Das nächste Kolloquium des NS-DOK findet voraussichtlich im Frühjahr 2020 statt.
Das erste Kolloquium des NS-DOK, das am 18. März 2011 stattfand und unter dem Thema »Opposition und Widerstand während der NS-Zeit in Köln und dem Rheinland« stand, hat mit zahlreichen Besuchern und angeregten Diskussionen gezeigt, dass dieses Format angenommen wird. Nach einer Einleitung von Professor Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann (Hannover) zu den jüngsten Entwicklungen, Problemen und Chancen regionaler Widerstandsforschung stellten Dr. Werner Jung und Dr. Ulrich Eumann erste Ergebnisse des seit 2008 laufenden Kölner Widerstandsprojektes vor. Danach lieferte Dr. Helmut Rönz (Bonn) einen Überblick über ein parallel laufendes Vorhaben des Landschaftsverbandes Rheinland zur Erfassung und Präsentation des »Widerstandes im Rheinland«.
Im zweiten Teil der Tagung ging es um die wechselhafte und konfliktreiche Erinnerung nach 1945. Zur Sprache kamen dabei wegweisende lokale Projekte historischer Aufklärung und Spurensuche. Franz Irsfeld (Köln) berichtete über die 1974 in Köln gezeigte, für Deutschland beispielhafte Ausstellung »Widerstand und Verfolgung«. Die Filmemacher Dietrich und Katharina Schubert (Dahlem-Kronenburg) stellten zwei Filmprojekte vor, die einen wesentlichen Beitrag zur öffentlichen Auseinandersetzung über die NS-Zeit und einen wichtigen Impuls für die Arbeit des NS-DOK gaben: »Widerstand und Verfolgung in Köln 1933-1945« (1976) sowie »Nachforschungen über die Edelweißpiraten« (1979/80). Und Dr. Guido Grünewald gab Einblick in die Forschungen des NS-Dokumentationszentrums Anfang der 1990er Jahre und die Rolle, die Zeitzeugenerinnerungen dabei spielten. Im dritten Teil der Tagung ging es schließlich um zwei Diskussionsfelder, die nach wie vor besondere Bedeutung für Köln und das Rheinland haben: die Haltung der katholischen Kirche im Nationalsozialismus und die Rolle von »Navajos« und »Edelweißpiraten«. Dr. Christoph Kösters (Bonn) und Barbara Manthe (Köln) zeigten, wie unterschiedlich das Verhalten dieser Gruppen bislang gedeutet wurde, und machten Vorschläge, welche Vorstellungen und Untersuchungsperspektiven die aktuelle Widerstandsforschung entwickeln sollte.
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Das am 16. März 2012 durchgeführte zweite Kolloquium des NS-DOK stand unter dem Titel „Medizin und Ärzte im Nationalsozialismus in Köln und dem Rheinland“. Nach einer Einführung zur jüngeren medizinhistorischen Forschung über den Nationalsozialismus und zu den noch bestehenden Forschungsdesideraten von Dr. Uwe Kaminsky (Bochum) berichtete zunächst Thomas Deres (Köln) aus dem laufenden Projekt des NS-Dokumentationszentrums zum Kölner Gesundheitswesen 1933–1945. Deres untersuchte anhand der Kölner Gesundheitsdezernenten Peter Krautwig und Carl Coerper, inwieweit sich Themen und Zielsetzungen der NS-Gesundheitspolitik bereits vor 1933 etablierten. Er kontrastierte den stärker sozialreformerisch denkenden, den Fürsorgeaspekt betonenden, katholisch geprägten Krautwig mit seinem Nachfolger Coerper, der auf Rassenideologie und Erbbiologie Bezug nahm, die "negative Auslese" von Kranken aus der Gesellschaft betonte und die städtische Gesundheitspolitik schließlich relativ reibungslos von der Weimarer Republik in den NS-Staat überführte.
