KUNST DER WELT
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Kölns Völkerkundemuseum - das einzige Institut seiner Art in Nordrhein-Westfalen - öffnet seine Schatzkammern und präsentiert erstmals eine Auswahl von rund 100 der schönsten und interessantesten Stücke aus allen Sammlungsbereichen aus Afrika, Indonesien, Asien Amerika und der Südsee sowie erstmalig auch aus dem historischen Fotoarchiv. Neben den weltbekannten Objekten des alten Sammlungsbestandes wie dem prächtigen und fabelhaft erhaltenen Federmantel von Kamehameha II, einem der letzten Könige von Hawaii zu Beginn des 19. Jahrhunderts, dem feingeschnitzten Ahnenaltar der westmolukkischen Insel Leti oder einem über und über reliefierten, aus Benin stammenden afroportugiesischen Elfenbeinhorn aus dem 16. Jh. werden auch Neuerwerbungen der letzten Jahre präsentiert. Diese umfassen u.a. einen der Ayutthaya-Periode zuzurechnenden thailändischen schreitenden Buddha aus Bronze aus dem 15. Jahrhundert, einen zur Oppenheim-Sammlung gehörenden silbertauschierten türkischen Leuchter aus dem Sultanat von Rum aus dem 13. Jahrhundert und das elegant mit Koranversen und Sprüchen des Ordensgründers bestickte Gewand eines Ordensführers der Sufi.
 
Die Ausstellung entfaltet ein breites Spektrum symbolischer Ausdrucksmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Medien und Materialien. Gleichzeitig vermittelt sie dem Besucher eine Vorstellung von den zahllosen kulturellen Spielarten, das Bild des Menschen zu gestalten und Anschauungen über Macht und Status, Männer und Frauen, Glauben und Religion, Tod und Jenseits in Kunst umzusetzen.
 
Beim Rundgang lassen sich beispielhaft auch die verschiedenen Wege der künstlerischen Abstraktion und Reduktion beobachten, wobei deutlich wird, daß die Betonungen und Auslassungen in Abhängigkeit vom - soweit bekannt - jeweiligen kulturellen Wertesystem zu sehen sind und die für uns eindrucksvollsten Werke vielfach in den archaischsten Kulturen entstanden. Über den Inhalt eines Werks oder die Art der Reduziertheit der Ausführung kommen äußerlich kaum vergleichbare Gegenstände wie der erwähnte Federmantel aus Hawaii und ein Fliegenwedelgriff von den Austral-Inseln miteinander ins Gespräch, eine kleine anthropomorphe Holzfigur von den Karolinen mit der monumentalen altmexikanischen Steinskulptur eines Jaguars. Informationen zu Geschlechterbeziehungen enthalten so gegensätzliche Werke wie ein bemalter Kampfschild aus Holz von den Trobriand-Inseln und ein Umschlagtuch in Ikattechnik aus Sumba in Indonesien. In weiter Entfernung voneinander geschaffene Varianten des herrschaftlichen Sitzens lassen sich an einem mit Schlangenmotiven verzierten Thronsessel der Bamum in Kamerun und einem als Fabelwesen gestalteten Steinsitz aus Zentralnias in Indonesien ablesen. Die Mathematik der Geometrie bringt eine australische Speerschleuder aus der Western Desert ebenso zum Ausdruck wie ein Florgewebe aus den Fasern der Raphia-Palme der Kuba in Zaire, ohne daß ihre Schöpfer über die Kenntnis eines komplexeren Zahlensystem verfügten.
 
Was zunächst wie ein krasses Nebeneinander anmutet, entpuppt sich bei eingehender Beschäftigung als sinnvolle Nachbarschaft in bezug auf die Form, den Inhalt oder die Aussage. So können an der Möglichkeit der vergleichenden Betrachtung auch all jene ihre Freude haben, die nur schauen möchten und sich weniger für den kulturellen Kontext interessieren.
 
Viele der Hauptwerke wurden dem Museum in seiner Frühzeit zu Beginn dieses Jahrhunderts von Bürgern, die für Köln in der Welt tätig waren, geschenkt. Die jetzige Präsentation in Verbindung mit einer zeitgemäßen kunsthistorisch-ethnologischen Interpretation ist auch eine Hommage an die Großzügigkeit und Spendenfreudigkeit der Kölner Bürger. Daß ihnen dieser schöne Zug bis heute nicht abhanden gekommen ist, zeigen etliche Schenkungen und Stiftungen unter den Neuerwerbungen der letzten Jahre.
 
Zur Provenienz eines Stückes gehört jedoch nicht nur der Stifter, sondern auch der Sammler. Mit Akribie wurde jedes Stück nach Möglichkeit bis an seinen Entstehungsort zurückverfolgt, und auch hier haben die Objekte traurige und lustige, auf alle Fälle aber spannende und niemals langweilige Geschichten zu erzählen.
 
Mit diesem Querschnitt durch alle Sammelgebiete und Sparten entsteht praktisch ein imaginäres Rautenstrauch-Joest-Museum. Gleichsam durch einen schmalen Spalt gewährt die Auswahl einen eindrucksvollen Blick in die wohlgefüllten Schatzkammern, aus denen bis zur Fertigstellung des Neubaus bei der gegenwärtigen Platznot des alten Gebäudes am Ubierring nur wenig gezeigt werden kann. Die Ausstellung macht also sinnfällig, wie wichtig der geplante Neubau am Neumarkt ist und markiert zugleich den Übergang vom alten zum neuen Rautenstrauch-Joest-Museum.
 
Das Projekt wurde unterstützt durch die Stadtsparkasse und das Ministerium für Arbeit , Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Der im Prestel Verlag erschienene reich bebilderte Katalog (DM 49,50 / Euro 25,31) kann mit Verrechnungsscheck beim Rautenstrauch-Joest-Museum, Ubierring 45, 50678 Köln, bestellt werden. Kosten bei Versand innerhalb Deutschlands (inkl. MwSt.) DM 61,63 (31,51 Euro), für Eu-Länder (inkl. MwSt.) DM 77,04 (39,39 Euro), für Nicht-EU-Länder und Kunden aus EU-Ländern mit ID-Nr. (ohne MwSt.) DM 72,00 (36,81 Euro)