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EINORDNUNG 

Für die Arbeit des NS-Dokumentationszentrums sind unter den überlassenen Materialien insbesondere zwei Dokumente von Bedeutung: der "Gruß der Heimat" des Gaues Köln-Aachen und der "Weihnachtsgruß" der NSDAP-Ortsgruppe Köln-Mauenheim an die "lieben Partei- und Volksgenossen bei der Wehrmacht", die dem eingezogenen Herrn Bauer nach Norwegen geschickt wurden.

Beide Schriftstücke, deren Inhalt hier in Auszügen wiedergegeben wird, sind Bestandteile des großangelegten propagandistischen Versuchs der NS-Machthaber, angesichts der sich abzeichnenden Niederlage die Verbindung zwischen Front und "Heimatfront" zu stärken und auf beiden Seiten die Bereitschaft zum "totalen Krieg" zu schüren.

Der "Gruß der Heimat - Feldpostbrief der NSDAP" wurde im Gau Köln-Aachen im Oktober 1943 ins Leben gerufen; die hier abgebildete Weihnachtsausgabe 1943 stellte erst die zweite Nummer dar. Gauleiter Grohé schrieb im Grußwort zur ersten Nummer:

"Mit der Soldatenzeitung des Gaues Köln-Aachen ... ist eine neue Form enger Verbindung der Heimat mit den Soldaten an der Front gefunden. Die Zeitung soll unseren Soldaten periodisch Kenntnis geben von der Arbeit und der Haltung der Heimat und damit die privaten Mitteilungen, die der Soldat von seinen Angehörigen erhält, ergänzen und in den Rahmen des Gesamtgeschehens in der Heimat rücken. (...) Die Heimat weiß, daß sie ohne den heldenhaften Kampf unserer Soldaten eine Beute unserer Feinde würde. Sie weiß aber auch, daß der Soldat nur kämpfen kann, wenn die Heimat durch unermüdlichen Einsatz dauernd für die materiellen Voraussetzungen sorgt, daß somit von ihrer Arbeit der Sieg des Reiches ebenso abhängig ist wie vom Kämpfertum an der Front. Front und Heimat müssen gleichermaßen vom Glauben an unsere gerechte Sache und vom unbändigen Willen zum Sieg erfüllt sein. Wer das nicht kann, ist unserer entscheidungsvollen Zeit und der großen Zukunft unseres Volkes nicht würdig."

Deutlichere Worte konnten kaum gewählt werden: Wer an Front oder "Heimatfront" nicht absoluten Siegeswillen zeigte, sah sich mit einer recht offen ausgesprochenen Drohung konfrontiert. "Nicht würdig" sein hieß aber oftmals nichts anderes als direkte Repression und Verfolgung; Gestapo, Arbeitserziehungslager, Heimtückegesetz oder Sondergericht sind nur einige Schlagworte, die in weiten Kreisen der Bevölkerung ein Klima steter Angst und damit verbundener Anpassung erzeugten.



"Gruß der Heimat" - Reste eines Nachlasses