Ausstellung vom 19. Februar 2022 bis zum 03. April 2022
Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln (Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln)
Öffnungszeiten: Di-So 10-18.00 Uhr
Julia Vermes (1940 in Ungarn geboren) lebt seit 1967 in der Schweiz und sammelt seit vielen Jahren Künstlerbücher, Buch-, Schrift- und Schreibobjekte bis hin zu Brieföffnern. Wie Julia Vermes selbst sagt, seien ihr in ihrer Sammlung irgendwann die Künstlerkataloge besonders aufgefallen, da sie durchaus häufiger vertreten waren. Nachdem Julia Vermes sie zunächst aus der Sammlung der anderen Künstlerbücher und Buchobjekte „aussortiert“ hatte, fing sie danach an, die Künstlerkataloge separiert weiter zu sammeln. Die Ausstellung gibt einen Einblick in diese Sammlung der etwas anderen Kunstkataloge.
Ein Kunstkatalog informiert „normaler Weise“ mit bildlicher und textlicher Sachinformation, mal mehr, mal weniger wissenschaftlich über Künstlerinnen und Künstler und deren Kunstwerke, zumeist anlässlich einer Ausstellung, Messe oder einer anderen Veranstaltung. Die Kataloge enthalten größtenteils neben einem einführenden, analysierenden oder beschreibenden Text Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern, wie biografische Daten, und zu den Kunstwerken Angaben wie Größe, Technik, Auflage und Material der Werke.
„Der etwas andere Kunstkatalog“ – der Künstlerkatalog – kann den üblichen Buchhandelskatalog vollständig ersetzen. Zumeist erscheint er aber parallel zu der Buchhandelsausgabe in einer kleineren, teureren Auflage.
Der Künstlerkatalog ist eine besondere Form des Künstlerbuches, des Buchobjektes. Es sind von Künstlerinnen und Künstlern gestaltete, gefertigte oder besonders ausgestattete Publikationen. Diese Kataloge zeichnen sich durch ein besonderes Layout, eine besondere Gestaltung und/oder Beigaben aus. Sehr häufig sind die Einbände bearbeitet, indem Buchstaben, Formen ausgestanzt sind, oder der Katalog in einem zusätzlichen Kasten verwahrt wird, wie der Katalog der Kölner Galerie Reckermann von 1987 zu Thomas Virnich „Zwischenräume“, der in einer Holzbox liegt. Andere Einbände erinnern von der Form her an andere Objekte, wie der Katalog zur Ausstellung im Museum Wiesbaden von 1984 „Multiples und Objekte aus der Sammlung Ute und Michael Berger“, der vom äußeren Umriss einen Koffer nachempfindet. Bis hin zum Kunstkatalog von Jean Tinguely von 1972, dessen Einband als Koffer mit Tragegriff und verschließbarem Schnappschloss gestaltet ist, in den der Katalog fest eingebunden ist.
Künstlerkataloge können aber auch Aktenordner, Falttaschen oder Schachteln sein, die Objekte und Texte enthalten, wie z.B. die bekannten Mönchengladbacher Schachtelkataloge. Der erste wurde von Joseph Beuys 1967 erstellt, dem viele mit den weiteren Ausstellungen im Städtischen Museum Mönchengladbach nachfolgten. Ausgestellt sind die Schachteln „Beleg I“ und „Beleg II“ von 1972. Insbesondere Schachteln bieten die Möglichkeit, sich nochmals stärker von der traditionell viereckigen Buchform mit vielen Seiten zum Blättern zu entfernen. Das geht so weit, dass der Katalog des Kölner Verlags der Buchhandlung Walther König von John Bock „Odor-Heimer“ zur Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle 2013, als Medikamentenbox gestaltet ist. Die Box enthält vier verschlossene Reagenzgläser mit Duftstoffen und der Informationstext ist – wie ein aufgerollter Beipackzettel – ebenfalls in eine runde Reagenzglashalterung in der Box gesteckt.
Gern wird als äußere Form auch das Leporello verwendet, das nochmals bessere Möglichkeiten der seriellen Gestaltung bietet. Und natürlich gibt es die klassische Buchform, der Originalgrafiken beigelegt sind oder die sich durch eine spezielle innere Gestaltung auszeichnet, die auf die dokumentierte Kunst ausgerichtet ist, wie z.B. der Katalog in Spiralbindung von Christian Boltanksi „Ensembles“ von 1997, bei dem durch die zweimal waagerecht in drei Streifen geschnittenen Porträtfotos beim Blättern unzählige Variationen von Gesichtern entstehen.
Somit bietet der Künstlerkatalog dem Besucher einer Ausstellung nicht nur Bilder und Texte als Information über die gesehene Kunst zum Mitnehmen, sondern etwas von der Künstlerin, dem Künstler selbst künstlerisch Durchdachtes, Gestaltetes zum Mitnehmen, als Erinnerung.
Die Sammlung von Julia Vermes zeigt ihren regionalen Bezug zum Wohnort der Sammlerin, indem die schweizerische Künstlerin und Künstler wie Jean Tinguerly, Daniel Spoerri und Pipilotti Rist in den ersten Vitrinen die Ausstellung eröffnen. Aber auch andere international bekannte Künstler wie Georges Braque, Richard Tuttle und Andy Warhol sind nicht nur mit einem einzelnen Katalog, sondern z.T. mit eigenen Vitrinen vertreten. Insgesamt sind annähernd 100 Künstlerkataloge ausgestellt. Inhaltlich erstreckt sich der Bogen von der künstlerisch, gestalterischen Auseinandersetzung bis hin zu durch die Kunst vorgegebene Auseinandersetzungen mit Themen der Natur, Geschichte, Politik etc., wie das große Leporello von Inoue Yūichi „Die Bombardierung Tokyos“ zur Ausstellung in der Galerie im Karmeliterkloster in Frankfurt 1995/96 oder der als Aktenordner erschienene Katalog zur Ausstellung „Asservate – Exhibits. Auschwitz, Buchenwald, Yad Vashem“ von Naomi Tereza Salmon in der Schirn-Kunsthalle Frankfurt 1995 mit Fotografien von gefundenen Objekten aus Konzentrationslagern.
Abgeschlossen wird die Ausstellung mit einem Ausblick auf die vielfältige Sammlungstätigkeit Julia Vermes, z.B. den Insel-Büchern, zu deren Hundertjährigem Bestehen sie eine große Künstlerbuchaktion initiiert hatte, deren Ergebnisse 2020 in der Kunst- und Museumsbibliothek ausgestellt waren. Zur Sammlung der Künstlerbücher von Julia Vermes ist aktuell ein Sammlungskatalog „Im Zauber der Künstlerbücher“ erschienen, der im Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek auf der ersten Etage eingesehen und erworben werden kann.
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