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Datensatz Nr.140
StraßeIM GREMBERG 2 / GREMBERGER RING
StadtteilKöln-Gremberg
Firma Deutsche Arbeitsfront
DetailsBezeichnung des Gebäudes: Gremberger Wäldchen

Eigentümer: Stadt Köln

Nutzung: Gutshof Gremberger Hof

Funktion: Krankenlager Köln , Krankensammellager , Tbc-Sammellager Köln

Belegschaftsstärke: 150

Nationalität: Ostarbeiter, Franzosen;

Ukrainer, Russen

Wachmannschaft: Lagerführer Baier [sic], Arbeitsfront - richtig: Josef Beyert , Lagerführer Wilhelm Salmon , Lagerarzt Dr. Ludwig Decker, Dr. Ohlmüller , Lagerschwester Margarete Gerhards

Ereignisse: Bei dem Bombenangriff am 5./6.4.1942 wurden "8 Baracken auf dem Baugelände des RAD...durch Bombensplitter stark beschädigt"(frühester Nachweis für Existenz des Lagers). Bei dem Bombenangriff am 4.7.1943 wurden mindestens 5 Ostarbeiter durch Bombensplitter getötet.

Bei dem Bombenangriff am 3.11.1943 wurden im Gremberger Wäldchen 4 Baracken durch den Luftdruck von 4 Sprengbombem "schwer beschädigt".

Besonderes: Anscheinend zunächst DAF/RAD-Lager. Spätestens 1943 bis März 1945 diente das Lager als Krankenlager, hauptsächlich für TBC-Kranke, von denen sehr viele starben. Erhalten haben sich Sterbeurkunden, Karteikarten und z.T. Krankengeschichten im Zeitraum März-Juli 1943 und März/April 1944.

Die Kranken wurden auf Veranlassung der örtlichen Arbeitsämter im Rheinland hier eingewiesen. Das Landesarbeitsamt in Köln war gegenüber dem Lager weisungsbefugt. Das geht aus einem Schreiben des Arbeitsamts Gladbach-Rheydt an das "Krankensammellager Köln-Gremberg" vom 17.6.1943 hervor: "Aufgrund einer fernmündlichen Verfügung des Landesarbeitsamtes Köln bitte ich um die Aufnahme der Ostarbeiterin.... in das dortige Sammellager“

Am 21.6.1943 wurden 3 Russen, am 10.6.1944 4 Russinnen vom "Krankensammellager Gremberger Wald" in die St.Tönnis-Str.32 (siehe dort) verlegt.

Am Kriegsende wurden Bewohner des Lagers in ihren Baracken verbrannt.

Keine Belgier.

Auf Veranlassung der Netherlands Tracing Mission wurden 1949/1950 Nachforschungen über den Tod des Niederländers Pieter Stout durchgeführt. Stout, der schwerkrank war und Erfrierungen an den Füßen hatte, soll am 24.3.1945 von Brühl in das "Durchgangslager Gremsberg" [sic] gekommen und laut Zeugenaussagen "gleich nach der Ankunft in diesem Lager weggeführt" worden sein. In einem weiteren Schreiben der Tracing Mission vom 22.10.1949 wird mitgeteilt, daß der zu dieser Zeit amtierende Lagerführer Salmon hieß.

In einem Aktenvermerk vom 31.10.1949 heißt es: "Nach Mitteilung des damaligen Polizeireviersvorstehers für das Gremberger-Wäldchen, des jetzigen Polizeiobermeisters Schmitz (22.Pol.Revier), handelte es sich bei dem Lager Gremberg um ein russisches Zivilarbeiterlager. In diesem Lager waren nur Seuchenkranke untergebracht. Das Lager war ziemlich isoliert und wurde von einem russischen und einem deutschen Arzt betreut. Das Lager soll von der damaligen Arbeitsfront verwaltet worden sein. Dem Reviervorsteher ist nur eine Person namens Beier bekannt, die in dem Lager mit führend war. Eine Person namens Salmon ist ihm unbekannt und konnte auch nicht ermittelt werden. Die Lagergegend soll s.Zt. häufig unter Luftangriffen gestanden haben, sodass man heute über die damaligen Einzelheiten überhaupt nichts mehr feststellen kann.".