Anschließend nahm Dr. Michael Löffelsender (Köln/München) einen anderen wichtigen Akteur lokaler Gesundheitspolitik in den Blick, den Kölner Gefängnisarzt Franz Kapp, der als Mediziner im Gefängnis Klingelpütz, Leiter der dort ansässigen „Kriminalbiologischen Sammelstelle“, medizinischer Gutachter für die Strafjustiz und Initiator zahlreicher Zwangssterilisationen die „Säuberung“ der Gesellschaft von Straftätern, Randständigen und Kranken energisch vorantrieb. Die von Löffelsender betonten Handlungsspielräume spielten auch in Irene Frankens (Köln) Vortrag zur Kölner Universitätsfrauenklinik eine wesentliche Rolle: Sie zeigte anhand des 1934-1944 amtierenden Klinikleiters Hans Christian Naujoks, wie bereitwillig Ärzte an der NS-Gesundheitspolitik mitwirkten, wie weit sie sich jedoch auch gegen eine „Nazifizierung“ des Klinikalltags zur Wehr setzen konnten, etwa indem sie die wissenschaftliche Qualität der ärztlichen Arbeit oder die Effizienz der Pflege verteidigten.
Der zweite Teil der Tagung befasste sich vor allem mit der Nachgeschichte des Nationalsozialismus in der Region und der zögerlichen, oft blockierten Auseinandersetzung mit ärztlichem Handeln in der NS-Zeit. Zunächst referierte Prof. Dr. Dr. Daniel Schäfer (Köln) über das medizinische Personal der Kölner Kinderklinik und sein systemübergreifendes „networking“. Sodann berichtete Dr. Richard Kühl (Tübingen) über das Führungspersonal des Aachener Klinikums und dekonstruierte die nach 1945 lange Zeit populäre Legende von der Widerständigkeit der katholischen Aachener Ärzteschaft. Kontinuitäten in Personal und ärztlicher Praxis über 1945 hinweg beschrieb auch Frank Sparing (Düsseldorf) in seinem Vortrag über die psychiatrischen Kliniken des früheren Provinzial- und späteren Landschaftsverbandes Rheinland nach Kriegsende.
Zum Abschluss der Tagung berichteten Christiane Hoss und Peter Liebermann (Köln) von einem Pionierprojekt regionaler „Aufarbeitung“: der 1985 in Köln gezeigten Ausstellung „Heilen und Vernichten“. Hoss und Liebermann führten vor Augen, wie gering der Kenntnisstand über die NS-Medizin bis zu diesem Zeitpunkt war und machten deutlich, welche vielfältigen bürgerschaftlichen und institutionellen Anstrengungen notwendig waren, um das lange Jahre geschönte Bild der NS-Gesundheitspolitik aufzubrechen und schließlich auch den Opfern der NS-Medizin eine Stimme zu geben.
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Das 2014 durchgeführte Kolloquium des NS-DOK behandelte das Thema "Nach '45: Entnazifizierung, Wiedergutmachung, Strafverfolgung". Eröffnet wurde es durch einen Einführungsvortrag von Prof. Dr. Constantin Goschler (Bochum). Er rekonstruierte die Entwicklung der Forschung zu Entnazifizierung, Wiedergutmachung und Strafverfolgung und zeigte die die sich ändernden Interessen, Ansätze und dahinter stehenden politischen Motive auf. Daran anschließend berichtete Dorna Hatamlooy (Bochum) von ihrer Untersuchung zur Tätigkeit der nordrhein-westfälischen Justiz im Feld der Wiedergutmachung. Mit Blick auf die Rechtsprechung machte sie deutlich, dass viele der beteiligten Richter zwar nicht ausgesprochen „wiedergutmachungsfeindlich“ waren, aus ihrer dezidiert juristischen Perspektive heraus die Erfahrungen und Ansprüche der Betroffenen oft jedoch unzureichend zur Kenntnis nahmen.
