| Biografie | Jakob Robert Geismar wurde an 28. Mai 1884 in Karlsruhe als Sohn von Joseph und Helene Geismar geboren. Er hatte zwei ältere Brüder, Wilhelm und Nathan Naphtali Karl. Sein Vater war Kaufmann und handelte en gros mit Kurzwaren. Als Joseph Geismar 1911 starb, übernahmen seine Witwe und seine beiden ältesten Söhne das Geschäft in der Karlsruher Innenstadt. 1915 siedelte die Familie nach Köln über, und Jakob Robert eröffnete gemeinsam mit seiner Mutter und seinen beiden Brüdern am Friesenplatz 19 eine „Besätzegroßhandlung“, in der bunte Litzen, Bordüren und Spitzen verkauft wurden.
Am 8. August 1919 heiratete Jakob Robert Geismar in Frankfurt a. M. die sieben Jahre jüngere Kaufmannstochter Clothilde Frankenthal. Clothilde stammte aus der Mainmetropole, wo sie am 28. April 1891 als älteste Tochter von David und Blanca Frankenthal zur Welt kam. Sie hatte noch eine jüngere Schwester, Bertha. Ein Bruder und eine weitere Schwester waren kurz nach der Geburt gestorben. Ihr Vater besaß in Frankfurt eine Matratzenfabrik und eine Großhandlung für Bettwäsche.
Jakob Robert und „Tilli“ Geismar wohnten nach ihrer Heirat einige Jahre in der Neußer Straße 35. Dort wurde am 15. Juli 1920 Josef Kurt, ihr erstes und einziges Kind geboren. Josef Kurt besuchte zunächst die Moriah, eine private, jüdisch-orthodoxe Volkschule in der St. Apern-Straße, und später das jüdische Realgymnasium Jawne, das im selben Gebäudekomplex untergebracht war. Die Familie war, das jedenfalls legt die Wahl der beiden Schulen nahe, streng orthodox.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderten sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die jüdische Bevölkerung dramatisch. Jakob Robert und seine Familie wohnten inzwischen in der Brüsseler Straße 89. Aus dem Familienunternehmen war der Kaufmann ausgeschieden. 1939 oder 1940 wurden Tilli und Jakob Robert Geismar gezwungen, ihre Vierzimmerwohnung in der Brüsseler Straße aufzugeben und gemeinsam mit anderen jüdischen Familien in ein sogenanntes Ghettohaus in der Cäcilienstraße 18 bis 22 zu ziehen. Am 27. Juli 1942 wurde das Ehepaar in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Tilli am 2. Mai 1943 starb. Jakob Robert überlebte seine Ehefrau nur wenig mehr als ein Jahr. Er starb am 6. August 1944.
Ihrem Sohn Josef Kurt Geismar war im März 1939 die Flucht nach Holland gelungen. Im April 1940 emigrierte der 20-Jährige über Antwerpen nach New York. Er starb am 23. Mai 2005.
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