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Lager der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen
und der KZ-Häftlinge in Köln | Details

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Datensatz Nr.124c
StraßeHENRY-FORD-STR. 12
StadtteilKöln-Niehl
Firma Fordwerke AG
DetailsFunktion: Kommando Ford des KZ Buchenwald

Zeitraum: 1943/44 (?)

Belegschaftsstärke: 50

Wachmannschaft: SS, Lagerkommandant: Gergel



Ereignisse: Bei dem Luftangriff am 23.10.1944 wurde eine Baracke im "Russenlager" der Fa. Ford wegen eines Sprengbombenblindgängers geräumt.

Am 3.1.1945 ereignete sich unter der Bahnunterführung Etzelstr./Schmiedegasse ein Unfall, bei dem von den dort eingesetzten russischen Arbeitern der Fordwerke eine Frau getötet und 5 Männer verletzt wurden. Außerdem wurde ein Obergefreiter, der mit anderen Wehrmachtsangehörigen die Arbeiter bewachte, getötet. Der "Unfall" ereignete sich dadurch, daß eine "Person, die nicht genau feststeht", eine Stabbrandbombe in das Feuer, an dem sich die Fremdarbeiter wärmten, warf und eine Explosion verursachte. "Die Personalien der verletzten und getöteten ausl. Arbeiter konnten nicht an Ort und Stelle festgestellt werden, da die Trupps schon wieder ins Lager Ford eingerückt waren. Nach Angaben des Bahnhofsvorstehers gaben die Ausländer an, der gefallene Obergefr... habe die Stabbrandbombe in das offene Feuer geworfen."

Besonderes: "Fordlager", Konstruktion von Autos mit Fordmotoren. Laut Protokoll der Beiratssitzung der Fordwerke AG am 17.8.1842 machten Russen schon annähernd ein Viertel der Belegschaft aus; laut Protokoll der Sitzung am 1.7.1943 machten Ausländer, darunter 1200 Russen und Russinnen ("hauptsächlich die letzteren") 50% der Belegschaft aus. Die russischen Industriearbeiter hätten sich im Gegensatz zu den landwirtschaftlichen Kräften überraschend schnell eingearbeitet. Weiter heißt es: "Für die ausländischen Arbeiter wird besonders gekocht. Die Unterbringung sei in einer inzwischen besonders gebauten Barackenstadt erfolgt. Es seien fünf verschiedene Küchen je nach der Nationalität eingerichtet, Entbindungsanstalten eingerichtet, Säuglingsheime gegründet und dergleichen mehr." Ebenfalls 1943 suchte Generaldirektor Schmidt die amerikanische Botschaft in Portugal auf und berichtete u.a., "annähernd die Hälfte aller Beschäftigten seien Frauen; die männlichen Arbeitskräfte größtenteils Ausländer, hauptsächlich Russen und vereinzelt auch Belgier und Angehörige anderer Nationalitäten. Die Beschäftigten erhielten ihre Mahlzeit in der Fabrik, je nach der Schwere der verrichteten Arbeit gebe man drei unterschiedliche Essen aus; Überstunden habe man teilweise über erhöhte Lebensmittelzuteilungen ausgeglichen."

Laut Rosellen war im Oktober 1944 ein großer Luftangriff auf die Fordwerke geplant, doch wurden die "Christbäume" ins Rechtsrheinische abgetrieben. "Nur eine einzige Brandbombe fiel ins Werksgelände und zerstörte einige Maschinen" (S.11). Auch den Angriff vom 2.3.1945 überstand das Werk fast unbeschädigt. "Die 500 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene - meist Franzosen und Russen - wurden eilig ins rechtsrheinische Gebiet transportiert. Bei vielen Firmen rächten sie sich nach ihrer Freilassung noch für schlechte Behandlung während der Kriegstage mit Plünderungen und Schlägereien. In Köln-Niehl blieben die meisten Fremdarbeiter im rechtsrheinischen Ford-Lager und warteten ruhig die kommenden Ereignisse ab." (S.12)

Erst am 2.10.1944 wurde Ford erstmals bombardiert, am 15. und 18.10.1944 wurde es Ziel von zwei Präzisionsangriffen der US Airforce, die jedoch fehlgingen. Es entstanden laut amerikanischen Quellen nur im Fremdarbeiterlager sichtbare Zerstörungen: 10 neue Krater im Arbeitslager, 3 Hütten wurden zerstört - nach einer weiteren Quelle wurden von insgesamt 51 Hütten und kleineren Gebäuden vier zerstört und neun beschädigt.

