Der museumspädagogische Bereich des NS-DOK entwickelt Angebote für Führungen durch das Museum und die Gedenkstätte. Zusätzlich werden ein Workshop „Jugend im Nationalsozialismus“, die Stadtteilführung „Von Navajos und Edelweißpiraten“ durch Köln-Ehrenfeld, der „Kindermobil – Geschichtenkoffer“ für Arbeit in Schulen und KiTas und die Familienführung „Was geschah im EL-DE-Haus?“ angeboten. Darüber hinaus werden gezielte Programme, beispielsweise für bestimmte Berufsgruppen, für Studierende, Referendare und für Lehrkräfte entwickelt. (Foto: Jörn Neumann)
Das NS-Dokumentationszentrum bietet mit seiner speziellen Struktur als Museum, Gedenk- und Forschungsstätte ganz besondere Möglichkeiten der Vermittlung. Alle drei Bereiche eröffnen jeweils unterschiedliche Zugänge zur Thematik Nationalsozialismus, die sich überaus produktiv ergänzen. Die Gedenkstätte Gestapogefängnis regt als Ort der unmittelbaren Begegnung zu Empathie an. Dies fördert den Bildungsprozess, reicht jedoch nicht aus, um zu verstehen, was das NS-Regime im Kern ausmachte. Dazu sind auch Einblicke in die Entstehungsbedingungen und die Ausübung der Herrschaft, die Rolle von Gewalt und die Mechanismen der Propaganda, die Angebote zum Mitmachen, die Beteiligung und Begeisterung von vielen und die Opposition und der Widerstand von wenigen notwendig. Es ist unabdingbar, sich der ganzen Bandbreite der gesellschaftlichen Reaktionen zu widmen, die Polarität von »Opfer « und »Täter« zu durchbrechen und das gesamte Spektrum der möglichen Beziehungen zum Nationalsozialismus zu beleuchten. Dies geschieht im musealen Teil der Einrichtung am Beispiel der Stadt Köln. Der lokale Bezug ermöglicht einen überschaubaren Zugang zu den gesellschaftlichen Bedingungen der NS-Zeit, die sich – besonders über die Zeitzeugeninterviews der Medienstationen – durch eine Vielzahl individueller Erzählungen in ihrer Breite auffächern. Hierdurch wird der streng dokumentarische Ansatz der Ausstellungsexponate ergänzt; die gegebenen Informationen werden konkretisiert, indem deutlich gemacht wird, was nationalsozialistische Herrschaft und Politik für das Leben jedes Einzelnen bedeuteten. Als Forschungsstätte wiederum liefert das NS-Dokumentationszentrum Materialien und Methoden, mit deren Hilfe die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Periode der NS-Zeit geführt werden kann.
Ein wichtiger Bestandteil der museums- und gedenkstättenpädagogischen Arbeit besteht in der Zusammenarbeit mit Referendaren und Lehrkräften. Das NS-Dokumentationszentrum bietet spezielle Führungen zu den didaktischen Möglichkeiten in der Einrichtung an, die von vielen Studienseminaren auch aus dem Umfeld von Köln genutzt werden, und organisiert regelmäßige Fortbildungen zu unterschiedlichen Themen für Lehrerinnen und Lehrer. Darüber hinaus entstand in den letzten Jahren eine rege Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten. Diese reicht vom Angebot besonderer Führungen (z. B. zur Ausstellungsgestaltung) über die gemeinsame Gestaltung von Seminaren (z. B. zum Thema Gender in der Geschichtsvermittlung) bis hin zur Unterstützung bzw. Beratung einzelner Studentinnen und Studenten bei Referaten oder Hausarbeiten.
Einzelne Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, sich die Ausstellung über Audioguides zu erschließen, die Erläuterungen in sechs Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Russisch und Deutsch) in einer Dauer von über zweieinhalb Stunden anbieten. Sie können aber auch den kostenlosen öffentlichen Führungen teilnehmen, die einmal monatlich stattfinden. Für Gruppen gibt es ein Führungsangebot, das auf Alter und Bildungsstand der Teilnehmenden zugeschnitten ist. Hier werden Informationen zum Haus, zur Gedenkstätte und zu zentralen Themen des Nationalsozialismus vermittelt. Die Grundlage der Vermittlungsarbeit besteht in der ausdrücklichen Beherzigung des Beutelsbacher Konsenses zur politischen Bildung, dessen »Überwältigungsverbot « auch die emotionale Überwältigung mit einschließt. Ziel der Führungen ist die Vermittlung von Sach-, Methoden- und narrativer Kompetenz, getreu dem Motto Walter Benjamins: Nicht gelehrter, sondern gewitzter soll der Besucher das Museum verlassen.
