Freiheit« zu zeigen. Sie wollten dem neuen Staat »fruchtbar dienen«.
Der 1924 geborene Günther Dünnwald war seit 1932 St. Georgs-Pfadfi nder in Köln. Er fühlte sich dort ausgesprochen wohl, nahm an Fahrten teil und genoss das kameradschaftliche Verhältnis zwischen Gruppenführern und Jugendlichen.
Ab 1933 schränkte die Hitlerjugend die Aktivitäten der Pfadfi nder erheblich ein. Konflikte mit der NS-Jugend nahm Günther bis auf eine antikatholische Schmiererei am Pfarrheim dennoch kaum wahr.
Als besonders eindrucksvoll empfand der Zwölfjährige 1936 ein Dreikönigstreffen der katholischen Jugend im Kölner Dom, weil sich die Teilnehmenden deutlich zu ihrem Glauben bekannten.
Günthers Pfadfindergruppe wurde kurz darauf aufgelöst. Auf Vorschlag der Führer wechselte die Gruppe geschlossen ins Jungvolk. Große Unterschiede empfand Günther nicht. Nur die Uniform änderte sich und der »Kommandoton« wurde schärfer.
Nach der NS-Machtübernahme wurden die großen konfessionellen Jugendverbände mit dem Totalitätsanspruch der Hitlerjugend konfrontiert.
Anders als der evangelischen Jugend gelang es der katholischen Seite zunächst, eine weitgehende Unabhängigkeit zu wahren. Das im Juli 1933 unterzeichnete Konkordat zwischen Vatikan und Reichsregierung sicherte die Existenz der katholischen Jugendverbände.
Zugleich wurde ihnen jedoch untersagt, sich politisch zu engagieren oder politische Jugendarbeit zu betreiben. Um die Auslegung dieser Vorschrift gab es zahlreiche Auseinandersetzungen, die 1938/39 im endgültigen Verbot aller katholischen Jugendverbände mündeten.
Die katholischen Jugendgruppen sahen sich immer neuen Einschränkungen ausgesetzt, die sie nicht kampflos hinnehmen wollten. Stattdessen versuchten sie, eigene Stärke zu demonstrieren.
Auf Anordnung der Gestapo war seit März 1934 das öffentliche Mitführen von Fahnen verboten. Dagegen setzte sich die Jugend der Kölner St. Agnes-Pfarre mit einem Trick zur Wehr: Im Oktober 1934 fotografierte sie ihre Fahnen im
Hof des Gemeindehauses und fügte den Kölner Dom als neuen Hintergrund ein. So wurde der Eindruck erweckt, die katholische Jugend sei im Herzen Kölns ungehindert präsent.
Das Bild erschien samt kämpferischem Artikel in der Kirchenzeitung. Dabei wurde über die Rolle kein Zweifel gelassen. Ihre »heilige Aufgabe« sei es, »Kämpfer Christi« zu sein.
»Da gräbt Baldur vergebens! Schon zwei Jahre grab ich und noch immer kein Spatenstich tiefer!«
Die fackeltragende katholische Jugend vertreibt sowohl den Kommunismus als
auch den Nationalsozialismus aus Deutschland.
Zeichnungen aus dem Gruppenbuch der »Don Bosco-Gruppe« Essen-Borbeck, 1935 © Stadtarchiv Essen, 04-509-E-0055
Viele Angehörige der katholischen Jugend hielten dem zunehmenden Druck stand und demonstrierten im Gegenteil die Haltung eines »Jetzt erst recht«. Mit oft kreativen Strategien versuchten sie, die Verbote zu umgehen und sich den Repressalien zu entziehen.
So karikierte die Essener »Don Bosco-Gruppe« die vergeblichen Versuche der Hitlerjugend, die katholische Jugend »vom Sockel« zu holen.
Auch das Verbot, zusammen auf Fahrt zu gehen, umgingen die Gruppen. Sie machten sich ohne Uniform und Fahnen in Kleingruppen auf den Weg, um sich weiterhin zu machtvollen Kundgebungen zu treffen. Solche Erlebnisse schweißten zusammen, erforderten aber auch zunehmend Mut und Kraft.
Der Verbleib in der katholischen Jugend wurde für Jugendliche ab Mitte der 1930er- Jahre immer schwerer. Der 1921 geborene Heinrich Bongers hielt zunächst stand. 1935 hatte er sich bewusst gegen einen Eintritt in die HJ entschieden und war stattdessen Mitglied im »Bund Neudeutschland«, der Organisation katholischer Gymnasiasten, geworden. Dort stieg er 1937 zum Führer des »Don Bosco-Zirkels« in Essen auf.
So überzeugt der 16-Jährige von seinem Glauben war, so sehr litt er unter dem zunehmenden Druck. Die düstere Perspektive der katholischen Jugend ängstigte ihn dabei ebenso wie das Verhalten einiger Lehrer am Borbecker Gymnasium, die massiv für den Eintritt in die HJ warben. »Manchmal wünsche ich doch, dass ich gesetzlich in die Hitlerjugend komme«, notierte er Anfang 1937 in sein Tagebuch.
Aus freiem Willen konnte er sich dazu nicht entschließen. Als er sich dann aber um eine Lehrstelle bei Krupp bewarb, war ein HJ-Eintritt unumgänglich. Seit Februar 1938 HJ-Mitglied, musste er seine ND-Tätigkeit zumindest offiziell beenden.
Der 1918 als Sohn eines Pfarrers geboren Friedrich Bredt stieß als Gymnasiast schon früh zum »Bund deutscher Bibelkreise«. Zugleich war er lange vor 1933 ein glühender Verehrer Adolf Hitlers.
Pfingsten 1933 nahm er am BK-Reichslager teil, das ihn tief beeindruckte: »Unvergesslich die drei Fahnen: schwarz-weiß-rot, in der Mitte die Fahne des Bundes mit dem Schwertkreuz und daneben die Hakenkreuzfahne.« Friedrich wähnte sich mit dem BK in einer »neuen« Zeit angekommen.
Das änderte sich grundlegend mit der Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend, mit der auch die Bibelkreise aufgelöst wurden. Friedrich trat in die HJ ein, deren »lascher Betrieb« ihn jedoch abstieß. Parallel engagierte er sich weiterhin als BK-Führer.
Daher wurde er in der HJ beurlaubt und, als er seine BK-Arbeit nicht aufgeben wollte, im November 1935 wegen »unnationalsozialistischer Haltung« ausgeschlossen. Das gefährdete seinen Verbleib auf dem Gymnasium. Nur mit viel Glück konnte er 1937 sein Abitur ablegen.