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Kunstkritik im Buch

Die Kunst- und Museumsbibliothek stellt im September und Oktober Buch-Veröffentlichungen von zeitgenössischen Kunstkritikerinnen und Kunstkritikern vor.

Die kleine Reihe von kunstkritischen Lesungen wird eingeleitet mit der Jubiläumsveranstaltung am Freitag, den 20.9.2013, um 19.00 Uhr von Walter Vitt mit den "Schriften zur Kunstkritik". Danach folgt am Freitag, den 27.9.2013, um 19.00 Uhr Dr. Wibke von Bonin mit "Über die Welten der Monika von Starck", bei der die Künstlerin anwesend sein wird. Im Oktober setzen am Freitag, den 11.10.2013, um 19.00 Uhr Stefan Koldehoff und am Freitag, den 18.10.2013, um 19.00 Uhr Hans Peter Riese die kleine Reihe der kunstkritischen Lesungen fort.

 

Walter Vitt: „Schriften zur Kunstkritik“ bestehen 20 Jahre

 

Freitag, den 20.09.2013, um 19.00 Uhr

Lesung in der Kunst- und Museusmbibliothek der Stadt Köln
(Lesesaal im Museum Ludwig, (Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln)

Den Auftakt der kleinen Reihe von kunstkritischen Lesungen macht eine Jubiläums-Veranstaltung für die kleine „Kunstkritische Bibliothek", die von der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) herausgegeben wird und nunmehr seit 20 Jahren besteht. Walter Vitt ist der Herausgeber und der langjährige (1989-2008) deutsche AICA-Präsident.

Seit 1993 sind unter dem Serientitel „Schriften zur Kunstkritik" bisher 23 Bände erschienen. Walter Vitt, 37 Jahre lang auch Redakteur im WDR Köln, wird bei dieser Gelegenheit zur Gründung und Entwicklung der Reihe sprechen und den neuen Band vorstellen. Die „Schriften zur Kunstkritik" sind keine Einzel-Monografien über Künstler, sondern befassen sich ausschließlich mit der Rezeption von Kunst, es sei denn, ein Künstler - wie Walter Dexel - ist auch als Kunstkritiker hervorgetreten (Band 20, Walter Dexel als Kunstkritiker, 2010). Die kleinen Bände der Reihe haben grundsätzlich nur 48 Seiten, sind als eine Art Nachmittagslektüre ein Gegenprogramm zu den vielen kilogrammschweren Kunst-Büchern und Kunst-Katalogen unserer Tage. Ihr Verkaufspreis hat sich in 20 Jahren nicht verändert (9,10 € je Band). Sämtliche Bände tragen auf der Titelseite Variationen eines Bildprogramms („Kompositionen mit Rechteck, Quadrat und Parallelogramm") des Malers Lienhard von Monkiewitsch (Jg. 1941). Alle Bände können an dem Abend zur Hand genommen werden.

Der neue Band behandelt die Rezeption der deutschen „Neuen Sachlichkeit" (auch als „Magischer Realismus" ausgewiesen) in der italienischen Kunstkritik der 1920er Jahre, damals vor allem in der römischen Kunstzeitschrift „Valori Plastici" dokumentiert. Max Ernst hat im Herbst 1919 ein solches Heft in einer Münchner Buchhandlung entdeckt und - angeregt von Reproduktionen de Chiricos und Carràs - seine Bildermappe „Fiat Modes - pereat ars" („Zeitgeist herrsche, die Kunst danke ab") geschaffen. Autorin des Bandes ist die Genueser Kunstwissenschaftlerin Paola Valenti, die auch schon Band 19 der „Schriften" verfasst hat (Klee erobert Italien, 2009) und die als Kennerin von deutscher Kunst und deutscher Sprache ihre Manuskripte in Deutsch abliefert. Frau Dr. Valenti hat zugesagt, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Es folgt eine Liste sämtlicher 23 Bände der „Schriften zur Kunstkritik":

