Bild der 13. Woche - 1. April bis 7. April 2019
Der Frühling ist da, und damit verbinden sich für viele nicht nur Spaziergänge in blühender Natur oder Heuschnupfen, sondern auch Begriffe wie Frühlingsputz, Ordnung schaffen oder ähnliches. Die Ratgeber zu diesen Themen schießen wie Pilze aus dem Boden, und die Ordnungsphilosophie der weltweit erfolgreichen Japanerin Marie Kondo – das TIME Magazin zählte sie unlängst zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt – ist nur die Spitze des Eisbergs.
Ordnung und die Optimierung von Arbeitsabläufen und Prozessen ist jedoch ein Thema, das findige Geister schon lange beschäftigt. Eine der schönsten und sinnreichsten Kreationen hierzu stammt von Frrank Lloyd Wright: ein Büroschreibtisch mit integriertem Stuhl von 1904. Wright hat ihn für das Verwaltungsgebäude der Larkin Company in Buffalo, N.Y., entworfen.
Frank Lloyd Wright (1867-1959) ist einer der bedeutendsten Architekten des letzten Jahrhunderts. Nach einem Ingenieursstudium und einer kurzen Zeit im Büro des US-Architekten Louis H. Sullivan machte er sich 1893 in Chicago selbständig. Zu seinen größten Erfolgen zählen seine Präriehäuser, in denen er einfache und naturnahe Materialien mit modernen Baustoffen kombiniert. Nach 1910 wurde er auch für die europäische Modernde zu einem wichtigen Impulsgeber: Das Larkin Building in Buffalo (1904), das Robie House in Chicago (1907), das Haus Fallingwater in Bear Run, PA (1936), und vor allem das Guggenheim Museum in New York (1943-59) gehören zu den herausragenden Architekturschöpfungen des 20. Jahrhunderts. Doch
Gerade die Bürogebäude waren innovativ geplant und boten eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Offene Galerien, lichtdurchflutete Innenhöfe und großzügige Arbeitsräume setzen schon vor über 100 Jahren – weit vor den Innovationen des Neuen Bauens in den 1920er Jahren – Maßstäben für eine organische Arbeitsplatzgestaltung. Einen wesentlichen Beitrag dabei leisteten die geradlinigen Büromöbel aus Stahl. Sie wurden eigens für dieses Projekt entworfen, standen funktionell und visuell mit ihrer Umgebung im Einklang und sorgten für optimierte Abläufe.
Unser Objekt der Woche ist eines der wenigen Überbleibsel des Larkin Building. Die Seifenfabrik und ihre Verwaltungsgebäude wurden 1950 niedergelegt, trotz landesweiter Proteste in den Medien. Vor Ort hat sich eine einzige Säule erhalten. Es ist dem Sammler Richard G. Winkler zu verdanken, dass der durchdachte Büroschreibtisch seinen Weg nach Köln gefunden hat.
M. Hamann