Visualisieren

Das Buch und die Künste in der Arbeit René Bölls

Kunst- und Museumsbibliothek

22. April bis 4. Juni 2023

Die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln zeigt vom 22. April bis 4. Juni 2023 die Ausstellung „Visualisieren, Das Buch und die Künste in der Arbeit René Bölls“.
Ob als Verleger oder Übersetzer, ob als Herausgeber oder leidenschaftlicher Leser – das Medium Buch ist aus der Arbeit René Bölls nicht wegzudenken. Das gilt seit Jahrzehnten auch für seine künstlerische Arbeit als Fotograf, vor allem aber für die als Maler. In intensiven Lektüren maltechnischer, literarischer und wissenschaftlicher Werke entwickelt René Böll seine Bildideen immer wieder in der Auseinandersetzung mit den Welten des Buchs – stellvertretend hierfür sei die intensive Beschäftigung mit der Dichtung Friedrich Hölderlins, Lukrez und Han Shans genannt, aus der unter anderem ein Bildzyklus zu Hölderlins Empedokles-Dichtungen hervorgegangen ist.

Eine zentrale Bedeutung gewinnt die in den Büchern aufgehobene Suche nach möglichen Formen der Visualisierung jedoch nicht nur, insofern sie lektüreinspirierte erste Ideen oder die ihnen folgenden Zwischenergebnisse der späterhin auf Leinwand ausgeführten Arbeit festhalten und so in allen Phasen des Werkprozesses inspirativ die Fortentwicklung und Ausarbeitung befördern. Seine Skizzen haben weniger den Charakter üblicher Skizzen, sie sind vielmehr eine eigene unabhängige Werkgruppe, die nur am Rande der Vorbereitung der großen Gemälde und Installationen von Gemälden dienen. Es sind spontan hingeworfene Notate, oft ergänzt durch Notizen über Farbe und Stimmungen. Eine Sammlung dutzender Skizzenbücher zeugt davon.
Sie sind vielmehr integraler Bestandteil der Weltbildung von Bölls Bildwelten – mögen diese nun Ölbilder, Aquarelle oder Arbeiten seiner Spezialdisziplin, Werke mit ostasiatischer Tusche, sein. Seit mehr als 50 Jahren bewundert René Böll die chinesische und japanische Kunst, Poesie und Philosophie. Anfang der siebziger Jahre begann er, sich verstärkt für chinesische Tuschmalerei zu interessieren, besonders für die der Tang-, Song- und Ming-Dynastie. Begegnet war er diesen Arbeiten zuerst in Büchern aus den 1920er Jahren. Aber auch die philosophischen Werke eines Zhuangzi sind insbesondere für seine Arbeiten mit ostasiatischer Tusche sehr wichtig.
In René Bölls Tuschen und seinen zum Teil über sechs Meter langen Bildrollen – eine ist in der Ausstellung zu sehen – vereinigt er die „Drei Meisterschaften“ – Poesie, Malerei und Kalligraphie –, die als gleichwertig angesehen und im „Gelehrtenmaler“, dem wen-ren-hua, nur in etwa vergleichbar dem europäischen pictor doctus, zusammengeführt und zum Zusammenklang gebracht werden. Der Maler ist hier gleichzeitig auch Dichter und Kalligraph.

Bereits als Kind – seit Mitte der 1950er Jahre verbrachte René Böll viele Monate im Jahr in Irland – lernte er dort die „Cillíní“ kennen. Die Geschichte Achill Islands ebenso wie die Topographie der Halbinsel hält ein sozialgeschichtlich wie kulturhistorisch gleichermaßen bedeutsames Zeugnis bereit: die geheimen Friedhöfe der ungetauft verstorbenen Kinder, die sogenannten „Cillíní“. Sie finden sich an mehreren, zumeist bereits in der Vergangenheit als Gedenkorte dienenden Plätzen der Insel – sichtbar in ihrer steinernen Spur, und doch für den, der nicht weiß, worauf diese wie lose gestreut sich darbietenden Zeichen aus Stein verweisen, dem Erkennen entzogen. Durch seine Frau Carmen Alicia eröffnete sich René Böll eine neue Welt: Südamerika, besonders Ecuador mit den Galápagos Inseln, dem Urwald und dem Hochgebirge. Dies fand unter anderem Niederschlag in einigen Arbeiten wie dem Porträt des Blaufußtölpels, dem er auf den Galápagos Inseln begegnete und dem Frosch, einem Bewohner des Regenwaldes. Beide sind Teil seines 7-teiligen Polyptychons „Tiktaalik“.

Seine Südamerikareisen führten ihn zu den Eisholern vom Chimborazo, wo er die einzigen Fotos dieser Menschen am Anfang der 1980er Jahre machte und in die Zinnminen Boliviens, wo er bei einem Kongress der Minenarbeiter Fotos des später von der Militärpolizei ermordeten Bergarbeiterführers Artemio Camargo Crespo entstanden. Eines dieser Fotos wurde für das Denkmal für ihn und die sieben mit ihm Ermordeten in La Paz verwendet. In der Ausstellung ist unter anderem auch ein von René Böll herausgegebenes Buch zu sehen, das seine im August 1968 in Prag entstandenen Fotos der Niederschlagung des Prager Frühlings durch sowjetische Truppen zeigt. In den letzten Jahren arbeitete René Böll als einer von vielen Co-Autoren, als Spezialist für Pigmente am „Farbenbuch“ mit, stellte einige Pigmente für das Kompendium zur Verfügung und schrieb einen Artikel über ostasiatische Tusche. René Böll versteht seine Arbeiten als »Spurensuche«, mit der er versucht, sich dem rein optischen Sehen Verborgenen, der Nicht-Existenz anzunähern. Seine „Spurenlese“ ist malerischer Art.

Die Ausstellung ist Montag von 14 bis 21 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 21 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen erhalten Sie von Dr. Elke Purpus, Telefon: 0221/221-22438, E-Mail: elke.purpus@stadt-koeln.de.

Adresse

Verwaltung
Kattenbug 18-24
50667 Köln
T +49 221 221 22438, /-24171

kmb@stadt-koeln.de

Lesesaal im Museum Ludwig, Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln
Öffnungszeiten

Öffnungszeiten

Montag 14-21 Uhr
Dienstag-Donnerstag 10-21 Uhr
Freitag 10-18 Uhr
Jeden 2. Samstag 11-16 Uhr

Eintritt

Der Eintritt ist frei.

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