Jesse DarlingMarch of the Valedictorians, 2016Courtesy Jesse Darling und Arcadia Missa, London,Foto: Tim Bowditch Sondra PerryEclogue for HABITABILITY, 2017 – 2019Installationsansicht, Future Generation Art Prize, Venedig© Sondra Perry, courtesy Sondra Perry, The Victor Pinchuk Foundation und Bridget Donahue, New York Trajal HarrellDancer of the Year, 2019Kunstenfestivaldesarts, Kanal – Centre Pompidou, BrüsselFoto: Orpheas Emirzas, 2019 Trajal HarrellDancer of the Year Shop, 2019Kunstenfestivaldesarts, Kanal – Centre Pompidou, BrüsselFoto: Orpheas Emirzas, 2019
HIER UND JETZT im Museum Ludwig. Transcorporealities Museum Ludwig 21. September 2019 bis 19. Januar 2020 Beteiligte Künstler*innen:Jesse Darling, Flaka Haliti, Trajal Harrell, Paul Maheke, Nick Mauss, Park McArthur, Oscar Murillo, Sondra PerryAusgangspunkt der Ausstellung Transcorporealities ist das Konzept der Durchlässigkeit von Körpern. Posthumanistische und neue materialistische Theorien begreifen menschliche wie nichtmenschliche Körper als offene Systeme, die sich im dauerhaften Austausch mit ihrer Umwelt befinden – jenseits von Dualismen wie Natur und Kultur, Mensch und Maschine, Subjekt und Objekt oder Individualität und Gemeinschaft. Die Idee der Transkorporalität lässt sich auch auf das Museum anwenden: In stetigen Beziehungsprozessen durchdringen sich darin diverse soziale, biologische, technologische, wirtschaftliche, politische und sprachliche Systeme. Vor diesem Horizont aktiviert die Ausstellung einen Bereich im Museum, der sich durch seine transparenten Fensterfronten und Glastüren an zwei Seiten öffnet und frei zugänglich ist: das Eingangsfoyer. Als Transitraum bildet es eine Art Membran – einerseits um das sensible Innenleben der Institution vor äußeren Einflüssen zu schützen, andererseits um ihre Poren für die Umwelt zu öffnen und somit ihre Atmung zu ermöglichen. Die künstlerischen Arbeiten reagieren unmittelbar auf den Raum, schaffen neue Mikroarchitekturen, inkorporieren die bereits bestehende Einrichtung oder legen venenartige Fährten in die Sammlung und weitere Vermittlungskanäle des Museums. Die Werke sind immersiv, prozessual oder performativ. Mitunter entziehen sie sich bewusst der materiellen Fassbarkeit. Oscar Murillo lädt die Besucher*innen ein, auf seiner raumgreifenden Tribüneninstallation neben ausgestopften Figuren Platz zu nehmen, und schafft eine Agora-Situation rund um eine Bühne, auf der während der Laufzeit ein weit gespanntes Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm stattfindet. Ähnlich performative Möglichkeitsräume entstehen durch Paul Mahekes Interventionen: Mit neuen Arbeiten markiert er dezidiert die Schwellen zwischen Innen- und Außenraum und lässt unter anderem OOLOI, eine alienhafte Fantasie-Figur dritten Geschlechts, ins Museum einziehen. Auch Flaka Haliti reflektiert die Perspektiven auf nichtmenschliche Körper und widmet sich obskuren Tiefseekreaturen, die sich außerhalb menschlicher Reichweite befinden und dadurch zu Spekulationen anregen. Während Jesse Darling mit einer neuen Skulpturenserie einige der Schließfächer im Foyer okkupiert und diese in Vitrinen verwandelt, hebt eine Baggerinstallation von Sondra Perry den westlichen menschlichen Exzeptionalismus aus den Angeln. Auch die Technologien der Repräsentation zeigen sich als durchlässig, wenn Perry die ihnen innewohnenden diskriminierenden Identitätskonstruktionen entlarvt. Trajal Harrell und Nick Mauss greifen in die Sammlung ein und untersuchen auf unterschiedliche Weise transmediale Repräsentationsformen von Körperlichkeit und Performativität. Harrell, der 2018 vom deutschen tanz-Magazin als „Tänzer des Jahres“ ausgezeichnet wurde, befragt in einem Tanzsolo und einer Installation seinen (Selbst-)Wert. Im Dancer of the Year Shop versammelt er persönliche Gegenstände von unschätzbarer Kostbarkeit, darunter Erbstücke aus seinem Familienbesitz und Freundeskreis