Ein anderes Feld der Nachkriegsjustiz rückt Wibke Schmidt (Köln/München) mit ihrem Vortrag zum Staatsschutzrecht der jungen Bundesrepublik in den Blick. Am Beispiel von Strafverfahren gegen Kommunisten im Anschluss an das in den 1950er-Jahren erlassene KPD-Verbot zeigte sie, wie weit sich in der westdeutschen Rechtsprechung Kontinuitäten zur Kommunistenverfolgung der Jahre vor 1945 nachweisen lassen. Sie wies aber auch auf die allmähliche Liberalisierung des politischen Strafrechts seit den 1960er-Jahren hin. Jascha März (Köln) lieferte sodann einen Überblick über die Praxis der drei zentralen Verbände der NS-Verfolgten: der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, der Arbeitsgemeinschaft verfolgter Sozialdemokraten und des Bundes der Verfolgten des Naziregimes. März schilderte die vielfältigen Aktivitäten der Verbände – von der Opferberatung bis zu Kampagnen für die Bestrafung von NS-Tätern –, beschrieb gemeinsame Anliegen und unterschiedliche Interessen der Organisationen und diskutierte, wieweit die Verfolgtenbände parteipolitisch instrumentalisiert wurden. Im Anschluss daran präsentierte Hanne Leßau (Bochum) einen Ausschnitt aus ihren Forschungen über die Konstruktion der NS-Vergangenheit in Entnazifizierungsverfahren. Sie entwarf die Entnazifizierung nicht als bloße „Mitläuferfabrik“, sondern als komplexen Kommunikationsprozess, in dem die Antragsteller ihre Biografien nach den Regeln des Verfahrens und den Erwartungen der Nachkriegsgesellschaft schrittweise umgestalteten und „umerzählten“.
Zum Abschluss berichtete Andreas Kinast (Waldniel) von seinen Forschungen zur Geschichte der Kinderfachabteilung in der früheren „Heil- und Pflegeanstalt“ Waldniel. Er zeigte, welche Rechtfertigungsstrategien die Verantwortlichen der sogenannten „Kindereuthanasie“ nach Ende des NS-Regimes entwickelten und wie lange es in der Nachkriegsgesellschaft dauerte, bis sich ein angemessenes Gedenken an die Geschehnisse entwickelte, das die Täter benannte und den Opfern gerecht wurde.
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2015 drehte sich das NS-DOK-Kolloquium um das Thema „Antisemitischer Alltag und Holocaust – Rekonstruktion und Erinnerung“.
Zu Beginn stellten Barbara Becker-Jákli, Karola Fings und Nina Matuszewski (Köln) die Forschungen des NS-DOK vor, das sich seit nunmehr über 25 Jahren intensiv mit dem Thema befasst. Sie schilderten die kontinuierlichen Bemühungen um eine Erweiterung der Quellengrundlage und des Kenntnisstandes und führten vor Augen, in welchem Maße sich die Perspektive der Forschung in den letzten Jahren erweitert hat: von den Gedenkbüchern zu umfangreichen Datenbanken, von Deportationslisten zu Lebens- und Familiengeschichten, von einer eher abstrakten Schilderung der Judenverfolgung zur konkreten Untersuchung von Opfern, Tätern und Mehrheitsgesellschaft.
Im Anschluss daran stellte Birte Klarzyk (Köln) einen wichtigen Aspekt lokaler Verfolgung vor: die Ghettoisierung jüdischer Bürgerinnen und Bürger vor der Deportation. Sie zeigte auf, wie sich die Segregation der jüdischen Bevölkerung zwischen 1938 und 1942 rapide zuspitzte, machte auf die Situation der Betroffenen aufmerksam und benannte das arbeitsteilig vorgehende Verfolgerensemble. Anschließend beleuchtete Jonas Küssner (Köln) einen weithin unbekannten Aspekt antisemitischer Gesellschaftspolitik: die Scheidung und Annullierung jüdisch-nichtjüdischer Ehen vor dem Kölner Landgericht. Dabei machte er auf die Handlungsspielräume der Richter aufmerksam, konstatierte aber auch die generelle Radikalisierung einer Rechtsprechung, die spätestens seit den 1940er-Jahren auf die unterschiedslose Trennung aller „Mischehen“ ausgerichtet war.