Band  1: A. Jakimovic / St. Schmidt-Wulffen   Band 14: Wieland Schmied
  Zentrum und Peripherie, 1993     Das Rätsel de Chirico, 2004
  2 Vorträge vom Wiener AICA-     Zerstörte Legenden, korrigierte Daten,
  Kongress 1992     gefälschte Bilder
         
Band  2: Eduard Beaucamp   Band15:    Isgard Kracht
  Ästhetische Bußpredigten, 1994     Franz Marc - „entartet", aber deutsch,
  Mit Antworten von L. Gerdes,     2005 - Kunstberichte unterm Haken-
  J.C. Ammann und W. Schmalenbach     kreuz 2
         
Band 3: Günter Feist   Band 16: Dirk Schwarze
  Option Gegenwehr, 1995     Die Expansion der documenta-Kritik, 
  Korrektive zur Kunstpolitik der DDR     2006 - Eine Ausstellung im Spiegel
        der Presse
Band 4: Sabine Schütz      
  Der ‘Lackmus-Test', 1996   Band 17: Walter Vitt / Christoph Zuschlag
  Zur Kunstkritik am Beispiel Kiefer     Der Fall Arno Breker, 2007
        Ein Kritiker-Disput zur Schweriner
Band 5: Heinrich Hahne     Ausstellung
  Sprache und Kunstkritik, 1997      
  Mit Denkversuchen von K. Leonhard   Band 18: Klaus Honnef
        Kunstkritik heute, 2008
Band 6: Andreas Hüneke / Carl Linfert     Texte zwischen Wertung und Wer-
  „Entartete Kunst", 1997     bung
  Kommentar 1989/1996 zum      
  Kommentar 1937   Band 19: Paola Valenti
        Klee erobert Italien, 2009
Band 7: Hanno Reuther     Italiens Kunstkritik über den Bilder-
  Himmel & Hölle: Beuys, 1998     Zauberer
  Vier kritische Umrundungen 1977 bis      
  1987   Band 20: Walter Vitt
        Dexel als Kunstkritiker, 2010 
Band 8: Klaus Honnef     Mit 4 Text-Beispielen des Malers
  Wege der Kunstkritik, 1999      
  Texte zwischen Theorie und   Band 21: Volker Wahl
  Künstlerlob     Bauhaus - frühe Kritik, 2011
        Mit 4 Kritiken vom April 1919
Band 9: Stefan Römer      
  Fake als Original, 1999   Band 22: Marie Luise Syring
  Ein Problem für die Kunstkritik     Im Irrgarten der Kunstkritik, 2012
        Eine französische Debatte in den 
Band 10: Wilfried Dörstel     1990er Jahren
  Fabris kunstkritische Maximen, 2000      
  Der Wiedereintritt von Albrecht   Band 23: Paola Valenti
  Fabris Kritik-Theorie     Nah und fern, 2013
        Valori Plastici, Magischer Realismus
Band 11: Andreas Hüneke     und Neue Sachlichkeit im Licht der
  Der Fall Robert Scholz, 2001     Kunstkritik
  Kunstberichte unterm Hakenkreuz       
         
Band 12: Stefan Koldehoff      
  Meier-Graefes van Gogh, 2002      
  Wie Fiktionen zu Fakten werden      
         
Band 13: Walter Vitt      
  Palermo starb auf Kurumba, 2003      
  Wider die Schlampigkeiten in Kunst-       
  publikationen      

Kurz-Kommentare zum näheren Inhalt findet man in der AICA-Website www.aica.de unter „Publikationen".

 


 

 

Dr. Wibke von Bonin: Über die Welten der Monika von Starck

 

Freitag, den 27.09.2013, um 19.00 Uhr

Lesung in der Kunst- und Museusmbibliothek der Stadt Köln
(Lesesaal im Museum Ludwig, (Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln)

Wibke von Bonin ist promovierte Kunsthistorikerin und hat als Redakteurin für Bildende Kunst im Deutschen Fernsehen das internationale Kunstgeschehen mit Dokumentationen begleitet, aber auch in Einzelfilmen und Serien kunstgeschichtliche Themen aller Zeiten und Kulturen einem breiten Publikum vermittelt. Besonders populär wurde die Sendereihe „1000 Meisterwerke aus den großen Museen der Welt". Sie ist Herausgeberin der gleichnamigen Buchausgabe; ihre Texte zur Kunst wurden in Büchern, Zeitschriften und Katalogen publiziert.

