Die Dauerausstellung im EL-DE-Haus behandelt die Geschichte Kölns in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie macht die Grundzüge des NS-Systems in der konkreten lokalen Ausprägung sichtbar. Die Dauerausstellung wurde 1997 eröffnet und 2009/10 in wesentlichen Teilen umgestaltet und durch eine Reihe von Medienstationen ergänzt.
Das Konzept der Ausstellung war ein Ergebnis fruchtbarer Diskussionen zwischen dem Team der wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Mitarbeitern des NS-Dokumentationszentrums, dem Architekten und dem Ausstellungsdesigner. Die zentrale Idee bestand und besteht darin, das EL-DE-Haus selbst zum wichtigsten Exponat zu machen. Daraus folgt eine deutliche Trennung: Der Keller mit Hausgefängnis, Zellen und Inschriften soll als Ort des physischen, der Eingangsbereich und vor allem die oberen Geschosse mit den Büros der Gestapo sollen als Ort des bürokratischen Terrors erlebbar werden.
Die Kölner NSDAP, 1921 gegründet, blieb jahrelang eine unbedeutende Splitterpartei. Doch Köln war von Anfang an Zentrum des Nationalsozialismus im Rheinland. Extremer Antisemitismus und starke Gewaltbereitschaft gegenüber politischen Gegnern prägten die Politik der Kölner Nationalsozialisten. Obwohl schwächer als in anderen Regionen, gelang auch der Kölner NSDAP nach 1930 der politische Durchbruch. 1933 war in Köln, wie anderswo, eine reibungslose Machtübernahme möglich.
Am 13. März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht in Köln. Der Terror gegen Gegner wurde verstärkt, wesentliche Grundrechte waren außer Kraft gesetzt. In den folgenden Wochen und Monaten wurden sämtliche Parteien, Institutionen, Verbände und Vereine aufgelöst oder »gleichgeschaltet «. Dieser Prozess verlief in Köln ebenso rasch wie im gesamten Reich.
Das nationalsozialistische System beanspruchte den gesamten Menschen, nicht nur im politischen, sondern auch im privaten Bereich. Die politische Erfassung erfolgte durch die Partei und ihre Organisationen, die sämtliche Lebensbereiche und Altersstufen organisierten und die von der Reichsebene hinab bis in den einzelnen Wohnblock reichten. Wer nicht aus Begeisterung aktiv mitmachte oder sich nicht den Vorschriften und Zwängen des NS-Regimes fügte, sah sich dem Terrorapparat gegenüber.
Der »Führer«, dem Alltag und der Kritik enthoben, und das »Volk«, die mobilisierten Massen, bildeten nach dem Konzept der Nationalsozialisten die »Volksgemeinschaft«. Diese Einheit sollte mit den von Goebbels perfektionierten Methoden der Propaganda hergestellt werden. Außerhalb der »Volksgemeinschaft« zu stehen, zog Diskriminierung und Verfolgung nach sich.
Totale Vereinnahmung der Jugend war erklärtes Ziel des NS-Regimes. In Schule und Freizeit sollten die Mädchen und Jungen, vom Staat beaufsichtigt und gelenkt, früh zeitig in den »Führerstaat« eingegliedert werden. Die Jugendorganisationen des Regimes – Hitlerjugend (HJ) und Bund Deutscher Mädel (BDM) – bekämpften die übrigen politischen, konfessionellen und freien Jugendorganisationen, die schließlich zur Auflösung gezwungen wurden.
Entchristlichung des öffentlichen und privaten Lebens war für die Nationalsozialisten Voraussetzung, ihren Verfügungsanspruch durchsetzen zu können. Die Angriffe des NS-Regimes richteten sich gegen die Kirchen und Religionsgemeinschaften als politische und gesellschaftliche Institutionen wie gegen traditionelle Religiosität und christliche Werte. Christlich geprägte Frömmigkeit sollte durch eine als »völkisch-germanisch« bezeichnete »Gottgläubigkeit« abgelöst werden. Anstelle der Loyalität gegenüber den Kirchen sollte die Hingebung an »Führer und Reich« treten.