Marcus Leifeld (Bonn) widmete sich danach Integration und Ausgrenzung von Kölner Juden im Karneval. Er schilderte die rasche Exklusion jüdischer Karnevalisten nach der Machtübernahme und zeigte, wie antisemitische Festwagen, Lieder und Büttenreden Teil der Festkultur der 1930er-Jahre wurden. Die Anpassungsbereitschaft des organisierten Karnevals an das NS-Regime führte er dabei nicht nur auf den Druck von Staat und Partei zurück, sondern auf wirtschaftliche und standespolitische Interessen.
Dem Verhalten der Mehrheitsgesellschaft gegenüber antisemitischen Maßnahmen widmete sich ebenfalls Sandra Dentler (München). Sie zeigte anhand des Bonner Beispiels, wie vielfältig die Reaktionen auf die Judenverfolgung, wie verbreitet aber zugleich Akte der aktiven Förderung, Unterstützung und Billigung waren. Die Teilhabe an der lokalen Judenverfolgung beschrieb sie als wesentlichen Baustein für die Konstruktion der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“.
Zum Abschluss der Tagung widmete sich Lisa Jenny Krieg (Utrecht) der Frage, wie junge deutsche Erwachsene mit dem „Holocaust“ und der NS-Zeit in der historischen Bildungsarbeit heute umgehen. Dabei griff sie auf Beobachtungen und Interviews aus dem Kölner Kontext zurück. Krieg stellte dar, wie „beunruhigend“ und emotionalisierend das Thema „Holocaust“ von den meisten ihrer Gesprächspartner/innen wahrgenommen wurde, zeigte zugleich jedoch auf, wie unterschiedlich die Auseinandersetzung mit dem historischen Geschehen je nach sozialer Herkunft, eigenem Werthorizont und politisch-kultureller Identität ausfällt.
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Das Kolloquium des NS-Dokumentationszentrums hatte 2016 das Thema: „Die Gestapo. Täter – Opfer. Forschung – Gedenken.“ Zu Beginn skizzierte Thomas Roth (Köln) den Kenntnisstand zur Gestapo Köln. Er wies auf die verschiedenen Projekte hin, die von Seiten des NS-DOK in den letzten 25 Jahren zum Thema durchgeführt worden sind, und erläuterte, wie auf Basis dieser Arbeiten und neuerer Forschungen eine Gesamtdarstellung der Kölner Staatspolizei entwickelt werden könne. Neben einer kollektivbiografischen Sichtung des Personals sollten auch bislang unbeachtete Tätigkeitsfelder Beachtung finden. Roth sprach sich dafür aus, die „Nachgeschichte“ der Kölner Gestapo nach 1945 zu einem Schwerpunkt der Untersuchung zu machen und neben der „Täterperspektive“ die Sichtweisen der Opfer nicht aus dem Blick zu verlieren. Ein anderes Vorhaben stellte Thomas Grotum (Trier) vor, der seit vielen Jahren ein Projekt zur Gestapo Trier leitet, das wesentlich auf Forschungen von Studierenden setzt und trotz schwieriger Quellenlage ein differenziertes Bild staatspolizeilicher Tätigkeit entwickeln konnte. Grotum betonte, dass das Projekt neben seinem wissenschaftlichen Anspruch stets auf historisch-politische Bildungsarbeit gesetzt habe und eine lebhafte Auseinandersetzung in der Region über „Täter“ und „Opfer“ anregen konnte.