Im bisherigen Sonderausstellungsraum auf der zweiten Etage wurde ein Pädagogisches Zentrum eingerichtet. Es besteht zunächst aus einem großen Veranstaltungsraum mit ca. 120 Sitzplätzen, der sich mittels Trennwände in zwei Gruppenräumen teilen lässt. Moderne Technik und eine vollständige Klimatisierung im Vortagsraum sowie in beiden Gruppenräumen ermöglichen Tagungen, größere Veranstaltungen und Ausstellungseröffnungen.
In dem verbleibenden Teil des Gesamtraums wurde auf einer Fläche von 105 Quadratmetern das neue Geschichtslabor geschaffen. Dies stärkt und erweitert die pädagogische Tätigkeit des Hauses: die museumspädagogische Arbeit und die Arbeit der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus. Bei dem Geschichtslabor handelt es sich um eine Form des selbstforschenden und interaktiven Lernens.
Ausgangspunkt für die Entdeckung des Geschichtslabors ist die „geheimnisvolle Frage“, die „mystery question“. Auch diese muss erst einmal gefunden werden, verbirgt sie sich doch zwischen den zahlreichen Objekten, die unter der Decke hängen. „Was haben ein Briefmarkenalbum, eine Milchkanne und ein Baströckchen gemeinsam?“ So lautet eine dieser Fragen. Der Antwort kommt man näher, wenn man in der gegenüber liegenden Wand aus Schränken die gefragten Gegenstände findet und sich die dort angebrachte farbige Code-Nummer merkt. Mit deren Hilfe lassen sich gleichfarbige Vorhängeschlösser öffnen, und geben nun den Blick frei auf ein Foto von drei Hitlerjungen, Karteikarten mit antisemitischen Verordnungen und ein „Zigarettenalbum“ aus dem Jahr 1934. So führt die Spur nun in die NS-Zeit. Letzte Aufklärung bieten dann die Hörstationen, wo in unserem Beispiel Manfred Simon erzählt, dass er sich aus Angst vor Angriffen der HJ zurückzog und mit Briefmarkensammeln beschäftigte; dass Nachbarn der Familie mit Milch aushalfen, als diese für Juden nur noch schwer zu erhalten war, und dass er sehr überrascht war, als er bei Ankunft im Exilland USA Schwarze in Anzügen und nicht in Baströckchen in der Metro sah. So findet sich die Aufklärung der Ausgangsfrage in der Biografie Manfred Simons. Es folgt nun nach diesen Entdeckungen eine Arbeitsphase, für die den Schüler/innen vertiefende Materialien zu den einzelnen Aspekten in Arbeitsstationen zur Verfügung stehen. Hierbei werden sie von speziell geschulten Mitarbeiter/innen begleitet und unterstützt.
Die spielerischen, motivierenden Elemente regen zum selbsttätigen Lernen in Kleingruppen an. Auch wenn der Zugang zum Thema spielerisch ist, sind die Themen selbst wieder – unserem Ort entsprechend – ernster Natur. Es geht um das Thema Jugend im Nationalsozialismus in fünf unterschiedlichen Bereichen: jüdische Jugend, begeisterte und angepasste Jugend, unangepasste Jugend, Kriegsjugend und Schule. Auch zum Rechtsextremismus kann im Geschichtslabor anhand von zwei Beispielen zu aktuellen Themen des Neonazismus und Rassismus gearbeitet werden.
Die Arbeit im Geschichtslabor ist integriert in ein 2,5-stündiges Programm. Dieses umfasst über die Arbeit im Pädagogischen Zentrum eine Führung durch die Gedenkstätte Gestapogefängnis und durch einzelne Bereiche der Dauerausstellung „Köln im Nationalsozialismus“.
Die besondere Struktur der Einrichtung ermöglicht es, schon mit Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren zum Thema Nationalsozialismus zu arbeiten. Dies geschieht mit Hilfe des Geschichtenkoffers »Kindermobil«. Darüber hinaus wird gezielt zu thematisch geeigneten Sonderausstellungen ein Programm für Kinder dieser Altersgruppe entwickelt.
Dieses Angebot richtet sich speziell an Schülerinnen und Schüler ab acht Jahren, die durch Lektüre, Schulunterricht oder andere Erfahrungen schon über Informationen über die NS-Zeit verfügen und nun vor Fragen stehen wie: Wie konnte es zu dem NS-Regime kommen? Warum wurden „die Juden“ verfolgt? Warum haben sich so wenige Menschen gewehrt? Unterschiedliche Mittel werden hierfür eingesetzt: historische Informationen über die Zeit der Weimarer Republik, zeitgenössische Bücher, Objekte und Dokumente, Fotos und Ausschnitte aus Hörspielen.
Um ein möglichst ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen, bieten wir das KiMo im EL-DE-Haus ausschließlich montags an.