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Zwangsarbeit

Dieses Thema im 360°Rundgang

Zwangsarbeit

In Kölner Rüstungsbetrieben mussten während des Krieges Tausende von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen unter oft unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Es waren vor allem junge Frauen und Männer aus Polen und der Sowjetunion, die zur Arbeit in Deutschland gezwungen wurden. Allein in Köln gab es während des Krieges mehr als 450 Zwangsarbeitslager oder -wohnstätten.

Zwangsarbeit in Köln

Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Ost- und Westeuropa wurden die besetzten oder annektierten Gebiete auch den wirtschaftlichen Interessen des Deutschen Reiches unterworfen. Bis Kriegsende mussten rund 13,5 Millionen Menschen als Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge oder zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Deutschland arbeiten. Allein in Köln waren, wenn man eine gewisse Fluktuation berücksichtigt, während der Jahre 1939 bis 1945 schätzungsweise 100000 ausländische Arbeitskräfte eingesetzt. Sie arbeiteten in Industrie und Gewerbe, Landwirtschaft oder Privathaushalten, bei der öffentlichen Hand und auch in kirchlichen Einrichtungen – die meisten von ihnen unfreiwillig. Manchmal wurden ganze Familien verschleppt, in der Regel aber mussten junge Menschen von heute auf morgen ihre Heimat verlassen. Die zivilen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unterlagen einem rassistischen Sonderrecht, in dem Polen und Sowjetbürger (»Ostarbeiter«) die unterste Stufe einnahmen. Sie mussten überwiegend in Barackenlagern und improvisierten Unterkünften leben, wurden schlecht versorgt und waren in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Die Gestapo überwachte den »Ausländereinsatz« und ahndete jegliches abweichendes Verhalten. Vor allem bei Sabotageverdacht, Fluchtversuchen oder Verstößen gegen das Kontaktverbot mit deutschen Frauen fielen die Strafen besonders drastisch aus und konnten KZ-Haft oder auch Hinrichtung bedeuten.

Anfänge

Schon kurz nach Kriegsbeginn, im Oktober 1939, trafen 1000 polnische Kriegsgefangene auf dem Kölner Messegelände ein. Sie sollten vor allem in der Landwirtschaft des Umlandes eingesetzt werden. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Westeuropa im Mai 1940 erfolgten Anwerbungen ziviler Arbeitskräfte in den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Das in Köln ansässige Landesarbeitsamt Rheinland sowie das Kölner Arbeitsamt waren für die Vermittlung von zivilen und kriegsgefangenen ausländischen Arbeitskräften zuständig. Sie rekrutierten selbstständig Arbeitskräfte in den Herkunftsländern oder bei den Reichsstellen, die Arbeitskräfte zuwiesen, brachten sie in Durchgangslagern unter und verteilten sie an die Arbeitsstellen. Im August 1941 waren im Arbeitsamtsbezirk Köln bereits rund 7000 zivile Zwangsarbeiter (ohne Kriegsgefangene) beschäftigt. Obwohl der Druck auf die Arbeiter im besetzten Westeuropa stetig stieg, reichte die Anzahl der Rekrutierungen nicht aus, um die Anforderungen der Kölner Betriebe zu befriedigen.

»Ostarbeiter«

Eine neue Dimension erfuhr der »Ausländereinsatz« nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Im Spätherbst 1941 stockte der Vormarsch der deutschen Truppen und es wurde deutlich, dass ein langer Abnutzungskrieg bevorstand. Die deutsche Industrie drang auf einen Einsatz sowjetischer Kriegsgefangener, der im Herbst 1941 durch »Führererlass« genehmigt wurde. Seit dem Frühjahr 1942 wurden auch sowjetische Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter größtenteils unter Zwang nach Deutschland deportiert. Besetzte Orte hatten eine bestimmte Anzahl Arbeitskräfte abzuliefern, oder es wurden Razzien durchgeführt. Bereits im August 1942 arbeiteten in Köln fast 8000 »Ausländer«, etwa 7500 »Ostarbeiter« und 6000 Kriegsgefangene, insgesamt also mehr als 21000 Zwangsarbeiter. Die »Ostarbeiter «, überwiegend junge Menschen im Alter von 17 bis 20 Jahren, stellten bald den größten Anteil der Zwangsarbeitskräfte.