Dr. Wibke von Bonin wird aus Ihrem Buch über Monika von Starck: Bilder und Zeichnungen von 1998 bis 2011 (Stuttgart: Neuer Kunstverlag) von 2011 lesen. Die großen Ölbilder der Monika von Starck behandeln die elementaren Themen des Menschseins: Geborenwerden und Sterben, Paradiesesglück und Höllenängste, Macht, Ohnmacht und Einsamkeit; Visionen, Träume und Ersatzbefriedigungen in einer hoch technologisierten Welt. Als Personal fungieren bis ins Groteske überzeichnete Männer, Frauen und Kinder aus der heutigen Alltagswelt, ebenso wie Tiere und mythische Wesen.

Monika von Starck möchte in ihren Bildern zeigen, auf welch unterschiedliche Weise Menschen ihrer Umwelt ausgeliefert sind und wie sie versuchen sich zu schützen, wie sie sich bemühen, mit ihr fertig zu werden oder sich ihr zu entziehen.

Die Malerin bedient sich einer eigenen Symbolsprache und verquickt die Elemente verschiedener Mythen so mit ihren Fantasien, dass die einzelnen Szenen erklärungsbedürftig sind, will man ihren Sinngehalt ganz ausschöpfen.

Monika von Starck, ausgebildet an den Kunstakademien in Düsseldorf und Berlin, lebt als freiberufliche Künstlerin in Köln. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

Die Künstlerin wird anwesend sein und auch einige Werke mitbringen.


 

 

Stefan Koldehoff: „Wo bleibt das Positive?“

 

Freitag, den 11. Oktober 2013, um 19.00 Uhr

Lesung in der Kunst- und Museusmbibliothek der Stadt Köln
(Lesesaal im Museum Ludwig, (Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln)

Stefan Koldehoff arbeitet seit zwölf Jahren als Redakteur beim Deutschlandfunk in Köln und ist dort für die Bereiche Bildende Kunst, Architektur, Design und Kunstmarkt zuständig. Daneben schreibt er regelmäßig für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die Wochenzeitung „Die Zeit". Zu seinen Aufgaben zählt nicht allein die Kunstkritik - die Beschreibung, Einordnung und Bewertung von Werken und Ausstellungen. Er interessiert sich immer wieder auch für das, was hinter den Kulissen des Kunstbetriebs geschieht. Seit der legendären Goldschmidt-Auktion 1958 in London hat sich der Kunstmarkt stetig entwickelt und immer neue Rekorde hervor gebracht. War in den 60er-Jahren der Sprung über die Eine-Million-Dollar-Grenze für ein Gemälde eine Sensation, so erzielten van Goghs „Sonnenblumen" 1987 bereits umgerechnet 72,5 Millionen Mark, sein „Portrait des Dr. Gachet" drei Jahre später 130 Millionen Mark - und im vergangenen Jahr wurde ein Cézanne-Gemälde für 240 Millionen Dollar nach Katar verkauft.

Diese Entwicklung hat nicht nur den Kunstmarkt, sondern auch das Ausstellungswesen verändert. Kunst ist zum Anlageobjekt und zur Ware geworden - und die Museen müssen sich bemühen, in diesem Wettbewerb mitzuhalten, ohne sich von Privatsammlern für deren Zwecke vereinnahmen zu lassen. Gleichzeitig ruft diese Entwicklung Menschen auf den Plan, denen es aus anderen Gründen nicht mehr um die Kunst geht: Diebe und Fälscher.

In seiner journalistischen Arbeit und in verschiedenen Büchern hat sich Stefan Koldehoff auch mit diesen Aspekten der Kunstberichterstattung befasst - zuletzt mit dem Fälschungsfall Beltracchi.