Der Rassismus bildete das Kernstück der NS-Ideologie. »Ausmerze« und »Aufartung« waren die beiden untrennbaren Seiten der NS-Rassenpolitik: einerseits die Bekämpfung der »Volksschädlinge« und »Untermenschen« bis hin zu ihrer Ermordung und andererseits die Aufzucht »reinrassiger«,»arischer« Deutscher, die als auserwählte »Herrenrasse« über »minderwertige« Völker herrschen sollten. Zahlreiche mit der Umsetzung dieser Politik befasste Institutionen machten Köln zum Zentrum der Rassenpolitik im Rheinland.
Vergessene Opfer« sind jene, die in der NS-Zeit aus der »Volksgemeinschaft« ausgegrenzt und verfolgt und nach 1945 weiterhin gemieden und diskriminiert wurden. Man verweigerte ihnen die moralische Anerkennung als Opfer, die offizielle Rehabilitierung und die Zahlung von Entschädigungen.
Als »artfremde und minderwertige Rasse« wurden Sinti und Roma systematisch diskriminiert und verfolgt. Ab Mai 1935 wurden in Köln alle Wohnwagen von Sinti und Roma in einem Lager zwangsweise zusammengefasst, das als Muster für entsprechende Lager in anderen Städten diente. 1940 wurden 1 000 Sinti und Roma aus dem Rheinland in die Ghettos und Lager nach Polen deportiert, als erste Gruppe überhaupt. Ab 1943 wurden Sinti und Roma in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau verschleppt. Nur wenige von ihnen überlebten.
Antisemitismus war ein wesentlicher Bestandteil nationalsozialistischer Ideologie. Bereits vorhandene judenfeindliche und rassistische Vorstellungen wurden vom NS-Regime in eine Politik umgesetzt, die Juden mit bürokratischen und terroristischen Mitteln verfolgte. Die systematischen Maßnahmen zur Ausgrenzung der jüdischen Bürger aus dem sozialen und wirtschaftlichen Leben begannen unmittelbar nach der Machtergreifung. In den folgenden Jahren richtete sich die antijüdische Politik auf Ausplünderung und Vertreibung der Juden. 1941 setzten die Deportationen in die Ghettos und Konzentrationslager ein. Tausende Kölner Juden wurden ermordet.
Widerspruch gegen den Nationalsozialismus erhob sich selten. Zustimmung oder Anpassung waren der Normalfall. Aktiven Widerstand leistete lediglich eine kleine Minderheit, die außerdem in sich stark zersplittert war. Bis 1936/37 hatte das NS-Regime den organisierten Widerstand zerschlagen. Erst in der Schlussphase des Weltkrieges fanden sich wieder Menschen aus sehr verschiedenen sozialen Schichten und unterschiedlichen politischen Gruppen zusammen, um gemeinsam gegen das NS-Regime vorzugehen.
Lebensmittelrationierung, Verdunkelung und Einberufungen zur Wehrmacht waren für die Kölner Bevölkerung die ersten spürbaren Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs, der mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 begonnen hatte. Seit 1941 /42 wurde das Leben der Kölner immer stärker von Luftangriffen bestimmt, die die Stadt in Trümmern legten und Zehntausende von Toten und Verletzten forderten. Der optimistischen Stimmung der »Blitzkriegsphase« von 1939/40 folgte spätestens Mitte 1942, nach dem »1 000- Bomber-Angriff«, schlagartig Ernüchterung.
In Kölner Rüstungsbetrieben mussten während des Krieges Tausende von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen unter oft unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Es waren vor allem junge Frauen und Männer aus Polen und der Sowjetunion, die zur Arbeit in Deutschland gezwungen wurden. Allein in Köln gab es während des Krieges mehr als 450 Zwangsarbeitslager oder -wohnstätten.