Im Wochenbericht des Referats IV 2a der Stapo Köln vom 28.11.1944 wird die Festnahme von zwei ukrainischen Zivilarbeitern der Fordwerke wegen Verdacht des Plünderns gemeldet. "Der Vorgang ist beim Außenkdo. der Glanzstoffwerke angefordert." (Im Nov. 1944 befanden sich "Hafthilfseinrichtungen" der Stapo Köln bei Glanzstoff, siehe dort, Neusser Landstr. 2). "Da der Verdacht besteht, daß weitere Ostarbeiter aus dem gleichen Lager sich zu einer Plündererbande zusammengeschlossen haben, ist eine größere Aktion geplant."(S.48) Im gleichen Bericht wurde im Zusammenhang mit der Verhaftung eines Russens wegen Schwarzhandel gesagt: "Die Festnahme eines weiteren Ostarbeiters, bei dem gleichfalls Verdacht der Bandenzugehörigkeit besteht, erfolgte anläßlich einer Schießerei im Lager der Ostarbeiter bei den Fordwerken in Köln-Niehl durch Wehrmachtsangehörige." (S.49).

Nach der Einstellung der Produktion Ende Februar 1945 wurde das Gros der Fremdarbeiter auf das rechte Rheinufer evakuiert, die 290 im Werk verbliebenen Ausländer wurden am 22.3.1945 von der Militärregierung in ein Displaced Persons-Lager gebracht. Laut Patterson-Bericht vom 11.4.1945 erklärte Generaldirektor R.H.Schmidt, im Sommer 1944 hätten 5000 Personen bei Ford gearbeitet, davon 2000 Deutsche und 2200 Fremdarbeiter , von diesen waren 800 Russen, 400 Italiener, der Rest Holländer, Franzosen und Belgier. Zum Berichtsdatum seien noch ca. 300 Fremdarbeiter in Köln, größtenteils Italiener.

1947 stellte Generaldirektor Vitger den früheren Werksarzt Dr. Wenzel wieder ein, worauf der Betriebsrat heftig protestierte, da Wenzel im Krieg Abtreibungen an "Zivil-Russinnen" vorgenommen habe. Vitger blieb jedoch trotz eines einstündigen Streiks bei seiner Entscheidung.



Zum Kommando Ford des KZ Buchenwald: Der polnische Zeitzeuge Marian Gazinski berichtet, daß er von ca. Sept./Okt. 1943 bis März 1944 (?) als KZ-Häftling mit insgesamt 50 Mann bei Ford arbeitete. Die 50 Häftlinge wohnten in einer Baracke auf dem Werksgelände, die von den Baracken der russischen Zwangsarbeiter isoliert lag. Nach der Zerstörung der Baracke(n?) bei einem Luftangriff (Datum unklar), bei dem drei Häftlinge getötet wurden, wurden die überlebenden Häftlinge zum Kommando Westwaggon verlegt. Zwei andere Zeitzeugen, die im Sommer 1944 im Kommando Fordwerke arbeiten mußten, waren im Messelager untergebracht und wurden jeden Tag zu den Fordwerken gebracht (vgl. Lager Messe).



Der belgische (wallonische) Fremdarbeiter D. wurde im Sept. 1944 von Magdeburg zu Ford transferiert. Außer ihm gab es nur einen wallonischen und 150-200 flämische Arbeiter. Das Ford-Lager war von der Fabrik durch eine Wiese getrennt, die Lagerinsassen sowie einige privat wohnende Fremdarbeiter arbeiteten bei Ford. Nach der Arbeit konnte sich D. frei bewegen.

Der belgische Fremdarbeiter B. arbeitete seit März 1943 bei Ford. Am 13.6.1944 wurde er wegen angeblicher Mitgliedschaft in der französischen Kriegsgefangenengruppe "Les Alouettes" von der Gestapo Köln verhaftet, verhört und mißhandelt, nach Brauweiler und dann in das KZ Buchenwald eingeliefert.

Der belgische Fremdarbeiter S. wurde im Sept. 1943 wegen Arbeitsvertragsbruch verhaftet, und nach 3 Monaten in einem "camp de discipline" in Stuttgart zu Ford gebracht. Dort arbeiteten 200 Belgier sowie Franzosen, Russen, Polen und Italiener, insgesamt gut 1000 Personen, darunter Zwangsarbeiter, Arbeitsvertragsbrüchige, politische Gefangene, aber keine freien Arbeiter. S. arbeitete bei Ford, bis die Fabrik durch Luftangriffe lahmgelegt wurde, dann mußte er Gräben am Rhein ausheben. Es gab keine Bezahlung, Ausgang und Ausweis. Im russischen Teil des Lagers befand sich ein Gefängnis.
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