5. September bis 19. Oktober 2024

Rahel Pötsch

orange watch

Rahel Pötsch kombiniert in ihren Arbeiten Malerei mit Papierscherenschnitten, Performance und Video so, dass opulente, an Formen und Farben überbordende Kunstwerke entstehen. Oft wirken sie wie Rauminszenierungen, deren Formvokabular zumeist floralen Vorbildern entlehnt ist.

Für die artothek entwickelt Rahel Pötsch die Ausstellung „orange watch“, in der sie Gruppen von Gemälden auf Papier zeigt. Gipfelte bisher die Malerei und ihre Erweiterung zu Malaktionen in Stop-Motion-Videoarbeiten, so reduziert sie ihren Aktionsradius in Köln ganz klassisch auf das „Tafelbild“. Darin bleibt sie ihrem typischen Arbeitsmaterial treu: Acrylfarben, Marker und Sprühfarben auf robustem Kraftpapier bilden auch hier die Grundlage für das Spiel mit Illusionsraum und Fläche, mit Gegenständlichkeit und Abstraktion. Schicht um Schicht entwickelt die Künstlerin auf ihren Bildern illusionistische Bildräume in leuchtenden Farben und bricht ihre Wirkung durch die Übermalung mit flächigen, musterhaften Formen.

Vorangegangene Stadien des Bildes tauchen an manchen Stellen noch auf oder liegen hinter transparenten Farbflächen versteckt. Der Malprozess ist als Akt nicht in Szene gesetzt, aber dennoch innerhalb des Bildes nachvollziehbar. Hier wird den Zuschauenden nicht mehr über die Taktung im Videoschnitt die Geschwindigkeit und der Rhythmus vorgegeben, in denen die Bilder gelesen werden müssen, sondern übermalte Fragmente und eine rhythmisierte Hängung erinnert an das zeitbasierte Arbeiten.

Der Zeitbezug ist als übergeordnetes Arbeitsthema in den Ausstellungstitel eingeflossen. „orange watch“ wird in einzelnen Bildern durch Uhrmotive zitiert, verweist natürlich auf die Bedeutung der verrinnenden Zeit und persönlichem Zeitmanagement in der heutigen zeitoptimierten Gesellschaft. Auf der anderen Seite fordert die Doppeldeutigkeit des englischen Wortes „watch“ das Publikum auf, die die ausgestellten Werke mit viel Zeit und konzentriert wahrzunehmen. Ein Experiment, in dem die Künstlerin ihr Publikum an die Ursprünge der Bildbetrachtung zurückführt.