Der zweite Teil des Kolloquiums präsentierte die Biografien dreier „Täter“, die eng mit der Gestapogeschichte des Rheinlands verbunden waren. Akim Jah (Bad Arolsen/Berlin) informierte über Kurt Venter, der als junger, NS-affiner Verwaltungsjurist die fast schon „klassische“ Karriere eines Führungsbeamten der NS-Sicherheitspolizei durchlief und u.a. in Koblenz, Düsseldorf, Berlin und Köln tätig war. Jah schilderte, dass Venter aufgrund seiner verschiedenen Einsatzfelder seit den 1960er-Jahren mit mehreren Ermittlungsverfahren der deutschen Justiz konfrontiert war, zeigte aber auch, wie es ihm gelingen konnte, einer Verurteilung zu entgehen. Im Vortrag von Christina Ullrich (Marburg) ging es um Werner Schönemann, Kommissar bei den Gestapostellen Köln und Wien und als Angehöriger von Einsatzkommandos unmittelbar an Massenmorden beteiligt. Die Referentin erläuterte, wie es Schönemann nach dem Ende des NS-Systems schaffte, in der bundesrepublikanischen Gesellschaft unterzukommen, und wie weit er dabei auf Netzwerke von Helfern zählen konnte. Zwar wurde Schönemann in den 1960er-Jahren wegen seiner Beteiligung an NS-Verbrechen verhaftet und verurteilt, er habe sich aber weiterhin vehement selbst gerechtfertigt und sei damit auch auf Verständnis der deutschen Justiz gestoßen.
Als dritten „Täter“ präsentierte Ingo Niebel (Köln) Kurt Lischka, langjähriger Mitarbeiter der Berliner Gestapozentrale, kurzzeitig Kölner Gestapoleiter und in den 1940er-Jahren als Führungsbeamter der Sicherheitspolizei in Paris wesentlich beteiligt an der Deportation von über 70.000 französischen Juden. Obgleich Lischka in der Öffentlichkeit recht bekannt ist, steht eine eingehende Untersuchung seiner Person noch aus. Niebel stellte seine Überlegungen zu einer Biografie Lischkas vor, erläuterte seine Forschungshypothesen und benannte offene Fragen zu Berufsweg, Tätigkeit und Weltanschauung „seines Protagonisten“, den er als kühlen „Administrator“ des NS-Terrors kennzeichnete.
Im dritten Teil der Veranstaltung ging es um Initiativen des Gedenkens. Matthias Wagner (Lüdenscheid) berichtete von den langjährigen Bemühungen, die „verschüttete“ Geschichte des Arbeitserziehungslagers Hunswinkel zu erforschen, zu dokumentieren und im örtlichen Gedenken zu verankern. Anschließend lenkte Daniel Weyssow den Blick auf die ehemaligen Gefängniskeller der Gestapo in Brüssel, die zum Teil noch erhalten sind und einen unschätzbaren Zugang zu den Schicksalen der Verfolgten bieten. Weyssow schilderte, mit welchen Schwierigkeiten es verbunden war, diesen zentralen Ort deutschen Besatzungsterrors vor dem „Verschwinden“ zu bewahren und unter Denkmalschutz stellen zu lassen.
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Das Kolloquium des NS-Dokumentationszentrums hatte 2017 das Thema: „Verfolgung, Abwehr, Selbstbehauptung. Katholische Kirche und Nationalsozialismus“. Am Beginn der Veranstaltung stand ein Vortrag von Anselm Faust (Ratingen) über die Wahrnehmung der katholischen Kirche durch die rheinischen Staatspolizeistellen. Anschließend thematisierte Thomas Roth (Köln) die Überwachung und Verfolgung von Geistlichen durch Kölner Gestapo und Justiz. In einem zweiten Teil widmeten sich Keywan Klaus Münster (Bonn) und Markus Köhler (Köln) der 1934 im Kölner Erzbistum eingerichteten „Abwehrstelle gegen die antichristliche Propaganda“ und kirchlichen Versuchen, eine eigenständige, von der NS-Weltanschauung abgegrenzte Teilöffentlichkeit zu erhalten. Ein Vortrag von Verena Kücking (Köln) über die Kommunikationsnetzwerke junger rheinischer Katholik/inn/en im Zweiten Weltkrieg ergänzte diese Sektion. Der dritte Teil der Tagung präsentierte ein von Martin Rüther (Köln) entwickeltes und betreutes Internetprojekt des NS-DOK zur Erschließung von Quellen des katholischen Bundes „Neudeutschland“. Schließlich gab Hans Hesse (Hürth) einen Einblick in die kirchliche Erinnerung an das „Dritte Reich“ nach 1945.
