HERKUNFT 
Porträts aus der Zeit des Nationalsozialismus gibt es viele. Sie finden sich in zeitgenössischen Zeitungen und Publikationen als Darstellung von politischen und gesellschaftlichen Akteuren, sie finden sich aber auch in vielen privaten Fotoalben als Bilder von "normalen" Menschen. Die vorliegenden "Fundstücke" haben eine berühmte Provenienz - sie wurden von August Sander (1876-1964), einem der bekanntesten Kölner Fotografen, aufgenommen.

Sie gelangten durch den Nachlass von Hans Schoemann Ende der 80er Jahre zunächst an das Historische Archiv der Stadt Köln, vor dort an das NS-Dokumentationszentrum. Schoemann, 1906 in Köln als Sohn eines jüdischen Unternehmers geboren, war seit 1925 Mitglied der KPD, seit 1929 war er zusammen mit Erich Sander, dem Sohn August Sanders, in der KPD-Opposition, später in der SAP aktiv. 1933 floh er nach Belgien, 1942 nach Paris, wo er untergetaucht überlebte. Nach dem Krieg ließ sich Hans Schoemann in Belgien nieder. 1978 schickte ihm Gunther Sander, der zweite Sohn August Sanders, die Fotos zu, die nach einer Notiz August Sanders verfolgte Kölner Juden darstellen. Vermutlich wollte Gunther Sander wissen, ob Schoemann die dargestellten Personen identifizieren konnte. Offenbar konnte Schoemann dies nicht.





August Sander: 42 Porträts, um 1938

Mit großer Sicherheit:
Philipp Fleck, Kaufmann, geb. 7.4.1893 in Köln.
Er wurde zusammen mit seiner Frau Bertha geb. Fröhlich am 21.10.1941 von Köln aus nach Lodz deportiert. Beide überlebten die Deportation nicht.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit:
Hermann Leubsdorf, Bankier, geb. 7.8.1877 in Siegburg, wohnhaft 1938 in Köln, Wüllnerstr. 124.
Er emigrierte in die USA.

Vermutlich:
Willi Löwenstein, Textilkaufmann, geb. 4.4.1871 in Arolsen, 1938 wohnhaft in Köln, Lindenthalgürtel 173.
Er starb am 7.1.1940 in Köln.

Vermutlich:
Grete Löwenstein, geb. Rosenthal, geb. 12.4.1886 in Arnsberg, Ehefrau von Willi Löwenstein.
Sie wohnte zuletzt in dem "Judenhaus" Im Dau 12 und wurde von dort am 29.10.1941 nach Lodz deportiert. Sie überlebte die Deportation nicht.

Möglicherweise:
Ella Mangold, geb. 2.7.1883 in Hersfeld, die zuletzt im "Judenhaus" Eburonenstr. 10/12 wohnte.
Sie wurde deportiert, das Deportationsziel ist nicht bekannt.