| Biografie | Das jüdische Ehepaar Lehmann und seine Söhne gehören zu denjenigen, denen rechtzeitig die Flucht aus Deutschland gelang. In Brasilien und England fanden Fritz, Hedwig, Kurt Ferdinand und Heinz Ludwig Lehmann eine neue Heimat.
Fritz Dagobert Lehmann wurde am 11. Dezember 1879 in Köln geboren. Sein Vater Louis war Kaufmann und gründete in den 1890er Jahren zusammen mit Leopold Frank und Carl Sally Lehmann auf der Hohe Straße einen Großhandel für Putz- und Modewaren. Fritz wurde ebenfalls Kaufmann und stieg nach der Schule in das prosperierende Familienunternehmen ein. Seit Anfang der 1930er Jahre residierte der Modeartikelhersteller in der Straße Unter Sachsenhausen 37 in einem Prachtbau des bekannten deutschen Architekten Peter Behrens.
Hedwig Lehmann stammte aus Straßburg. Dort wurde sie am 11. Juni 1884 als Tochter von Ferdinand und Amalie Oppenheimer in eine wohlhabende Unternehmerfamilie hineingeboren. Ihr Vater hatte 1872 in Straßburg gemeinsam mit seinem Schwager Isaac Adler die „Adler und Oppenheimer Ledergroßhandlung“ gegründet. Bis in die 1930er Jahre gehörte die Firma zu den führenden Lederproduzenten Europas und hatte mehrere Niederlassungen in Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden und Großbritannien.
Fritz und Hedwig Lehmann bekamen zwei Söhne: Kurt Ferdinand wurde am 30. September 1908, Heinz Ludwig am 31. Dezember 1910 in Köln geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderte sich die Atmosphäre in Deutschland dramatisch, der wirtschaftliche Druck auf jüdische Geschäfte und Unternehmen nahm zu. Auch Fritz Lehmann und seine Geschäftspartner bekamen das zu spüren. Ende 1938 wurde die Firma Frank & Lehmann liquidiert und das Gebäude Unter Sachsenhausen 37 an die „arische“ Hutfabrik Fritz & Co verkauft. Das Ehepaar Lehmann, das zuletzt in der Friedrich-Schmidt-Straße 52 a in Köln-Braunsfeld gewohnt hatte, emigrierte einen Monat später nach England. Sohn Heinz scheint bereits 1936 dorthin ausgewandert zu sein.
Auch Kurt Lehmann hatte Deutschland 1936 verlassen und lebte zunächst ein Jahr im niederländischen Rotterdam. 1937 zog er nach Österreich. Seine nächsten drei Lebensjahre lassen sich nur unvollständig rekonstruieren. Offenbar stellte ihm die argentinische Botschaft in Oslo im März 1939 einen argentinischen Pass aus, mit dem er noch im selben Jahr in die USA reiste. Im April 1940 fuhr er weiter nach Brasilien ein und ließ sich in Rio de Janeiro nieder. Fritz und Hedwig Lehmann bemühten sich von England aus um Visa für Brasilien und folgten ihrem ältesten Sohn am 3. Oktober 1940 auf dem Passagierschiff Lasell in die damalige brasilianische Hauptstadt. Dort starb Hedwig Lehmann sechs Jahre später. Fritz Lehmann segnete am 12. April 1956 das Zeitliche.
Heinz Ludwig Lehmann blieb in Großbritannien, heiratete 1941 Lore Borg aus Bingen am Rhein und bekam mit ihr zwei Söhne, Alan Robert und den 2008 verstorbenen Peter Julian Lehmann. Er selber starb 1989 in Hove in Sussex
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