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Das siebte Kolloquium des NS-Dokumentationszentrums, das am 27.4.2018 stattfand, stand unter dem Thema: „Helferinnen, Verfolgte, Akteurinnen. Frauen im NS-Staat.“ Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag von Thomas Roth (Köln) zu den weiblichen Angestellten der Kölner Geheimen Staatspolizei. Eine ähnliche Gruppe behandelte das folgende Referat von Yvonne Schäfers (Köln), die anhand einer Kölner Stichprobe Lebensläufe und Beweggründe von SS-Helferinnen diskutierte. Im zweiten Teil der Tagung ging es um die Verfolgung von Frauen: Zunächst stellte Lena Haase (Trier) das Frauenstraflager Flußbach vor, eine Haftstätte, die von Justiz und Polizei genutzt wurde und nicht zuletzt der politischen Repression von Frauen aus dem besetzten Luxemburg und Frankreich diente. Dann thematisierte Matthias Klein (Trier) das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und geschlechtsspezifische Ausprägungen der NS-Sterilisationspolitik. Im dritten Teil der Tagung gaben Susanne Schink (Bonn) und Anne Ley-Schalles (Duisburg) anhand der Zeug/inn/en Jehovas und der linken Arbeiter/innen/bewegung Einblicke in die Erforschung „weiblichen Widerstands“ gegen das NS-Regime. Abschließend stellte Irene Franken die Arbeit des 1986 gegründeten Kölner Frauengeschichtsvereins vor und legte dar, welche Bedeutung die NS-Zeit für die Forschungs- und Bildungsarbeit des Vereins hat.
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Das achte Kolloquium des NS-Dokumentationszentrums, das am 28.6.2019 stattfand, befasste sich mit dem Thema: „Grenzüberschreitungen. Das Rheinland und Westeuropa.“ Die Tagung startete mit einem Vortrag von Alena Saam (Bonn) über Organisation und Praxis der Grenzsicherung durch Polizei und Zoll. Im Anschluss schilderten Lena Haase und Thomas Grotum (Trier) die Arbeit der Gestapo Trier, die eine entscheidende Rolle bei der Überwachung der deutschen Westgrenze, der Ausforschung des Nachbarlandes Luxemburg und der Besetzung des Großherzogtums im Zweiten Weltkrieg spielte. Im zweiten Teil der Tagung ging es um grenzüberschreitende Fluchtbewegungen. Änneke Winckel, Adrian Stellmacher (Köln) und Anne Prior (Dinslaken) widmeten sich den Kindertransporten, die 1938/39 vom Rheinland aus nach Belgien gingen und etwa 1.000 Kinder und Jugendliche aus dem nationalsozialistischen Machtbereich heraus brachten. Im letzten Teil der Tagung ging es um Angehörige der staatlichen Verwaltung und deren Mitwirkung an der deutschen Besatzungsherrschaft in Belgien. Robert Becker (Köln) stellte Eggert Reeder vor, nach 1933 Regierungspräsident in Aachen und Köln, ab 1940 Militärverwaltungschef in Brüssel. Christoph Brüll (Esch-sur-Alzette) skizzierte die regimeübergreifende Karriere des Kölner Verwaltungsbeamten Franz Thedieck, 1940-43 Referent beim Militärbefehlshaber von Belgien und Frankreich, nach 1945 unter anderem Staatssekretär im Ministerium für gesamtdeutsche Fragen.
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