8. Mai bis 21. Juni 2025

Alwin Lay | Markus Saile

OBJECTS IN THE MIRROR

„Objects in the Mirror“ bringt die Fotografien von Alwin Lay und die Malerei von Markus Saile in einen spannungsvollen Dialog. Ihre Arbeiten eint eine fragile Zeitlichkeit, in der Ereignisse wie angehalten wirken – als würde man einen flüchtigen Moment betrachten, der gerade vergangen ist und zugleich noch nachhallt, wie ein Echo im Raum. Der Titel „Objects in the Mirror“ bezieht sich auf auf den Schriftzug „Objects in the mirror are closer than they appear“, der als Warnhinweis auf amerikanischen Rückspiegeln zu finden ist. Wirken die Arbeiten von Alwin Lay und Markus Saile auf den ersten Blick durch ihre unterschiedliche Medialität (Fotografie und Malerei) entfernt, macht die Ausstellung jedoch inhaltliche Parallelen sichtbar, die Ihre Werke miteinander verbinden.

Im täglichen Gespräch in ihren benachbarten Ateliers stellen die beiden immer wieder fest, wie viele inhaltliche und strukturelle Überschneidungen ihre Arbeiten aufweisen. Für beide endet das Bild nicht am Bildrand, und die Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsraum, der Architektur und deren Geschichte wie auch der Dialog zwischen den Arbeiten spielen eine entscheidende Rolle.

Zeitliche Strukturen wie Dauer und Momente, in denen sich etwas im Bild ereignet, sind elementar für beide Ansätze. In Sailes Bildern schafft die (Re-)Inszenierung malerischer Gesten räumliche und zeitliche Strukturen, in denen Verweise auf digitale Räume, filmische Aspekte und die Malereigeschichte mitschwingen. Hingegen entsteht das sichtbare Resultat bei Lay aus vielen unsichtbaren Entscheidungen und Handlungen verschiedener, genau aufeinander abgestimmter Momente. Die ihr zugeschriebene medienspezifische Indexikalität wird hier von der Fotografie entkoppelt.

Bei beiden handelt es sich somit nicht um einen Moment im Sinne eines kurzen Zeitabschnitts, sondern vielmehr um „ein Moment im Kontinuum“. Bei Lay wird dieser Kontext noch dadurch verstärkt, dass die Objekte vor einem scheinbar neutralen Hintergrund stehen, der sie von einem bestimmten Ort loslöst. Dennoch verweisen die weißen Wände, grauen Böden und monochromen schwarzen Hintergründe direkt auf den White Cube oder die Black Box: Räume, die nicht wirklich neutral sind, sondern mit Werten und Erwartungen aufgeladen. Einerseits ahmen Lays Werke das isolierte Kunstobjekt in einem White Cube nach, andererseits bekennen sich diese Objekte zu ihrer Eigenständigkeit. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der die Arbeiten der beiden Künstler verbindet, ist das Spiel mit dem Bild als Bühne, die einer Inszenierung oder Aufführung Raum gibt. Während bei Lay die Bühne als unspezifischer Ort den Ausstellungsraum ins Bild holt, dramatisieren bei Saile die gestischen Eingriffe den Bildraum im Sinne einer performativen und theatralen Situation.

Im Malprozess schafft Saile mit einer Pinselbewegung Volumen, ähnlich dem Extrusionsprozess in 3D-Programmen. Anstatt eine Reihe von Punkten zu einer Linie zusammenzufügen, wie es bei der perspektivischen Zeichnung der Fall ist, erzeugt ein Pinselstrich in einer einzigen Geste eine Ebene. In einer Werkgruppe schweben diese Gebilde vor fast neutralen Räumen, als wären sie freigestellt. In einigen neuen Bildern arbeitet Markus Saile mit Störungen im Pinselduktus, die vergleichbar mit digitalen Glitches Irritationsmomente schaffen. In seiner neuen Werkgruppe „Picardie“ lässt Alwin Lay Gläser der Marke Duralex durch eine KI zerbrechen. Die Bilder sind in einem klassischen Verfahren in Schwarz-Weiß auf Barythpapier belichtet und thematisieren auf diese Weise die vermeintliche Authentizität der Fotografie als Beweismittel. Doch beim genauen Hinsehen merkt man, dass die Scherben konstruiert sind und dadurch das Verhältnis zwischen künstlerischer und generierter Autorschaft sich zuspitzt.