Drei große Religionen
Der indische Subkontinent hat
mit dem Buddhismus, dem
Jainismus und dem Hinduismus
drei wichtige Religionen
hervorgebracht: Der Buddhismus
entwickelte sich zu einer
Weltreligion, spielt aber in Indien
seit dem 12. Jh. praktisch keine
Rolle mehr. Der Jainismus wurde
seit seiner Gründung im 6. Jh. v. Chr.
ununterbrochen in Indien ausgeübt, verbreitete
sich jedoch nicht in andere Länder. Der Hinduismus
ist heute in Indien, Nepal und auf Bali die
vorherrschende Religion. Weltweit hat er über
800 Millionen Anhänger.
Buddhismus und Jainismus sind, wie das
Christentum und der Islam, Stifterreligionen, da
sie auf eine historische Persönlichkeit zurückgehen,
und zwar auf Buddha beziehungsweise
Mahavira. Im Unterschied dazu hat der Hinduismus
keinen Stifter und besitzt keine allgemein
verbindlichen Dogmen. Er wird als das „ewige
Gesetz“ angesehen, das seit jeher bestand und
immer wieder neu von heiligen
Männern und göttlichen„Herabkünften“ verkündet
und gefestigt
wird.
Gottesbilder in menschlicher Gestalt
Alle drei Religionen besaßen bis vor etwa zweitausend Jahren keine Gottesbilder in menschlicher Gestalt.
Erst durch das Entstehen des Theismus und der ‚Bhakti‘- Frömmigkeit, die den Hinduismus und den Buddhismus grundlegend veränderten, blühte in Indien der Bilderkult auf. Diese neue Frömmigkeit übte die liebende Hingabe an einen persönlichen, auf die Welt einwirkenden Gott, der im Kultbild gegenwärtig ist, und erstrebte schließlich das Einswerden mit ihm. Dahinter stand die ebenfalls neue Idee der Gnade des persönlichen Gottes, durch die der Mensch aus dem unendlichen Kreislauf der Wiedergeburten ausbrechen kann, um zur Erlösung zu gelangen. Die bisherigen Heilswege der Tat (karma) und der Erkenntnis (bodhi) standen nur einer kleinen Elite offen, der großen Menge aber waren sie verschlossen.
Die Sammlung Viktor und Marianne Langen
Am Beispiel von 60 Bronze- und Steinskulpturen
aus Indien, Burma, Thailand und Kambodscha
sowie aus Nepal, Tibet, China und Korea präsentiert
die Ausstellung die Gottesbilder
dieser drei Erlösungsreligionen.
Zusammengetragen wurden sie von
Viktor und Marianne Langen, deren
Sammlungen japanischer Kunst
und Klassischer Moderne 2004
auf der Raketenstation Hombroich
durch den japanischen
Stararchitekten Tadao Ando ein
spektakuläres Kunst- und Ausstellungshaus
erhielten.
Suche nach dem Gottesbild
Die Skulpturen vermitteln
einen Eindruck von der
Vielfalt der Erscheinung des
Göttlichen in menschlich-figuraler
Gestalt. Diese Verschiedenartigkeit
und Fülle
wird als ein ständiger Prozess
der „Suche nach dem Gottesbild“
in den indisch geprägten
Kulturen Asiens erfahrbar.
Die Ausstellung macht
deutlich, dass die Gottesbilder
aller drei Religionen
nicht durch eine einmalige Offenbarung, sondern
durch eine dynamische Glaubensentwicklung
entstanden sind und bis heute weiter
entstehen. Die vier Abteilungen zeigen die jenseitigen,
meditativ-passiven Götter, d. h. die Buddhas
(Erwachten) und Tirthankaras (Weg- bzw.
Furtbereiter), und die diesseitigen, aktiven
Götter, die für die Gläubigen wirken.
Letztere umfassen die Bodhisattvas
(Erleuchtungswesen) und die hinduistischen
Devas (Götter).
Vorbilder für die visuelle Vergegenwärtigung
der Götter im
Kultbild waren zwei völlig entgegengesetzte
Idealtypen:
der Weltenherrscher und
der Yogi. Entscheidend für
die Gestalt war nicht die
anatomische Wirklichkeit,
sondern das Wesen des
Gottes, das sich besonders in
Körperhaltung wie dem
Meditationssitz und in den
Handhaltungen, aber auch in
der Vielzahl von Armen
und Köpfen ausdrückt.
Die Ausstellung schärft den Blick für das Gemeinsame der Gottesbilder im Buddhismus, Jainismus und Hinduismus. Sie möchte über das Medium des Gottesbildes eine Ahnung von der Spiritualität vermitteln, die große Teile Asiens geprägt hat.
„Ansichten Christi“
Unter diesem Titel bietet das Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud anlässlich des „Weltjugendtages 2005“ Einblicke in die Geschichte der Christusdarstellung von der Antike bis zur Gegenwart. So eröffnet sich in zwei Kölner Museen die Möglichkeit des spannenden Vergleichs der Gottesbilder.
Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, Ubierring 45, D-50678 Köln, Tel. +49 (0)221/33694-13, Fax +49 (0)221/33694-10, E-Mail: rjm@museenkoeln.de, www.museenkoeln.de
Öffnungszeiten
Montags geschlossen, dienstags bis freitags 10 bis 16 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 16 Uhr
Eintritt für Sonderausstellung und Ständige Sammlung 5 €, ermäßigt 3,50 €
Führungen
siehe gesonderte Ankündigungen unter "Veranstaltungen" und "Museumsdienst"
und "Rautenstrauch-Joest-Museum" sowie im Vierteljahresprogramm des Rautenstrauch-Joest-Museums