In einem Schreiben vom 26.11.1949 wird ausgesagt, "daß sich in dem Gremberger Wäldchen in unmittelbarer Nähe der Krankenbaracke [ds Krankenlagers Gremberg] ein Massengrab befindet. Über die Zahl der in dem Massengrab beigesetzten Leichen besteht noch Unklarheit. Es sollen ca. 70 Leichen beigesetzt worden sein. Der Tod der dort Beigesetzten soll herbeigeführt worden sein, durch Feuer (Inbrandsetzung des Lagers) und durch Erschießungen. Soweit ich ermitteln konnte, ist Herr Dr. Decker, wohnhaft Köln-Poll, Salmstr. 7 s.Zt. als Lagerarzt dort tätig gewesen. Ferner soll die dort tätig gewesene Krankenschwester ihren Wohnsitz in Porz haben. Die Anschrift kann bei Herrn Dr. Decker ermittelt werden. Die Verwaltung des Friedhofs Köln-Kalk teilt mir mit, daß vor dem Britischen Militärgericht ein Strafverfahren gegen die Schuldigen durchgeführt wurde. Aktenzeichen und Verhandlungsergebnis sind hier unbekannt."(S.411) Handschriftlicher Vermerk vom 13.12. [1949]: "Josef Beyert, 24.2.1888, in Mechernich/Eifel. wohn. K-Nippes, Riehlerstr. 59. Beruf: Hausmeister/Invalide. Stout ??? unbek. - Über Vorfall dieser Art nichts bekannt. Beyert war betriebl. Lagerführer von der Arbeitsfront eingesetzt (RNSDP) für die wirtschaftl. Betreuung der Lagerinsassen (Kranke, Schwangere, Kinder) bis 9.3.45 im Lager. Lagerleiter war ein Herr Salmon, s.Zt. wohnhaft - Beuel/Bonn, Friedrichstr. 15. Salmon muß als Haupt-Verantwortlicher für das Lager wissen etwas über Verbleib Stout - führte über jede Person Karteikarte (eingesetzt s. Zt. von Gauarbeitsamt). Lager verlassen einige Tage vor dem 9.3.45. - also vor Beyert. Lagerarzt: Dr. Ohlmüller [oder: Ohlemüller] in Felderhoferbrück (Erkundigungen ?? bei Floraapotheke, Nippes, Neußerstr.)

Krankenschwester Margarethe.

Ortsgruppenleiter Wilhelmy von Gremberg soll s.Zt. die Inbrandsetzung des Lagers und Erschießung veranlaßt haben. Verhandlung vor brit. Mil.Gericht soll stattgefunden haben. Wilh. u. 2 andere Personen sollen zum Tode verurteilt und nachher freigesprochen worden sein. Leiter v. Waldhotel Gremberger-Wäldchen soll darüber Auskunft geben können. Sargmagazin Westhell?, Köln-Nippes, Flora(?)str. (Särge gekauft). Nach dem 9.3.45 Lager in Brand gesetzt durch Ortsgruppenleiter in Gremberg."

Schreiben von Dr.med. Ludwig Decker an den Oberstadtdirektor vom 14.12.1949: "Zu meinen Dienstaufgaben als leitender Arzt des Gauarbeitsamtes Köln-Aachen gehörte bis März 1944 u.a. auch die Beaufsichtigung der ärztlichen Tätigkeit im Krankenlager Gremberg. Über spätere Zeiten kann ich Ihnen leider daher überhaupt keine Auskunft erteilen. Die einzige Möglichkeit, etwas über den pp. Stout zu erfahren, wäre eine Befragung der damaligen deutschen Lagerschwester, der jetzigen Frau Margarete Gerhards, Hebamme in Immenbroich oder Lammersdorf bei Monschau, die bis zum 7.3.45 im Lager tätig war."

Schreiben der Stadt an den Netherlands Tracing Service vom 5.12.1949: trotz Nachforschungen keine Erkenntnisse über Pieter Stout - Anlage: Friedhofsamt Köln, Liste der unbekannten Ausländer auf dem Friedhof-Kalk: darunter ein junger Mann, getötet durch Kopfschuß, Lager im Gremberger-Wald, eingeliefert 10.4.1945 (Nr.3), Mann mit Splitterverletzungen, Fundort: Lager Gremberger-Wäldchen, eingeliefert 10.4.1945 (Nr.4), 5 unbekannte Ausländer aus dem Gremberger-Wald in einem Sarg, eingeliefert am 18.4.1945 (Nr.12), 2 unbekannte Ausländer, dito (Nr.13).

Am 10.2.1950 teilte die Stadt Köln dem Netherlands Tracing Service mit, daß der "damalige Verwalter des Ausländer-Lagers Köln-Gremberg" ermittelt worden sei: Wilhelm Salmon, geb.13.12.1892 in Bonn, wohnhaft in Bonn, Kaiser-Friedrich-Str.7. "Zur Befragung dieser Person bitte ich Sie, sich an den Oberstadtdirektor in Bonn zu wenden."



Gedenkstätten: Auf dem nahen Friedhof steht ein russischer Gedenkstein für die Opfer. Im Mai 1985 wurde im Gremberger Wäldchen eine Plastik von Klaus Balke aufgestellt.