Bild der 16. Woche - 22. April bis 28. April 2019
Schwert des Heiligen Georg und zugehörige Scheide, Köln und Italien (?), um 1300-1350. 105 x 17,5 x 2,4 cm (Schwert), Stahl; Silber, vergoldet; Silberdraht; ehemals transluzides Silberschmelz; Leder; Holz. Auf den Metallverzierungen der Scheide oben: IHS; unten: XPS Köln Museum Schnütgen, Inv.-Nr. 494a. Museum Schnütgen, Inv.-Nr. G 494 a und b (Foto: RBA)
Vergoldetes Silber, feinstes Leder, eine Klinge aus Stahl. Auf dem Knauf prangt leuchtend der Schmetterling als Zeichen der Auferstehung Christi. Die rote lederne Scheide zieren Beschläge aus filigranem Maßwerk. In ausgebrochenem Silberschmelz lassen sich darin zwei Buchstabenfolgen erkennen IHS und XPS: Jesus Christus.
Es ist eine edel anmutende Waffe, die 1929 aus der Kölner Kirche St. Georg ihren Weg ins Museum Schnütgen fand. Angesichts der zahlreichen heroischen Legenden, die sich um ihren Namensgeber ranken, scheint ein solch prunkvolles Stück diesem gerade gerecht zu werden.
Heiliger Georg: Schutzpatron des Ritterstandes, Nothelfer, Märtyrer und – Drachentöter. Die Überlieferung sieht sein Leben eng verwoben mit Tapferkeit, Mut und Kampf. Als Offizier der römischen Armee wurde er während der Christenverfolgungen des Kaisers Diocletian zu Beginn des 4. Jahrhunderts n. Chr. aufgrund seines christlichen Glaubens festgenommen. Da er dem Glauben nicht entsagen wollte, wurde er gefoltert und starb schließlich als Märtyrer.
Der Kampf mit dem Drachen ist es jedoch, der die Legende dieses Heiligen am eindrücklichsten prägt. Diese Geschichte besagt, dass ein Drache die Stadt Silena und ihre Bewohner mit giftigem Hauch bedrohte. Nur Opfergaben schienen ihn beschwichtigen zu können. Bald hatten die Bürger keine Schafe mehr, die sie dem Drachen darbringen konnten und wählten in ihrer Not stattdessen ein Menschenopfer. Das Los entschied, wen aus der Gemeinschaft es treffen würde, doch eines Tages bestimmte eben dies die Tochter des Königs als nächstes Opfer. Gerade als das Schicksal sie zu ereilen drohte, stellte sich Georg unter dem Zeichen des Kreuzes dem Drachen entgegen.
Mit einer Lanze verwundete und schwächte Georg das Untier und ließ es von der geretteten Königstochter in die Stadt führen. Doch es war das Schwert – so die Überlieferung in der „Goldenen Legende“ (lat. legenda aurea) des Dominikanermönchs Jacobus de Voragine (1228-1298) – mit dem Georg den Drachen schließlich richtete, als der König und die Bürger der Stadt sich aus Dankbarkeit zu Christus bekannt und der Taufe unterzogen hatten.
Einen echten Kampf - geschweige denn das Blut eines Drachen - wird jenes Schwert aus der Sammlung des Museum Schnütgen jedoch nicht gesehen haben. Es entstand wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts n. Chr. und diente lediglich zeremoniellen Zwecken. Derartige Waffen symbolisierten die hohe Gerichtsbarkeit, das ius gladii (Schwertrecht) das von geistlichen Würdenträgern wie Bischöfen, Äbten oder Pröpsten ausgeübt wurde. So diente das Schwert, welches dem Gerichtsherren vorangetragen wurde, als sichtbares Zeichen kirchlicher Macht.
In Köln ist die Verehrung des Heiligen Georg besonders mit einer Person verbunden: Erzbischof Anno II. Er gründete 1059 das Stift St. Georg und stattete die Stiftskirche im Jahr 1067 mit der Armreliquie des Heiligen Georg aus, die er aus St. Pantaleon überführen lies. Erst aus einem Reliquienverzeichnis des 14. Jahrhunderts geht hervor, dass der Schatz in St. Georg auch das Schwert dieses Heiligen beherbergen solle. Ob es sich bei dem verzeichneten Schwert jedoch wirklich um das hier abgebildete Stück handelt lässt sich heute nicht mehr einwandfrei bestimmen.
T. Düpmeier