EINORDNUNG 
Es kommt häufig vor, dass Porträts oder Gruppenfotos, die an das NS-Dokumentationszentrum gelangen, keine oder wenig Angaben zu den abgebildeten Personen beigegeben sind. Namen sind nicht vermerkt, die Zusammenhänge, in denen die Bilder entstanden, sind nur noch vage bekannt. Das bedeutet, es muss recherchiert werden: Die Bilder werden mit anderen Fotos verglichen, Zeitzeugen werden befragt, persönliche Daten gesucht. Nicht selten sind jedoch alle Recherchen vergeblich. Namen, Funktionen und Schicksal der dargestellten Personen bleiben unbekannt.
Dies gilt auch für einen Teil dieser insgesamt 42 "Fundstücke", die vermutlich von 1938 stammen und, zumindest zum großen Teil, Kölner jüdische Frauen und Männer darstellen. Sie gehören zu einer umfangreichen, letztlich unvollendet gebliebenen Porträtsammlung, an der August Sander jahrzehntelang arbeitete und mit der er durch das Medium der Fotografie ein Gesamtbild der deutschen Gesellschaft seiner Zeit zeichnen wollte. Ein Teil dieses Werkes, an dem Sander auch in den 30er Jahren weiter arbeitete, wurde erst nach seinem Tod von Gunther Sander veröffentlicht.

Die Bedeutung der Fotografien für die Arbeit des NS-Dokumentationszentrums liegt nicht in ihrem Wert als Kunstwerke. Für das NS-Dokumentationzentrum sind es Mosaiksteine im Versuch, das Schicksal der Kölner jüdischen Bevölkerung während des NS-Regimes zu klären und den verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen Namen und Gesichter zu geben.





August Sander: 42 Porträts, um 1938

Mit großer Sicherheit:
Philipp Fleck, Kaufmann, geb. 7.4.1893 in Köln.
Er wurde zusammen mit seiner Frau Bertha geb. Fröhlich am 21.10.1941 von Köln aus nach Lodz deportiert. Beide überlebten die Deportation nicht.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit:
Hermann Leubsdorf, Bankier, geb. 7.8.1877 in Siegburg, wohnhaft 1938 in Köln, Wüllnerstr. 124.
Er emigrierte in die USA.

Vermutlich:
Willi Löwenstein, Textilkaufmann, geb. 4.4.1871 in Arolsen, 1938 wohnhaft in Köln, Lindenthalgürtel 173.
Er starb am 7.1.1940 in Köln.

Vermutlich:
Grete Löwenstein, geb. Rosenthal, geb. 12.4.1886 in Arnsberg, Ehefrau von Willi Löwenstein.
Sie wohnte zuletzt in dem "Judenhaus" Im Dau 12 und wurde von dort am 29.10.1941 nach Lodz deportiert. Sie überlebte die Deportation nicht.

Möglicherweise:
Ella Mangold, geb. 2.7.1883 in Hersfeld, die zuletzt im "Judenhaus" Eburonenstr. 10/12 wohnte.
Sie wurde deportiert, das Deportationsziel ist nicht bekannt.