sowie Relikte seiner Karriere, und bietet sie an bestimmten Tagen der Laufzeit zum Verkauf an. Nick Mauss hingegen spürt Resonanzen zwischen verschiedenen Sammlungswerken auf, indem zum Beispiel Jasper Johns 15 Minuten Pause (1961) auf verweilende Darsteller in einem Gemälde von Erich Heckel (1928) trifft. In Mauss' Konfiguration mit dem Titel Traktat über den Schleier treten diese Arbeiten in Dialog mit einem projizierten Fotoarchiv von Carl Van Vechten und einer neuen Choreografie, die mit Studierenden der Hochschule für Musik und Tanz Köln entwickelt wird. Die Künstler*innen teilen eine transdisziplinäre und institutionsreflexive Praxis. Dazu gehört die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle und transkorporalen Prozessen im Spannungsfeld zwischen gelebter Erfahrung und visueller Repräsentation, Ein- und Zuschreibungen oder Zurschaustellung und Angeschautwerden. Denn geht es um die mannigfaltigen Formen der Verkörperung, liegen Widerstand und Verwundbarkeit oft ebenso prekär nah beieinander wie Autonomie und Abhängigkeit, Liberalisierung und Instrumentalisierung. Museen sind soziale Orte der Bildung, die gemäß der ihnen zugeschriebenen Kernaufgabe – Sammeln und Bewahren – Materie und Bedeutung im kulturellen Gedächtnis schaffen. Doch inwiefern funktionieren sie auch als eine Art Agora, als Ort der Versammlung? Dabei soll Transcorporealities nicht die Großzügigkeit und Gastfreundschaft des Museums unter Beweis stellen, sondern vielmehr ungelöste institutionelle Fragen nach Zugänglichkeit sowie den Möglichkeiten und Grenzen der Repräsentation von Körpern verhandeln: Wer ist das Wir, wer das Sie? Transcorporealities ist die fünfte Ausstellung innerhalb der Projektreihe HIER UND JETZT im Museum Ludwig und wird kuratiert von Leonie Radine. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Stacy Alaimo, Park McArthur, Leonie Radine und Nora Sternfeld. Park McArthur nutzt die Buchseiten als Medium für ihren künstlerischen Beitrag, „um die Fähigkeit des Katalogs zur Vermittlung und Reproduktion zu betonen“.Das Ausstellungsprojekt wird großzügig gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die Peter und Irene Ludwig Stiftung. Außerdem wird sie unterstützt von der Fördergruppe HIER UND JETZT aus dem Kreis der Mitglieder der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig e. V. sowie der Stiftung Storch. Wir danken darüber hinaus der RheinEnergieStiftung Kultur für ihre Unterstützung.Web und Social MediaZur Ausstellung kommuniziert das Museum Ludwig auf seinen Social-Media-Kanälen mit dem Hashtag #transcorporealitiesFacebook/Instagram/Twitter/Vimeo: @MuseumLudwig – www.museum-ludwig.de Weitere Informationen Ausstellungen Pauline Hafsia M’barek. Entropic Records Artist Meets Archive #4. Internationale Photoszene Köln 17. Mai bis 9. November 2025 Im Programm „Artist Meets Archive“ der Internationalen Photoszene Köln werden alle zwei Jahre Künstler*innen eingeladen, sich mit unterschiedlichen fotografischen Archiven und Sammlungen der Stadt zu beschäftigen. Für das Museum Ludwig entwickelt die Künstlerin Pauline Hafsia M’barek (*1979, lebt und arbeitet in Brüssel und Köln) ein neues Projekt, das sich auf die Sammlung des Fotohistorikers Erich Stenger stützt, die das Museum 2005 erwarb. mehr Street Photography Lee Friedlander, Garry Winogrand, Joseph Rodríguez 3. Mai bis 12. Oktober 2025 Mit ihrem unverstellten Blick auf das alltägliche Leben im städtischen Raum brach die Street Photography in den 1940er Jahren mit traditionellen fotografischen Ansätzen. Statt inszenierter Posen ging es darum, jenen flüchtigen Augenblick einzufangen, in dem Licht, Komposition und Ereignis zu einer aussagekräftigen Geschichte verschmelzen. mehr Schultze Projects #4 Kresiah Mukwazhi 20. September 2024 bis 14. Juni 2026 Für die vierte Ausgabe der Schultze Projects hat die Künstlerin Kresiah Mukwazhi (*1992 in Harare, Zimbabwe) eine