Die Firmen

Es gab kaum einen Betrieb in Köln, der nicht vom Einsatz der Zwangsarbeiter Gebrauch machte und sich deshalb aktiv um die Zuweisung von ausländischen Arbeitskräften bemühte. Auch für die Kölner Wirtschaft galt: Ohne Ausländerinnen und Ausländer hätten die Betriebe während der Kriegsjahre ihre Produktionskapazitäten weder sichern noch ausbauen können. In einigen Betrieben betrug der Anteil der Zwangsarbeitskräfte bis zu 50 Prozent der Belegschaft. Größter »Arbeitgeber« in Köln war mit etwa 8000 Ausländern die Deutsche Reichsbahn, gefolgt von Industriebetrieben wie Klöckner-Humboldt Deutz AG, Ford-Werke AG, Felten & Guilleaume Carlswerk GmbH oder Glanzstoff- Courtaulds GmbH. Aber auch kleinere Handwerks- oder Landwirtschaftsbetriebe waren daran interessiert, den Ausfall der zur Wehrmacht eingezogenen deutschen Arbeiter mit dem Einsatz von Zwangsarbeitern auszugleichen. So stellten in der Landwirtschaft Ausländer im Mai 1943 etwa 40 Prozent aller Arbeitskräfte. Nicht unerwähnt bleiben sollte die Kölner Stadtverwaltung. Sie griff nach dem »1000- Bomber-Angriff« als eine der ersten deutschen Städte auf KZ-Häftlinge aus Buchenwald zurück. Seit September 1942 waren diese als »SS-Baubrigade III« bei der Trümmerräumung, Leichenbergung und der gefährlichen Blindgängerentschärfung im Stadtgebiet eingesetzt. In Krankenhäusern der Kirchen oder in Privathaushalten und Gaststätten waren ebenfalls Zwangsarbeiter eingesetzt.

Die Lager

Über das ganze Kölner Stadtgebiet verstreut befanden sich zwischen 1939 und 1945 mindestens 300 Lager, in denen ausländische Arbeiter untergebracht waren. Die Größe dieser oft sehr provisorischen Barackenunterkünfte variierte stark und erreichte in Einzelfällen die Ausmaße von »Lagerstädten «, die von einzelnen Firmen unterhalten wurden. Ein solches Großlager befand sich beispielsweise an der Grenzstraße in Köln-Kalk. Hier waren von der Reichsbahn mehr als 1000 Personen unterschiedlicher Nationalität untergebracht, die unter oftmals katastrophalen Bedingungen und ohne Schutz vor den immer häufigeren Bombenangriffen leben mussten. Traurige Berühmtheit erlangte das Krankensammellager »Gremberger Wäldchen«, das vom Landesarbeitsamt Rheinland betrieben wurde. In dieses Lager wurden schwer erkrankte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingeliefert. Aufgrund der schlechten medizinischen Versorgung und der sich rasch verbreitenden Seuchen war dieses Lager bald als »Sterbelager« berüchtigt.

Das Messelager

Das Messegelände entwickelte sich während der Zeit des Zweiten Weltkrieges – neben dem EL-DE-Haus und dem Klingelpütz – zu einer zentralen Stätte der Repression im Stadtgebiet. Nachdem es zunächst als Lager für die in Köln ankommenden Kriegsgefangenen gedient hatte, war das Messelager seit Mai 1940 als »Sammellager« der Ausgangspunkt von Deportationen der Sinti und Roma und seit Oktober 1941 der jüdischen Bevölkerung aus Köln und dem Rheinland. Gleichzeitig wurde das Gelände dazu genutzt, um an Ort und Stelle das Hab und Gut der Deportierten an Kölner Fliegergeschädigte zu versteigern.

Neben den polnischen Kriegsgefangenen waren zeitweise französische und sowjetische Kriegsgefangene in Gebäuden der Messe interniert. Zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter waren in einem von der »Deutschen Arbeitsfront« betriebenen Lager untergebracht, ganze Familien in einem »Ostarbeiterlager« im 1. Stock der Südhalle.

Seit dem 18. September 1942 befand sich im Bereich des Messeturms das bereits erwähnte Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Im Laufe der noch folgenden Kriegsjahre durchliefen insgesamt rund 6000 Häftlinge dieses Lager. Als die SS-Baubrigade III im Frühjahr 1944 verlegt wurde, kam ein »Kommando Köln-Stadt« mit 300 Häftlingen aus Buchenwald als Ersatz.

Am Tanzbrunnen gab es seit Herbst 1942 ein Barackenlager, das als »Polizeihilfsgefängnis« und als »Arbeitserziehungslager « diente und in das Polizei- sowie Gestapohäftlinge eingewiesen wurden. Mehrere Hundert Männer und Frauen, in der Mehrzahl Ausländer, durchliefen dieses Lager. Zu den prominenten deutschen Häftlingen gehören die Gefangenen der »Aktion Gewitter«, die nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 festgenommen worden waren.

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