Biografie | Zu den im September 2012 verlegten Gedenksteinen zählten zwei Steine, die an Helene Bier, geb. Pappenheim, (1859-1942) und ihren Sohn Hermann Bier (1885-1943) erinnern. Ein weiterer Stein weist auf die Geschichte des Hauses selbst hin. Die jüdische Familie Bier, der Kaufleute, Ärzte und Juristen angehörten, lebte seit Generationen in Köln und zählte bis 1933 zu den gutbürgerlichen Kreisen der Bevölkerung. Das Haus Hülchrather Straße 6 (»Haus Bier«) wurde 1904 von dem Kaufmann Carl Bier und seiner Frau Helene errichtet und von der Familie im selben Jahr bezogen. Nach dem Tod ihres Mannes 1921 wohnte Helene Bier weiter als Eigentümerin dort. Ihr Sohn Hermann Bier, in Köln geboren und aufgewachsen, studierte Jura in Bonn, München und Berlin. Nach seiner Teilnahme als Soldat im Ersten Weltkrieg begann er eine Verwaltungslaufbahn. 1929 wurde er Vizepräsident der Kölner Regierung. Hermann Bier war prominentes Mitglied der SPD und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen engagiert. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Anfang 1933 wurde Hermann Bier aus seinem Amt entlassen – als Jude und Sozialdemokrat war er eines der ersten Opfer der NS-Personalpolitik. Nachdem Hermann Bier 1935 in die Niederlande geflüchtet war, bürgerten ihn die NS-Behörden 1938 aus und beschlagnahmten 1939 sein Vermögen. In Amsterdam war Hermann Bier Mitglied des Judenrats (Joodse Raad), trat also für die Interessen der jüdischen Bevölkerung, unter der auch viele Emigranten aus Deutschland waren, ein. 1943 wurde er im Sammellager Westerbork inhaftiert. Als Mitglied des jüdischen Lagerates setzte er sich für seine Mithäftlinge ein; er starb im Lager am 10. Oktober 1943.
Helene Bier, die verwitwet weiter im Haus Hülchrather Straße 6 wohnte, musste das Haus 1939 verkaufen. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude von den Behörden als Ghettohaus zur Zwangseinweisung von Juden genutzt. Allein in den sechs Zimmern der Hochparterrewohnung des Hauses waren sieben jüdische Familien zusammengedrängt. Helene Bier wurde 1942 im Sammellager für Juden in Köln-Müngerdorf inhaftiert und vom Bahnhof Deutz-Tief im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Unter den unmenschlichen Lebensbedingungen des Ghettos starb Helene Bier am 23. Dezember 1942. Sie war 83 Jahre alt. Die Hochparterrewohnung im Haus Hülchrather Straße 6 hatten die NS-Behörden nach dem Abtransport der sieben jüdischen Familien versiegelt. Etwa ein halbes Jahr später wurde ihre Habe in den Kölner Messehallen versteigert. |