neue Wandarbeit entwickelt. Mukwazhi verwendet häufig gebrauchte Kleidungsstücke oder Stoffe, die sie zusammennäht und bemalt, um mit ihnen die Gewalt von Männern gegen Frauen in ihrem Heimatland Zimbabwe zu thematisieren. Ihre Kunst ist für sie eine Form des Protests, der Selbstermächtigung und ein Ansatzpunkt, um Frauen zu stärken und zu unterstützen. mehr Vorschau Fünf Freunde: John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly 3. Oktober 2025 bis 11. Januar 2026 Die Ausstellung "Fünf Freunde: John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly" erzählt die Geschichte eines einflussreichen, aber oft übersehenen Netzwerks von fünf erfolgreichen und bekannten Künstlern und ihrer gemeinsamen Vision. Smile! Wie das Lächeln in die Fotografie kam 1. November 2025 bis 22. März 2026 Auf alten Porträtfotografien blicken Menschen oft sehr ernst in die Kamera. Ihre Mienen wirken aus heutiger Sicht, wo das Lächeln aus der Fotografie kaum wegzudenken ist, seltsam versteinert. Wie ist es zu diesem Wandel gekommen? Liegt es wirklich nur an der besseren Zahnpflege? Oder spielt die Werbung mit ihren Glücksversprechen vielleicht eine Rolle darin? Wolfgang-Hahn-Preis 2025: Evelyn Taocheng Wang 8. November 2025 bis 18. Januar 2026 Evelyn Taocheng Wang (*1981 in Chengdu, China) wird mit dem 31. Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig ausgezeichnet. In ihren Zeichnungen, Malereien, Videoarbeiten, Installationen und Performances verbindet Wang persönliche Erinnerungen und Fantasien mit allgemeingültigen Themen wie Identität, Geschlechterrollen und ethnischer Zugehörigkeit. HIER UND JETZT: De/Collecting Memories from Turtle Island 7. Februar 2026 bis 8. November 2026 Im Jahr 1890 erklärte das amerikanische Volkszählungsamt die USA als vollständig erschlossen und besiedelt. Zuvor waren indigene Völker ihrer Gebiete beraubt, Eisenbahnstrecken in alle Teile des Landes gebaut und die ersten Nationalparks eingerichtet worden. Im selben Jahrzehnt erschienen mit den ersten Souvenir-Postkarten auch die ersten Farbfotografien aus den USA. Webseite Facebook Flickr Instagram Twitter Vimeo Adresse Heinrich-Böll-Platz 50667 KölnT +49 221 221 26165F +49 221 221 24114info@museum-ludwig.de Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag, Feiertage 10 - 18 UhrJeden ersten Donnerstag im Monat 10 - 22 UhrMontag geschlossen an Feiertagen (auch montags!) geöffnet wie sonntags:Karfreitag, Ostermontag, 1. Mai, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Pfingstmontag, Tag der Deutschen Einheit (3. Okt.), Allerheiligen, 2. Weihnachtstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. montags geschlossensowie an Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr. Eintritt Eintrittskarten sind den ganzen Tag gültig und berechtigen zum Eintritt in die Sammlungsräume und in alle Sonderausstellungen. Erwachsene: 10,00€ zzgl. VVK-GebührenErmäßigt*: 7,00€ zzgl. VVK-GebührenEintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 18 JahreGruppen: 7,50 € pro Person Audioguides Preis 3,00 € für Dauer- und Sonderausstellungen. Kostenfrei von der Homepage des Museums auf PC und IPod herunterzuladen. Barrierefreiheit Das Museumsgebäude ist für den Besuch mit Rollstuhl oder Kinderwagen geeignet. Rollstühle stehen an der Kasse zur Verfügung. Führungen per tourguide für Gäste mit Hörbehinderung. Bitte wenden Sie sich an unser Kassenpersonal. Museumsshop Buchhandlung Walther König im Museum Ludwig, Katalogverkauf, Art Shop, Postkarten, Kunstliteratur, T +49-221-2059635, www.buchhandlung-walther-koenig.de Gastronomie Ludwig im Museum, Dienstag bis Sonntag 10 - 24 Uhr, Montags Ruhetag, T +49-221.168-75139, www.ludwig-im-museum.de Anfahrt & Verkehrsanbindung Öffentliche Verkehrsmittel Bahn, S-Bahn (vom Flughafen): "Hauptbahnhof"Bus, U-Bahn, Straßenbahn: "Dom/Hauptbahnhof"Parkhäuser Am Dom / Groß St. Martin Bilder der Woche aus diesem Museum