Publikationen:

  • Vincent van Gogh (Rowohlt, 2003)
  • Van Gogh - Mensch und Mythos (DuMont, 2003)
  • Die Bilder sind unter uns - Das Geschäft mit der NS-Raubkunst (Eichborn, 2009).
  • Frieder Burda - Sammler aus Leidenschaft (DuMont, 2011)
  • Falsche Bilder, echtes Geld: Der Fälschercoup des Jahrhunderts - und wer alles daran verdiente (Galiani, 2012) (mit Tobias Timm) (französische Ausgabe 2013, Taschenbuchausgabe 2013)

Zusammen mit Nora Koldehoff:

  • Aktenzeichen Kunst - Die spektakulärsten Kunstdiebstähle der Welt (DuMont, 2004)
  • Wem hat van Gogh sein Ohr geschenkt? Alles, was Sie über Kunst nicht wissen (Eichborn, 2007) (spanische Ausgabe 2010, koreanische Ausgabe 2011)


 

 

Hans-Peter Riese: „Der ästhetischen Qualität, nicht dem main-stream verpflichtet“

 

Freitag, den 18. Oktober 2013, um 19.00 Uhr

Lesung in der Kunst- und Museusmbibliothek der Stadt Köln
(Lesesaal im Museum Ludwig, (Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln)

Seit den sechziger Jahren hat Hans-Peter Riese für verschiedene Zeitungen und Medien über Kunst geschrieben. Vierzig Jahre lang gehörte er als ständiger freier Mitarbeiter zum Kritiker-Team des Feuilletons der FAZ.

Vor allem die große Freiheit, die die Redaktion ihren Mitarbeitern einräumt, hat seine Auffassung von dem, was Kunstkritik sein kann und leisten muss geprägt. Dazu gehören zwei Grundsätze. Einmal muss es dem Kritiker in erster Linie um die ästhetische Qualität eines Kunstwerkes (oder auch einer ganzen Ausstellung) gehen, nicht aber darum, ob diese gerade im „Trend" liegen. Eine solche Qualitätsverpflichtung muss allerdings transparent im Text gemacht werden. Pauschalurteile „ex cathedra" sind deshalb zu vermeiden. Stattdessen sollte selbst in einer kurzen Rezension dem Leser plausibel gemacht werden, warum der Autor zu einem bestimmten Urteil kommt und was seine Kriterien für diese Beurteilung sind.

Ein mehrjähriger Aufenthalt in den USA hat Riese die angelsächsische Kunst- und Kulturberichterstattung nahe gebracht. Dabei wird darauf geachtet, die Beschreibung eines Kunstwerkes (Bildende Kunst, Literatur oder Film) von der Beurteilung zu trennen. So werden die Urteile in der Regel transparent für den Leser, er kann sich anhand der Beschreibung selber ein Urteil bilden und dieses dann mit demjenigen des Autors vergleichen. Dies fehlt oft in Rezensionen in der deutschen Presse, in denen stattdessen Urteile gefällt werden, ohne dass der Leser nachvollziehen könnte, worauf sie beruhen. Subjektivität scheint in den deutschen Feuilletons die vorherrschende Basis der Berichterstattung zu sein. In der Kontroverse um die Kunst der untergegangenen DDR ist das besonders klar abzulesen. Der aus den Zeiten des Kalten Krieges stammende Reflex gegenüber der DDR-Kunst (wenn es eine solche denn überhaupt gegeben hat) scheint auch zwei Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung, in deren Rahmen diese Künstler nun einmal gelebt haben, die vorherrschende Beurteilung zu sein. Nur sehr wenige Kritiker, wie Eduard Beaucamp, haben dieses Thema immer wieder aufgegriffen und sind dafür kritisiert worden.

Ähnlich ist es Riese gegangen, wenn er sich für die Nonkonformisten aus Osteuropäischen Ländern engagiert hat - was nicht in den westdeutschen main-stream passt, wurde weitgehend ignoriert oder bekämpft. Durch die elektronischen Medien scheint dieser Trend ebenso gefördert zu werden wie durch eine verstärkte Berichterstattung über die ökonomischen Aspekte des Kunstmarktes, die von den inhaltlichen und ästhetischen anscheinend gänzlich abgetrennt zu sein scheint.

 
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