Die gesamte Arbeit der Hitlerjugend stand und fiel mit den Führerinnen und Führern. Waren sie engagiert und wussten die ihnen unterstehenden Jugendlichen zu begeistern, hatte die „Staatsjugend“ vor Ort Erfolg. War das Gegenteil der Fall, waren die örtlichen Einheiten – wie es ein Zeitzeuge erinnert – oftmals nur „ein müder Haufen“.
Die Zeitzeugen, die hier zu Wort kommen, haben in ihrer Jugend selbst kleinere oder größere Führungsämter in der Hitlerjugend innegehabt. Ihre Erinnerung, wie sie diese damals versahen, wie sie ihre Position empfanden und welche Ziele sie verfolgten, sind höchst unterschiedlich. Manche gingen in ihrer Aufgabe auf, andere empfanden sie als „lästige Pflicht“.
Inhalt
Über dieses Thema
Ernennung
08:37 Min.
Aufgaben
05:38 Min.
Aufstiegsambitionen und Machtgefühle
08:07 Min.
Schulungen
06:15 Min.
Um ein Führungsamt konnte man sich in der Hitlerjugend nicht bewerben, sondern man wurde dafür von einem höheren Führer vorgeschlagen – oft, ohne ablehnen zu können. Vielfach wurden höhere Schüler mit Führungsaufgaben betraut. Zum einen, weil man ihnen wohl am ehesten zutraute, sich die Inhalte des „Dienstes“ zu erarbeiten. Zum anderen, weil Lehrlinge oder Berufstätige keine Zeit hatten, Heimnachmittage abzuhalten. Während die Ernennung zum Führer von den einen als Anerkennung empfunden wurde, war sie anderen eine lästige Pflicht.
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Die Führungspositionen waren mit einem ganzen Strauß unterschiedlicher Aufgaben verbunden, die vom Einsammeln der Beiträge über die Gestaltung des „Dienstes“ bis hin zu Kontrollfunktionen und der Bestimmung der Arbeitsrichtlinien reichte. Insbesondere die mittleren Führungsämter wurden oft als belastend empfunden, weil sie – anders als die hohen hauptamtlichen Positionen – neben Arbeit oder Schule zu verrichten waren. Sie kosteten gerade auf dem Land, wo die Einheiten oft weit auseinanderlagen, viel Zeit und Kraft.
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Viele Jugendliche empfanden die Beförderung in Führungsämter als Anerkennung. Bei manchen erwuchs daraus ein Gefühl des Stolzes, auch der Überheblichkeit, während andere bemüht waren, ihre Position nicht übermäßig herauszustellen. Das hierarchische System mit seiner Vielzahl von Rängen, Positionen und Auszeichnungen entfaltete bei manchen starke Aufstiegsambitionen. Dies spielte etwa – aber natürlich nicht nur - bei Volksschülern, die sich wegen ihrer schulischen Bildung gegenüber Gymnasiasten zurückgesetzt fühlten, oft eine nicht unerhebliche Rolle.
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Um die Führer auf ihre Aufgaben vorzubereiten, fanden auf den verschiedenen Führungsebenen Schulungen statt. Von abendlichen „Führerdienste“ Wochenendschulungen reichte das Angebot bis zu mehrwöchigen Lehrgängen auf „Führerschulen“. Es nahmen allerdings längst nicht alle Führer an derartigen Schulungen teil – entweder aus Mangel an Angeboten oder auch aus Mangel an Interesse. So leiteten viele den „Dienst“ der ihnen unterstellten Einheiten, ohne jemals dafür ausgebildet worden zu sein.
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