Ergebnis drucken Zurück

Name Samuel, Dr. Maximilian
Biografie Maximilian Samuel wurde am 15.9.1880 in Frechen als Sohn des Metzgers David Samuel und seiner Ehefrau Bertha Cohnen geboren. Schon Mitte des Jahrzehnts zog die Familie in die Kämmergasse nach Köln. Max besuchte dort das (heute nicht mehr existierende) Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, machte 1899 Abitur, studierte danach erst in Bonn, dann in Straßburg Medizin und promovierte dort 1904 mit einer Arbeit über "Neuere Behandlungsmethoden der Eklampsie". Er ließ sich in Köln als Frauenarzt nieder und veröffentlichte in den nächsten 30 Jahren eine Reihe wissenschaftlicher Aufsätze, die ihm einen guten Ruf in Fachkreisen einbrachten. Er führte (nur unterbrochen vom ersten Weltkrieg, in dem er als Stabsarzt diente und das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhielt) eine gut gehende Praxis. Bei seinen Patientinnen erfreute er sich, was durch viele Aussagen belegt ist, außerordentlicher Beliebtheit. 1919 heiratete er Hedwig Marcks und mit ihr hatte er zwei Töchter (Hanna Liese und Liese Lotte) und einen Sohn (Hans Herbert). Max Samuel war ein national denkender Mann, der nach der nationalsozialistischen Machtübernahme Deutschland nicht verlassen wollte. Den Sohn und die ältere Tochter schickten die Samuels allerdings rechtzeitig ins Ausland, nur die erst 15 Jahre alte Liese Lotte wollten sie noch nicht alleine lassen. Nach der Pogromnacht 1938 flohen sie dann doch zu dritt nach Brüssel, aber dort holten die Nationalsozialisten sie wieder ein: mit dem deutschen Einmarsch in Belgien am 10. Mai 1940 begann ihr Alptraum aufs Neue. Mitte 1942 versuchten sie, nahe der französischen Stadt Belfort die Schweizer Grenze zu passieren, wurden aber festgenommen und über das berüchtigte französische Lager Drancy nach Auschwitz deportiert. Max Samuel war damals 62 Jahre alt. Männer dieses Alters wurden normalerweise gleich in den Tod geschickt, aber ihn als bekannten Spezialisten ließ man am Leben: man wollte ihn für wissenschaftliche Experimente einsetzen. In dem berüchtigten Block 10 des Stammlagers nahm er zusammen mit SS - Ärzten an Versuchen teil, jüdische Frauen durch Röntgenstrahlen zu sterilisieren. Darüber, ob er ein williger Helfer der SS war oder ob er vielmehr versucht hat, den Frauen nach Maßgabe seiner Möglichkeiten zu helfen, gehen die Aussagen der überlebenden Zeuginnen auseinander. Wahrscheinlich hat er sich zur Mitarbeit bereit erklärt, um so seine Tochter, die (anders als Hedwig Samuel)ebenfalls die Selektion überlebt hatte, zu schützen. Geholfen hat es weder ihr noch ihm. Beide wurden Ende 1943 ermordet. Text: Dr. Jochen Menge
Ort Köln
Stadtteil Neustadt-Süd
Straße Hohenstaufenring 74/76
Deportations- / Haft- / Sterbeort Auschwitz
Verfolgtengruppe Juden/Jüdinnen