(470) Rutbah, Irak 1930

Rutbah, Irak 1930

Hans Helfritz veröffentlichte dieses Foto in "Unter der Sonne des Orients" (Berlin 1931), Seite 111: "Rutbah, das Fort in der Wüste". An dieser Stelle (S. 110-112) berichtet er: "Endlich, am Abend gegen sieben Uhr, als sich der Sturm gelegt und die scheidende Sonne purpurne Töne in das einförmige Gelb gemalt hat, dann aber im gleichen Augenblick die Nacht auf die Wüste herabsinkt, nähern wir uns Rutbah, einer Festung, die die Engländer genau in Mitte zwischen Damaskus und Bagdad, mitten in der Wüste, errichtet haben. Langsam fahren wir in ein kleines Tal hinab, hier und da leuchten gespenstisch ein paar Lagerfeuer der Beduinen auf, die hier im Schutz der Engländer ruhig rasten können. Das Tor des Forts, das wir jetzt passieren, wird von bis an die Zähne bewaffneten Zuaven bewacht. Hier sammeln sich allmählich wieder alle Automobile, und eine Stunde wird uns Ruhe vergönnt. Hier stehen auch Panzerautomobile bereit, die zu besonders unsicheren Zeiten den "Convoi" bis Bagdad begleiten. In dem Dunkel der Nacht, das nur von einzelnen Lampen der Autos unterbrochen wird, wirken die langen mächtigen Gestalten der Wüstenpolizei mit ihren Dolchen und dreifachen Patronengürteln ganz unheimlich. Ein paar von ihnen sind plötzlich in Streit geraten, einer tobt wie blödsinnig, schlägt mit Händen und Füßen um sich und muß gefesselt davongetragen werden. Die Kerle explodieren bei der kleinsten Gelegenheit; ein Wunder ist's, daß nicht gleich die Dolche gezückt werden. Um acht Uhr geht es weiter. Einige Wagen sind schon vor einer halben Stunde abgefahren, andere, die später als wir eintrafen, bleiben im Fort. Der Schofför sitzt mit derselben Gleichgültig am Steuer wie am Tage. Er fährt die tausend Kilometer lange Strecke von Damaskus bis Bagdad durch in zwei Tagen und einer Nacht, ohne ein Auge zuzudrücken. Schlechte Schofföre gibt es im Orient eigentlich überhaupt nicht. Es gibt höchstens schlechte Mechaniker, die ihren Wagen nach einem Jahr kaputt gefahren haben, und gute, die ihn länger behalten. ... Von den anderen Wagen ist längst nichts mehr zu sehen. Fahles Mondlicht breitet sich über die eintönige Fläche aus, in der hin und wieder bleichende Knochen oder leere Benzintanks aufblitzen. Es mag etwa zwei Uhr sein, als wir einen schwachen Lichtschein vor uns bemerken. Beim Näherkommen erkennen wir einen unserer Wagen, der hier liegen geblieben ist ..." Hieraus ist zu entnehmen, daß Hans Helfritz 1. Im Dunkeln in Rutbah ankam und 2. Die Nacht im Auto fahrend verbrachte 3. Er also "um 8 Uhr" abends abgefahren sein muß. Wenn das korrekt ist, dann kann er dieses Foto nicht aufgenommen haben, denn es entstand bei Tageslicht !!!

(Inventarnummer 470)